Das Inselparadies Gili Air

6. September 2017
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Im letzten Jahr verbrachten wir unsere Flitterwochen hauptsächlich auf Bali, ein paar Tage aber auch auf der kleinen Insel Gili Air. Diese liegt zwischen Bali und Lombok, deutlich näher an Lombok. Erreichbar ist sie genau wie ihre beiden Schwesterninseln Gili Trawangan und Gili Meno nur via Speedboot oder Fähre. Es gibt einige Abfahrtsorte auf Bali, die kürzeste Distanz  hat Amed.

Gili Trawangan ist die größte der drei Inseln und wird überall nur Gili T genannt. Die Insel ist ungefähr der Ballermann für Australier, ebenso wie das balinesische Kuta. Schon alleine deswegen entschieden wir uns gegen einen Aufenthalt dort. Von Gili Meno widerum hört man, dass es sehr verschlafen und zu still wäre, und ein bisschen Action wollten wir dann ja doch. Gili Air schien uns die perfekte Mischung zu sein, deswegen verbrachten wir drei Nächte auf der kleinen Insel.

Vor ungefähr einem Jahr habe ich schon einmal Bilder gepostet, aber wie es denn nun eigentlich war, das habe ich noch nicht erzählt. Höchste Zeit würde ich mal sagen!

Recht spektakulär begann es bereits mit der Anfahrt. Von Tulamben aus teilten wir uns ein Taxi mit zwei französischen Touristen, die im selben Hotel wohnten wie wir. Französische Touris auf Bali waren ungefähr genauso zum Abgewöhnen wie italienische Touristen auf Malta, aber es gibt eben aus jeder Nation Menschen, die sich nicht benehmen können. So schwiegen wir auch die meiste Zeit der Fahrt von Tulamben nach Amed, von wo aus die Speedboote starten sollten.

 

Wir stellten uns im Vorfeld einen kleinen Hafen vor, merkten aber schnell, dass wir damit absolut falsch lagen. Der Hafen besteht aus einer Bucht. Das wars. Die Boote legen so nah wie möglich am Strand an und man geht durchs Wasser ins Boot und klettert dort hinauf und hinein, teilweise am ganzen Boot außen entlang auf der Reling. Mehrere Firmen fahren die gleiche Strecke, der Checkin ist der gleiche Ort. Ein kleiner Durchgang zwischen Tauchbasis und Café, wo Jemand mit Papier in der Hand sitzt und die Namen abfragt. Unsere Tickets haben wir über unser Hotel gebucht und dort auch direkt bezahlt, so dass schon Alles erledigt war. Unser Gepäck wollten wir eigentlich selber tragen, hatten aber keine Chance. Das allerdings war bei allen Gepäckstücken so und gehört zum Service, keine Trinkgeld-Abzocke! Die einheimischen Taxifahrer und Träger klärten alles untereinander und das Gepäck wurde nach Bootsfirma und Insel getrennt auf Haufen am Strand gestapelt. Da unser Boot deutlich Verspätung hatte, konnten wir einige Male zusehen, wie Entladen und Beladen sowie Einsteigen funktioniert. Der größte Hingucker jedoch war das Tanken!

Haufenweise Frauen karren Kanister mit Benzin auf ihren Köpfen und bringen leere Kanister zurück zu einem Haus am Pseudohafen. Bei diesen Temperaturen unheimlich harte Arbeit! Die Frauen zurren auch das Boot mit Seilen fest und tragen das Gepäck der Touristen, beinahe ausnahmslos Backpacker. Ich kann vorweg nehmen, dass wirklich alles dort hingepackt wurde, wo es hin sollte, das für uns chaotisch wirkende System funktioniert also.

Im Boot fing dann das Übel an – im wahrsten Sinn des Wortes. Für mich war das Geschaukel vor der Abfahrt schon schwer auszuhalten, als das Boot noch in der sicheren und geschützten Bucht lag. Die Sitzreihen waren unheimlich eng, so dass meine Knie gegen die vordere Sitzbank anstießen, und das bei einer Körpergröße von 170cm. Stellenweise kann man auf den Booten Fenster öffnen, sie sind einfach aufschiebbar. Wir saßen genau an einer Öffnung, und das war auch gut so. Zwar sind die Boote hinten offen, aber Luft zirkulierte trotzdem kaum. So konnte ich mein Gesicht nach außen pressen und möglichst den Horizont betrachten. Sobald man aber unterwegs ist, kann man diese Methode getrost vergessen. Das Boot fährt unheimlich schnell und schlägt oft sehr hart auf, Gischt spritzt höher als das Boot hoch ist. Wenn man das Fenster nicht schließt, ist man innerhalb von Sekunden klatschnass.

