USA

Death Valley

11. Februar 2014
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Von Vegas aus fahre ich mit dem Mietwagen Richtung Beatty. Beatty liegt an der Grenze des Death Valley National Parks und bietet mir deutlich günstigere Unterkünfte. Ich wollte ursprünglich mitten im Valley schlafen, doch in Furnace Creek hätte mich eine Übernachtung in einem simplen Zimmer 250 Dollar gekostet. In Panamint fand ich dann etwas Günstigeres, allerdings in einem Zelthaus. Ich hatte es schon gebucht, als mir Beatty ins Auge sprang. Dort fand ich ein Motel 6 und reservierte sofort. Panamint wurde umgehend wieder storniert.

Das Fahren in den USA ist sehr gemütlich. Ich vermutete, dass mir das Tempolimit und Dahinschleichen auf die Nerven gehen würde, doch dem ist gar nicht so. Ich bin so viel mit den Blicken rundherum beschäftigt, dass ich das Tempo für genau richtig halte. Außerdem ist die Art und Weise der Autofahrer hier entspannter. Es gibt kein Gehupe, kein Reindrängeln, kein Auffahren. Alles in Allem ist das Fahren sehr angenehm, wenn auch am Anfang noch etwas ungewöhnlich und unübersichtlich direkt in Vegas mit all den Autobahnspuren. Ich habe nicht gezählt, schätze jetzt aber mal sieben oder acht. In eine Richtung.

Sobald ich Las Vegas hinter mir gelassen habe wird es kleiner und leerer und ich kann sofort die Natur genießen, denn auch in Las Vegas beginnen die Berge genau an den Grenzen der Stadt bzw die Stadt liegt in einem Kessel von Gebirgszügen. Sofort genieße ich meine Fahrt, die von Kilometer zu Kilometer besser wird. Nach ungefähr der Hälfte der Strecke lege ich einen Stop an einer Autobahnraststätte ein, ein kleines gemütliches Nestchen, keine große Kette. Das ist für mich sehr ungewöhnlich, da ich lieber lange Strecken am Stück fahre als sie zu unterbrechen, und eine so kurze Strecke wie von Las Vegas nach Beatty würde ich im Normalfall nie unterbrechen. Anscheinend ist die Gemütlichkeit aber auch sofort bei mir eingekehrt, oder aber ich brauche sie nach dem Spektakel in Las Vegas. Den Grund habe ich noch nicht so ganz herausgefunden.

In Beatty angekommen finde ich mein Motel ohne Probleme. Beatty ist ein Nest, und besteht im Großen und Ganzen aus zwei Straßen. Ich will einchecken und man stellt fest, dass ich für Sonntag, den 9. März gebucht habe. Heute ist aber Sonntag, der 9. Februar. Allerdings alles kein Problem, es gibt freie Zimmer. Alles Andere hätte mich auch gewundert in einer Nichtreisezeit. Man storniert meine Märzbuchung und checkt mich im Februar ein, also alles wunderbar und ich beziehe mein Zimmer, mit dem ich absolut zufrieden bin.

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Dann geht es sofort wieder los. Ich will schließlich ins Death Valley und auf dem Weg dahin lege ich noch einen Stop in Rhyolite ein. Rhyolite kennt mein Navi nicht. Nun ja, es ist eben eine Geisterstadt, die mag vielleicht nicht verzeichnet sein. Später stellt sich heraus, dass mein Navi auch Primm nicht kennt, und das ist alles Andere als eine Geisterstadt. Alamo, was habt ihr denn für Navis (es ist ein Garmin, und von Garmin war ich bisher überzeugt)?

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Rhyolite zu finden ist aber auch ohne Navi sehr einfach, denn ich weiß grob wo es liegt und es ist gut beschildert. In Rhyolite gibt es noch drei „gut“ erhaltene Gebäude (die gegen eine weitere Zerstörung eingezäunt sind), der Rest besteht aus absoluten Ruinen. Irgendwie bizzar, so mitten in der Wüste eine Ruine stehen zu haben. Mich fasziniert der verrostete Union Pacific Container und vor Allem das Flaschenhaus. Es gibt hier ein Haus, dessen Wände aus Flaschen gemacht sind. Ich will mir nicht vorstellen, wie kalt das Haus im Winter ist und auch nicht wie heiß es darin im Sommer ist. Aber es sieht toll aus. Ein absoluter Lost Place hier.

