Augsburg und ich passen nicht zusammen

Bekanntlich sehe ich sehr gerne Fußball und manchmal auch sehr gerne hochklassigen Fußball. Aktuell ist das im Frankenland gar nicht so einfach, da sich Fürth nur für eine Saison in die Bundesliga verirrt hatte und der FCN diese Saison auch im Mittelfeld der zweiten Liga herumdümpelt. Manchmal bin ich auch gerne auf Dorfplätzen, und am besten gefallen mir alte charmante Stadien, bei denen der Putz schon ordentlich bröckelt. Doch ab und an muss es eben auch modern sein und gut. Von Nürnberg aus leicht zu erreichen ist da Augsburg, die in dieser Saison im oberen Tabellendritten rangieren. Optimale Voraussetzungen also!

In der Arbeit schloss ich mit einem von mir betreuten Jugendlichen einen Deal ab. Er ist Fürth-Fan und um ihm eine spezielle Motivation für die Schule zu geben, schlug ich ihm eine Fahrt zu einem Auswärtsspiel der Fürther vor, wenn er ein Zwischenzeugnis ohne eine 5 nachhause brächte. Das hat er geschafft und wir checkten die Spielpläne und ich machte ihm ein paar Vorschläge. Doch dann kam er mit dem besten Vorschlag: „können wir stattdessen auch nach Augsburg fahren?“. Der Junge hat gute Ideen! Wir fahren nach Augsburg!

Ich bestelle uns Tickets für tolle Plätze hinter dem Tor und weit unten. Ich sitze der Übersicht wegen zwar gerne in den oberen Reihen, aber dem jungen Mann wollte ich ein möglichst nahes Erlebnis ermöglichen. Die Tickets steckten nach zwei Tagen in meinem Briefkasten.

Am Spieltag fuhren wir mit dem Bayernticket nach Augsburg, und wie das mit der Bahn so ist, traten bereits am Nürnberger Hauptbahnhof die ersten Komplikationen auf. Unser Zug fiel nämlich aus. Es gab aber eine Alternative, die zwar länger unterwegs ist, aber auf direktem Weg nach Ausgburg fährt, wir sparen uns also das Umsteigen. In Augsburg sind wir dann leider so spät dran, dass keine Zeit mehr für Sightseeing ist. Direkt vom Bahnhof fahren wir mit der Tram zum Stadion.

Der Fußweg von der Haltestelle zum Eingang zieht sich ganz schön, durch die Kontrolle sind wir schnell, aber innen dauert es etwas, bis ich eine Stadioncard habe, die wir brauchen um Essen und Trinken kaufen zu können und bis wir das dann tatsächlich erledigt haben. Wir gehen in Richtung unserer Plätze und müssen uns an einer ganzen Reihe von bereits sitzenden Menschen vorbei quetschen. Kurz danach ist auch schon Anpfiff.

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Augsburg spielt heute gegen Mainz, eine machbare Aufgabe sollte man meinen. Die Fuggerstädter fangen stark an und machen viel Druck, stellen sich direkt vor dem Tor aber ziemlich umständlich an, so dass nichts Zählbares heraus kommt. Nach einer halben Stunde werden sie etwas langsamer und weniger zielstrebig, das Pressing lässt nach. Das sorgt für Mainzer Raum und die sind clever genug, den Raum auch zu nutzen. Mainz gewinnt das Spiel.

Das Stadion kannte ich schon von einem Frauenländerspiel, doch mit einem Ligaspiel der Männer kann man das nicht vergleichen. Ich empfinde die Ausgänge der Blöcke als zu groß, es sieht ein bisschen so aus, als wären da Löcher in der Tribüne. Ansonsten macht Augsburg gar nicht mal so schlecht Stimmung, trotz Niederlage.

Nach dem Spiel haben wir es echt eilig. Wir haben eine halbe Stunde Zeit, um unseren Zug zu erwischen. Angesichts der Menschenmassen und dem Weg zur Tram ist das eigentlich unmöglich, also entscheide ich spontan pro Taxi, das uns zum nächstliegenden Bahnhof bringt, an dem wir direkt in unseren Zug steigen können. In Ingolstadt steigen wir dann um, genehmigen uns eine Müllermilch und erwischen gerade noch in Nürnberg unsere Anschlüsse.

Trotz der Augsburger Niederlage hatten wir einen schönen Tag. Die Anschlüsse waren gut und Augsburg ist leicht zu erreichen. Als dann die Idee aufkam, Carinas Bruder zum Geburtstag einen Trip ins Stadion zu schenken und er am eigentlich vorgesehenen Wochenende (zu einem Spiel der Eintracht in Frankfurt) nicht konnte, fiel die Wahl natürlich auch schnell auf Augsburg, zumal der Bruder sowieso Sympathien für den FCA hegt.