Die Fahrt trug natürlich nicht zur Besserung bei. Das Wetter meinte es zudem auch nicht gut mit uns, und die sowieso als relativ unangenehm bekannte Überfahrt war auch noch mit Wind gesegnet. Mir war kotzspeiübel und Carina etwas später auch. Und dann versagten plötzlich die Motoren. Das Boot war durch eine Seegraswiese gefahren und die Rotoren alle ausgegangen. Es dauerte einen Moment, bis sie wieder angeworfen werden konnten. Das bedeutete auch, dass das Boot in den Wellen noch mehr hin und her schaukelte. Die ersten Tüten wurden verteilt und benutzt und Carina neben mir war kreidebleich und hätte die Tüte auch um ein Haar benötigt. Wir waren froh, als wir auf Gili Air nach ungefähr einer Stunde Höllenqualen wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Bei mir hat sich dieser schwankende Zustand allerdings die komplette Zeit auf Gili Air nicht mehr gelegt. Sobald ich vom Strand aufs Meer geschaut habe oder vom Café aus – mir wurde sofort schwindlig und schlecht.

Untergebracht waren wir im Osten der Insel direkt an der Küste. Auf Gili Air gibt es nur wenige Unterkünfte, die nicht an der Küste liegen. Im Biba Beach Village waren wir recht preisgünstig untergebracht und die Bilder versprachen trotzdem eine tolle Unterkunft. Lustig ist der Hinweis auf der Buchungsplattform, dass die Parkplätze kostenfrei zu nutzen seien. Welche Parkplätze? Mit welchen Fahrzeugen? Unsere Unterkunft wird von einem italienischen Ehepaar geführt, doch bei unserer Ankunft sind gerade beide unterwegs. Wir werden von einem sehr lieben und immer bemühten und aufmerksamen Angestellten eingecheckt. Unser Zimmer entpuppt sich als miniklein, aber im Prinzip ist das nicht schlimm, wir wollen es ja auch nur zum Schlafen benutzen und den Rest der Zeit am Strand und im Wasser verbringen.

So ziehen wir auch sehr schnell wieder los und schlendern von Bar zu Bar. In der ersten Bar nehmen wir einen Snack zu uns, denn Mittagessen hatten wir keines. Wir teilen uns Bruschetta und genießen die Fruchtsäfte. Und mal abgesehen davon, dass mir immer noch schlecht ist, kann man nun wieder entspannen.

Zunächst aber war nach etwas Shopping und Schlendern und einer weiteren Saftbar Zeit für ein Abendessen. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir die balinesischen Standardgerichte bereits nicht mehr unbedingt sehen, obwohl wir sie generell gerne essen. In den Restaurants wurden jedoch immer nahezu die gleichen Varianten angeboten, nur wenig Abwechslung hatten wir daher im Verlauf der fast drei Wochen. Dieser Abend aber war noch einmal ein kulinarischer Genuss. Und auch wenn es Wellen waren, der Blick war wirklich toll. Die Tische direkt am Strand im Sand, vor uns nur noch ein paar Sitzsäcke und Laternen. In der Ferne die Insel Lombok sichtbar, ansonsten nur Meer und Himmel. Dieser zog abends immer mit Wolken zu, was aber nichts an der Wärme änderte.

Gili Air hatten wir uns ja ausgesucht, weil wir eine Mischung aus Läden, Bars und Ruhe haben wollten. So ganz gelungen ist uns diese Mischung mit der Wahl unseres Zimmers allerdings leider nicht. Unser Häuschen lag im letzten Winkel der Anlage und diese grenzte an eine benachbarte Bar. Dort lief lange und laut Musik. Das wäre noch auszuhalten gewesen, wenn es sich nicht anscheinend um Themenabende gehandelt hätte. Einen Abend lang lief nur Bruno Mars, einen Abend nur Adele. Kann man ja vielleicht mal hören, aber wenn sich die Songs zum dritten und vierten Mal wiederholen wird es ätzend, vor Allem wenn man eigentlich schlafen will.

Der erste volle Tag sollte zum Erkunden der Insel dienen. Wir wollten sie einmal zu Fuß umrunden, und das sollte in ungefähr zwei Stunden machbar sein. Zuerst aber genossen wir ein reichhaltiges und hervorragendes mediterranes Frühstück. Welche Wohltat, einmal kein Mie Goreng zu frühstücken!

Ich hatte Wasserschuhe an Bord, Carina jedoch nicht. Sie wollte also welche kaufen. Wir gingen im Uhrzeigersinn los und hielten bei tatsächlich jedem auch nur halbwegs aussichtsreichen Laden. Als wir starteten waren die Temperaturen noch in Ordnung, doch sehr schnell wurde es wirklich heiß. Carina litt dann teilweise wirklich, weil sie barfuß unterwegs und der Sand sehr heiß war. Sie sprang so weit möglich von Schatten zu Schatten. Und nirgends gab es Wasserschuhe! Erst im letzten Laden, also direkt neben unseren Bungalows fanden wir welche. Wären wir mal in die andere Richtung gestartet!!

Auf Grund der hohen Temperaturen machten wir auch sehr viele Pausen, kehrten einige Male ein und tranken Wasser, Lemon Squash (eines unserer favorisierten Getränke), Lemon Eistee und Wassermelonensaft. Auf diese Weise lernten wir auch mehrere Bars kennen, und einige davon waren wirklich schön. Die Umrundung zeigte uns, dass wir uns schon ungefähr den richtigen Platz ausgesucht hatten für die Wahl der Bungalows. Zwar war die Westseite mit höherklassigen Unterkünften gesegnet, aber dort war auch deutlich weniger los. Die höchste Dichte an Leben befindet sich im Südosten, am Nordstrand ist so gut wie gar nichts. Auch wurde deutlich, dass Gili Air gar nicht so beschaulich und klein ist, sondern auch schon unheimlich touristisch erschlossen. Dennoch verläuft alles sehr entspannt und die Menschen haben Zeit und ein Lächeln im Gesicht.

Am Nachmittag kamen wir auf die schlaue Idee, dass wir schnorcheln gehen könnten. Dabei war das Wasser weg! Ebbe und wir Helden wollen schnorcheln. Man kann ja etwas hinaus laufen, dachten wir uns. Einfacher gesagt als getan! Auf den Gilis wurde früher mit Dynamit gefischt, weswegen die Korallenriffe sehr zerstört sind. Sie bestehen eigentlich nur noch aus abgestorbenen Skeletten und tonnenweise zerbrochenen Korallenstückchen. Und über diese mussten wir gehen, mit offenen Flossen. Das wiederum war wirklich schmerzhaft, denn die kleinen scharfkantigen Teilchen schnitten uns die Füße auf. Carina stellte sich etwas geschickter an als ich. Als wir es dann endlich geschafft hatten, beobachteten wir relativ lange eine Schildkröte beim Fressen. Diese wurde allerdings ständig von zwei anderen Schnorchlern gestört, die sie sogar packten und nach oben zogen, alles für ein Video oder Selfie. Eine absolute Frechheit! Ansonsten wurde beim Schnorcheln sehr deutlich, wie kaputt die Riffe hier sind. Als wir uns entschieden das Wasser wieder zu verlassen, war Alles noch viel schlimmer. Das Wasser kam nämlich langsam zurück. Scharfkantige Korallenteilchen in den Flossen und Wellen. Mit diesen hatte ich in Tulamben ja schon ganz schlimme Erfahrungen gemacht und daher kam schnell Panik auf. Ich beschloss zeitweilig sogar, dass ich nun einfach für immer im Wasser bleiben würde und schwamm weiter hinaus, aus Angst vor den Wellen. Rückblickend kann ich nur den Kopf schütteln, denn diese Wellen hier waren echt klein und nichts im Vergleich zu denen, die mich in Tulamben mit kompletter Tauchausrüstung auf dem Rücken umwarfen und dann mehrfach überspülten, sobald ich mich halbwegs wieder orientiert hatte. Am Ende habe ich es dank der Hilfe meiner geduldigen Frau aus dem Wasser geschafft.