Augsburg spielt an einem passenden Wochenende zuhause gegen Köln und wieder bestelle ich Tickets im gleichen Block, diesmal aber weiter oben. Die zweite Reihe von oben ist es diesmal.  Erneut sind die Karten wahnsinnig schnell bei mir.

Am Tag des Events treffen wir uns früh am Nürnberger Hauptbahnhof. Sascha hat Proviant gemacht und wir haben Getränke eingepackt, so dass es im Zug erst mal ein zünftiges Frühstück für uns Drei gibt. Wir fahren wieder durch, das Umsteigen heben wir uns für den Rückweg auf.

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Diesmal ging es aber deutlich früher los und so ist in Augsburg noch etwas Zeit zur Erkundung der Stadt. Direkt am Bahnhof geht es eigentlich mit Einkaufsmöglichkeiten los und wir schlendern durch die Innenstadt. Diese wirkt auf mich zwar schön und ich freue mich, dass sie so belebt ist, irgendwie finde ich sie aber auch nicht besonders herausragend. Es wirkt alles zwar gepflegt, aber auch 0815 und ziemlich katholisch. Wir kommen dann beim Rathaus an und dort finden wir dann auch etwas schönere und verziertere Gebäude.

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In einem Augsburger Fanshop stöbern wir etwas umher, ich kaufe mir noch mal einen Pin, obwohl ich schon einen habe. Der stammt aber noch aus dem alten Rosenaustadion, das ich immer grauenhaft fand. Sascha holt sich einen wirklich schönen Schal und bekennt Farbe.

Dann ist es Zeit fürs Stadion, wir machen uns mit der Tram auf den Weg. Im Gegensatz zum letzten Mal sind wir erstaunlich schnell dort, erstaunlich schnell drin, die Karte ist erstaunlich schnell aufgeladen und wir sind erstaunlich schnell mit Snacks versorgt. Die sind übrigens sehr tauglich, ich mag besonders die rote Stadionwurst.

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Wir erobern unsere Plätze und sind begeistert. An die Höhe muss ich mich erst ein wenig gewöhnen, aber die Übersicht ist herrlich. Irgendwie sind wir allerdings viel zu früh im Stadion. Für mich alleine eine recht typische Zeit, für mit mehreren Leuten aber sehr früh. Auf diese Weise bekommen wir aber mit, wie sich das Stadion füllt und die ersten Gesänge ertönen, wie sich die Teams aufwärmen und dergleichen. Ich springe nochmal schnell los und hole ein Stadionheft für Sascha und eines für mich. Ein bisschen Bewegung muss ja sein.

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Das Spiel verläuft heute ähnlich wie bei meinem letzten Besuch. Augsburg fängt stark an, kann die Überlegenheit aber nicht in ein Tor oder gar mehrere verwandeln. Es ist zwar ab und zu gefährlich, aber der Ball landet halt nicht im Tor. Köln steht hinten sehr geschickt und macht das mit dem Konterspiel wirklich gut. Nach einer halben Stunde lässt Augsburg nach, es wird weniger Druck entwickelt, weniger gepresst, langsamer gespielt. Das ganze Spiel wirkt viel zu behäbig. Ein paar mal wird es sogar richtig gefährlich für das Ausgburger, aber auch Köln scheint nicht in der Lage zu sein für ein Tor. Das ist wirklich tragisch besonders für mich.

Mein letztes 0:0 erlebte ich im Jahr 2011 in Bautzen. Überhaupt erinnere ich mich an diese Mistergebnisse immer besonders gut. 2007 gab es gleich zwei solcher Spiele nacheinander. Erst spielte Cottbus in Berlin, das Spiel war wirklich grottig und ich war sehr enttäuscht vom Trip nach Berlin. Kurz danach gab es noch ein 0:0 in Aue gegen St.Pauli. Im November 2008 war ich in England euphorisch, ich besuchte West Ham, und die bedankten sich bei mir mit einem Spiel ohne Tore. Seitdem hatte ich eine unglaubliche Serie, sage und schreibe 4 Jahre lang sah ich kein einziges torloses Unentschieden mehr. Irgendwie war ja auch klar, dass es eines Tages dazu kommen musste, und das war eben heute der Fall. Meine schöne Serie ist gerissen. Ich bin gespannt, wie lange es zum nächsten 0:0 dauert.

Nach dem Spiel machen wir uns via Tram wieder auf den Weg zum Hauptbahnhof. Wir nehmen einen späteren Zug als beim letzten Trip und fahren gemütlich über Ingolstadt nach Nürnberg. Dort findet dann die Blaue Nacht statt, aber das hat ja mit Augsburg nichts zu tun.

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