Das war genug Action für den Tag und am Abend lagen wir vor unseren Bungalows auf Liegen, lasen und genossen die Zeit, tranken Tee und Säfte. Und dann war Zeit fürs Abendessen, und wir taten es tatsächlich. Wir aßen Italienisch! Die Hausherrin steht hier nämlich in der Küche und zaubert italienische Köstlichkeiten. Es gibt selbst gemachte Gnocchi und hervorragende Pasta! Wir sind ebenso begeistert wie beim Früshtück, oder sogar noch eine Nummer mehr. Und wir freuten uns bereits auf den nächsten Tag!

Wir haben uns ein Tauchcenter empfehlen lassen, und buchten dort einen Trip. Wir sahen auch ein paar Menschen mit ihren Gerätschaften direkt vom Strand kommen und wunderten uns schon über die genannte Zeit, die veranschlagt wurde. Früh da sein ist ja völlig klar, aber es hieß, dass man erst gegen Mittag wieder zurück wäre nach dem ersten Tauchgang. Uns war nicht klar, warum ein Tauchgang vier oder fünf Stunden dauern soll, wenn man nur eine einzige Flasche auf dem Rücken hat. Doch das sollten wir am nächsten Tag noch erfahren.

Etwas müde dank Bruno Mars traten wir also am nächsten Morgen zum Tee an. Frühstück vor dem Tauchen und so früh am Morgen haben wir schon in Tulamben nicht hinbekommen und ebenso wenig auf Gili Air. Wir verabredeten, dass wir unser Frühstück nach dem Tauchen bekommen würden, auch wenn es möglicherweise etwas außerhalb der Frühstückszeit wäre. Die Meter zum Tauchcenter waren schnell erledigt, wir bekamen unsere Ausrüstung zugewiesen und einen Guide sowie ein weiteres Buddyteam. Vier Leute und ein Guide, das ist noch okay. Mit der Ausrüstung an sich war ich recht zufrieden, nicht aber mit dem zur Verfügung gestellten Blei. Aus Erfahrung tauche ich mit fünf bis sechs Kilo Blei, wenn ich eine Stahlflasche habe. Hier bekam ich nur vier Kilo mit einer leichteren Alu-Flasche, meine Bitte um mindestens ein fünftes Kilo wurde ignoriert. Ich würde es schon mit vier Kilo schaffen.

Dann gab es eine kurze Information über den Tauchplatz namens Halik. Dieser lag vor Gili T. Gili T? Wir sind hier aber doch auf Gili Air?! Nach Gili T würden wir mit dem Boot fahren. Wenn man mir das im Vorfeld gesagt hätte, hätte ich gar keinen Tauchgang gebucht, denn bereits beim Wort Boot wurde mir übel. Nun nahm ich das eben irgendwie hin. Halik vor Gili T also. Dort sollten wir zwei verschiedene Arten von Schildkröten treffen und möglicherweise Babyhaie. Etwas tiefer sind so gut wie immer Riffhaie vorhanden und auch Adlerrochen, doch mit dem Ausbildungsstand unseres Teams und ohne Tauchlehrer kam ein tieferer Tauchgang nicht in Frage. Was uns nicht gesagt wurde: es handelt sich um einen Strömungstauchgang. Was uns auch nicht gesagt wurde: wie man sich dabei am besten verhält.

Dass man als Gruppe zusammen bleibt versteht sich von selbst, ist bei Strömung aber manchmal gar nicht so einfach. Die geringste Strömung hat man so nah wie möglich am Riff. Ansonsten legt man sich ins Wasser und lässt sich am Riff entlang treiben. So etwas sollte man zumindest vorher mal gesagt bekommen, damit man sich darauf einstellen kann. Wir waren darauf gar nicht gefasst und hatten Anpassungsschwierigkeiten. Die größten Probleme jedoch hatte ich mit dem Abtauchen an sich. Vier Kilo waren eben einfach zu wenig. Ich musste richtig kämpfen und mit den Flossen nachhelfen, damit ich überhaupt nach unten kam. Den Guide hat das reichlich wenig interessiert, im Gegenteil: nach dem Tauchgang hat er mich noch blöd angeraunt, dass ich eben mehr hätte arbeiten müssen mit den Flossen. Für Nichttaucher: man benutzt die Flossen eigentlich gar nicht zum Abtauchen. Je mehr man arbeitet, desto mehr Luft verbrät man ja auf Grund der Anstrengung, und desto weniger Luft ist zum Tauchen noch in der Flasche.

Am Ende habe ich es doch geschafft, aber das Gefühl von Kontrolle über den Tauchgang hatte ich die ganze Zeit nicht. Der Kampf mit dem Auftrieb, der Kampf mit der oder gegen die Strömung und die Schwierigkeit mit dem Team zusammen zu bleiben, was man ja nicht alleine beeinflussen kann. Der Guide zeigte uns immerhin tatsächlich einen Babyhai, der unter einer Korallenformation lag. Er ist auf dem Foto nur schwer zu erkennen, aber wenn man es weiß, erkennt man ihn auch. Vier Leute bekamen den Hai gezeigt, und die andren drei mussten währenddessen wie verrückt gegen die Strömung kämpfen, damit man noch als Team unter Wasser war. So dauerte es auch gar nicht so lange, bis der Tauchgang wieder zuende war. Er brachte ein paar Schildkröten und einen Babyhai. Immerhin war das mein erster Hai. Carina muss auf ihren ersten Hai noch warten, hat sie ihn doch nicht gesehen, obwohl auch sie in die Spalte spähte.

Als wir wieder auftauchten, setzte der Guide kurz vorher eine Boje, so dass uns das Boot recht schnell wieder einsammeln konnte. Es handelte sich um eine Art Fischerboot mit Holzbefestigungen an der Seite, ähnlich wie bei einem Katamaran. Eine Leiter zum Einsteigen? Fehlanzeige. Ins Wasser kamen wir mit der Rolle rückwärts vom Bootsrand, Carinas erstes Mal auf diese Weise und gut gemeistert. Um wieder ins Boot zu kommen mussten wir zunächst unsere Ausrüstung ausziehen. Die Flasche ist an einem Jacket befestigt und leicht loszuwerden. Sie wurde von Mitarbeitern bereits auf das Boot gehievt. Die Flossen sind ebenso kein Problem. Nun noch der Bleigurt, denn je weniger Gewicht man hat, desto einfacher wird die Rückkehr ins Boot. Ich ziehe also meinen Bleigurt aus und überlege, wie ich den nun nach oben reichen kann, ohne dass mir das Blei vom Gurt rutscht. Also entscheide ich, erst mit den Füßen wie beim Seilhüpfen über den Gurt zu steigen und ihn dann vor mir zu haben. Dabei bleibe ich jedoch mit dem Fuß hängen und reiße mir den ganzen Bleigurt aus der Hand. Und weg war er. Ich kassiere den nächsten Anschiss. Wir schaffen es wieder ins Boot. Und dann fängt mein Albtraum wieder an.

Wir müssen auch noch andere Taucher einsammeln, denn auf dem Boot waren schätzungsweise 30 Mann und die wollten schließlich alle wieder zurück. Es dauerte Ewigkeiten, bis wir alle Gruppen wieder hatten. Währenddessen schaukelte und schaukelte es und ich übergab mich zwei Mal ins Meer.

Die Nachbesprechung des Tauchgangs war ein Witz, und so beschlossen wir, dass wir den für den Nachmittag geplanten zweiten Tauchgang nicht antreten würden. Immerhin mussten wir ihn auch nicht zahlen, nachdem wir bei der Basenverwaltung erzählt haben was los war. Zumal ich Nitrox wollte, Nitrox auf der Rechnung stand, aber Luft drin war. Doch auch das wurde dann geändert. Wir hatten auf Bali einen wirklich guten Tauchguide und den auch sehr großzügig mit Trinkgeld bedacht, doch dieser Guide hier hatte keinen Cent verdient. Er hatte im Vorfeld grade mal die Hälfte erklärt, die wichtigen Sachen aber weggelassen. Auf die Bedürfnisse seiner Taucher achtete er nicht. Unsere Anstrengungen waren ihm egal und er stellte einen hinterher noch als zu blöd zum Tauchen hin. Damit es Anderen nicht ebenso geht: wir waren bei Manta Dive Gili Air.

Wir waren erst gegen 13 Uhr wieder in unserer Herberge, und dennoch bekamen wir noch unser Frühstück! Das tat dann enorm gut und wir waren sehr glücklich darüber. Hatten schon nicht mehr damit gerechnet und hätten auch vollstes Verständnis für ein Nein gehabt. So haben wir uns aber schnell wieder von dem miserablen Tauchgang erholt. Ich habe von anderen Leuten viel Positives über Tauchen auf den Gilis gehört und ich kann es mir eigentlich auch sehr gut vorstellen, wenn die Bedingungen passen. Wer weiß, vielleicht kehren wir einmal zurück und probieren es noch mal, allerdings definitiv nicht mehr in dieser Tauchbasis.

Viel Action gab es an diesem Tag nicht mehr für mich, ich war einfach platt. Ich schlief und las am Strand. Carina machte sich tatsächlich noch einmal auf zum Shoppen und brachte Armbändchen mit und eine Hose. Ansonsten aber wurde einfach gechillt und vom Tauchgang erholt. Am Abend genossen wir erneut italienische Kost, welch Wohltat! Auch die Bewirtung war wunderbar herzlich und die Gastgeber wirklich um das Wohl der Gäste besorgt. Dabei wurde teilweise eine Art Lehrling eingesetzt, der einige Dinge noch nicht wusste und auch sprachlich nicht verstand. Er holte sich aber immer Hilfe, wenn sie nötig war. Wir sind da ja unproblematisch, aber man entschuldigte sich tausend Mal, wenn nicht alles innerhalb von Sekunden erledigt war.

Erwähnenswert an unserer Unterkunft ist die nur für Bungalowgäste reservierte Sonnenterasse am Strand. So hat man auf jeden Fall immer Platz und auch seine Ruhe. Und für uns natürlich ganz besonders sind die vielen Katzen. Es gibt einige Streunerkatzen auf Gili Air, aber hier haben viele Samtpfoten ein dauerhaftes Zuhause gefunden. Sie werden gefüttert, teilweise medizinisch behandelt und teilweise auch kastriert. So gut wie hier haben sie es sonst nicht auf der Insel. Katzenfreunde sind hier also richtig.

Am letzten Tag sollte unser Speedboot zurück nach Bali gegen Mittag gehen. Wir frühstückten also in Ruhe und checkten aus. Man wollte uns eine Pferdekutsche organisieren, doch irgendwie klappte das nicht so recht. Ich wurde immer unruhiger. Zwar kannte ich inzwischen auch die balinesische Unpünktlichkeit, doch wir hatten nur noch 25 Minuten bis zur Abfahrt. 20. Keine benutzbare Kutsche weit und breit. Der Hotelangestellte telefoniert und sagt, dass gleich eine kommt. 15. Er hält eine Kutsche an, die bereits besetzt ist und bittet den Fahrer, danach zu uns zu kommen (warum, wenn doch gleich eine kommt?). Die Kutsche kommt nicht zurück. 10. Und dann spielen die Gedanken verrückt. Was ist, wenn ausgerechnet heute einmal ein Speedboot pünktlich ist? Wenn es ohne uns abfährt? Wir dann am nächsten Tag den Flieger nachhause nicht bekommen würden? Kurzerhand entscheiden wir, dass wir nun nicht mehr warten sondern den Weg laufen werden.

Wir wählen den Weg mitten durch die Insel. Wir gehen davon aus, dass wir schneller sind, wenn wir nicht an schlendernden Touristenmengen vorbei müssen. Gili Air war der Faktor, mit dem ich Carina zum Backpack überredet habe. Auf einer Insel ohne richtige Straßen ist ein schwerer Rollkoffer eine blöde Idee, das sahen wir bei vielen anderen Touristen. Mit geschulterten Backpacks war alles kein Problem. Auf Gili Air gibt es nur Fahrräder und Pferdekutschen, nichts Motorisiertes. Da wir nun eilig unterwegs waren und definitiv laufen mussten, waren wir Beide auch sehr froh über diese Wahl.

Der Hafen auf Gili Air ist ein Steg, aber die Boote kommen nicht nur am Steg an sondern landen ebenso wie in Amed auf Bali so nah wie möglich am Strand und die Leute steigen durch das Wasser aus und ein. Wir finden einige Gesellschaften, unsere auf dem Ticket vermerkte aber nicht. Wir fragen an einigen Ständen, und Jeder sagt uns „einfach hier warten“. Ich habe Angst das zu glauben, denn wie bereits gesagt, könnten wir unseren Flug verpassen, wenn wir das Boot nicht bekommen. Ich laufe also etwas hin und her, finde aber keine andere Aussage. Am Ende warten wir eben doch einfach zwischen Hunderten mit Koffern und Rucksäcken. Irgendwann kommt das Boot dann doch, es hat sogar noch etwas mehr Verspätung als auf dem Hinweg. Alles Hetzen war also umsonst, wir hätten noch fast zwei Stunden auf eine Kutsche warten können. Die Rückfahrt geht über Lombok, dort warten wir beinahe eine halbe Stunde ohne erkennbaren Grund und fahren dann doch weiter. Mir ist das unerklärlich, weil wir ja eh schon zwei Stunden zu spät dran sind.

Wieder auf Bali angekommen werden wir von unserem Fahrer Madya freudestrahlend empfangen. Ob wir noch irgendwo halten wollen oder einfach nach Sannur? Wir wollen nirgends mehr halten, wir sind platt von der Fahrt und schlecht ist uns natürlich auch, wenn auch nicht so schlimm wie bei der Hinfahrt.

Doch was ist nun unser Fazit über Gili Air?

Im ersten Moment waren wir etwas enttäuscht. Wir hatten es uns etwas idyllischer vorgestellt, vielleicht hätten wir uns doch für Gili Meno entscheiden sollen. Als großes Manko empfanden wir vor Allem die Fahrt mit dem Speedboot. Unsere Unterkunft an sich war toll, aber wir hätten ein größeres Zimmer wählen sollen. Und auf Gili Air gibt es keine Trinkwasserversorgung. Geduscht wird auch mit Salzwasser, das in Tanks gelagert und chemisch behandelt wird. Wer auf Luxus aus ist, der sollte nicht auf die Gilis. Die Zeit zum Entspannen und zum Schlendern haben wir aber gut für uns genutzt, viele exotische Säfte und Shakes probiert und richtig lecker gegessen.

Im Nachhinein rückblickend war es toll! Weißer Sandstrand, warmes Wasser, exotische Früchte und einfach nur Zeit zum Relaxen. Nichts vor, keine Termine, keine Besichtigungen, kein Hetzen. Haufenweise Zeit, und diese zur freien Verfügung. Heute würde ich Manches anders machen. Ich würde eine andere Tauchbasis wählen und ich würde nicht schnorcheln gehen. Aber Gili Air würde ich definitiv wieder besuchen.

Auch auf Gili Air gibt es so Anwandlungen, wie man sie von Gili T gehört hat. Eine Bar, in der man sich Pilze an der Theke bestellen kann. Und ich spreche nicht von Champignons. Technobeats. Doch es gibt auch die schönen und liebevoll geführten kleinen Bars direkt am Strand, herrliches Meer und Sonne. Und es gibt wie schon gesagt haufenweise Zeit. Ich glaube, wir waren zu kurz auf Gili Air. Wenn ich heute wieder buchen würde, würde ich uns mehr Zeit für die Gilis geben. Wenn wir drei Monate Zeit hätten, könnten wir gerne zwei Wochen auf den Gilis verbringen. Ich glaube, das wäre ein ganz gutes Maß.

Auch für kürzer darf man die Gilis ruhig gesehen haben. Doch je mehr Zeit man mit bringt, desto besser kann man die Seele baumeln lassen. Und dafür waren wir nicht bereit genug oder haben es zu spät realisiert. Oder waren einfach noch zu sehr von der Anfahrt beeinflusst. Ich sehe sehr gerne aufs Meer, aber wenn dabei Alles anfängt zu rotieren um einen herum, dann schaut man halt doch wieder weg. Auch daraus lerne ich aber! Nächstes Mal geht ein Flug nach Lombok und die Überfahrt wird dadurch extrem viel kürzer.

Rückblickend war es trotz der Negativpunkte eine klasse Zeit und defintiv wertvoll! Die Gilis sind ein Paradies, man muss nur wissen wie! Und Jeder, der abschalten möchte, der wird hier Möglichkeiten dazu finden!

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