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Im Anschluss geht es weiter ins Death Valley. Ein großer Stein markiert den Eingang. Dass ich hier wieder kalifornischen Boden betrete merke ich erst bei der Rückfahrt, als ich per Schild wieder in Nevada begrüßt werde. Interessant ist, dass man einige Meilen ins Death Valley hinein fahren kann, bis man an den Automaten zum Bezahlen der Nationalparkgebühr kommt. Bis dahin hat man schon Einiges gesehen. Und bis dahin ist man schon einige Meilen bergab gefahren. Ich kaufe einen Vehicle Pass für 7 Tage, das ist die kleinste Version. Dann fahre ich noch ein paar Meilen weiter hinein, also weiter bergab. Die Ausblicke sind nach jeder Wegbiegung und eigentlich pausenlos absolut faszinierend. Ich bin beeindruckt von der Natur und von der Leere und Weite hier. Während der zwei Stunden, die ich im Nationalpark unterwegs bin kommen mir zwei Fahrzeuge entgegen. Als die Sonne beginnt unterzugehen kehre ich um und fahre zurück nach Beatty.

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Dort kehre ich in einem richtigen Saloon ein, dem Sourdough Saloon. Zu essen gibt es erst ab 18 Uhr, ich muss noch zwanzig Minuten warten. Der Saloon ist irgendwie faszinierend. Ein bisschen ranzig und es riecht nach Rauch, meine Klamotten stinken hinterher ziemlich. Es läuft Countrymusik und überall an den Wänden hängen Schilder und vor Allem: beschriftete Dollarnoten. Ich trinke ein Michelob (yeah!) und warte auf das Essen, bis mir Jemand auf die Schulter tippt. Ein Herr mit Cowboyhut im Alter von ca 65 Jahren fragt mich, ob ich diesen Song kenne. Ich verneine und er will ihn mir zeigen. Ich lasse mich drauf ein und wir tanzen einen Song lang quer durch den Saloon. Am Ende bedankt er sich für den Tanz und ich setze mich wieder. Meinem Boyfriend soll ich nichts erzählen und ich schweige lieber dazu. Im „normalen Leben“ wäre ich hier vermutlich nicht eingekehrt, doch auf Reisen will ich auch Land und Leute kennen lernen, und hier finde ich einige Einheimische. Alle sind deutlich älter als ich, aber das macht nichts. Die ungefähr 60jährige Dame, die mich dann beim Essen (dafür muss ich in den Nebenraum, der mit seinen Plastiktischdecken und Bistrotischen dann ganz anders wirkt als der Hauptraum) bedient, hat hier heute ihren ersten Tag und ich wünsche ihr Glück. Auch mit ihr komme ich ein wenig ins Gespräch und durch sie auch mit dem polnischen Paar an meinem Nachbartisch. Dann reicht es mir wieder an Konversation und meine Mahlzeit habe ich auch beendet, so dass ich mich wieder auf den Weg ins Motel mache.

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Ich habe viele Münzen über und kombiniere dies mit der Idee, mir gegen meinen Durst etwas aus dem Getränkeautomaten zu holen. Doch leider ist dort jedes Fach leer. Ich weiß, dass es einen weiteren Automaten im Erdgeschoss gibt und begebe mich dorthin. Leider steht am Automaten, dass er außer Betrieb ist und man die Automaten im zweiten und dritten Geschoss nutzen soll. Der im zweiten Geschoss ist ja leer, wie ich weiß. Also ab in den dritten. Warum? Um dort festzustellen, dass er auch leer ist. Also nochmal raus aus meiner Pyjamahose und rein in die Rauchstinkejeans (und das nach ner Dusche), quer über den Parkplatz zu Death Valley Nuts & Candies. Den Tipp bekam ich an der Rezeption. Dort finde ich Wasser und einen Wassermelonensaft, der sich als schrecklich künstlich und pappsüß herausstellt. Nuts und Candies sind in Bergen vorhanden, doch ich verzichte, denn in kleinen Mengen gibt es nichts.

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Der nächste Morgen führt mich dann wieder ins Death Valley. Ich verlasse Beatty wieder, das bis auf eine Herberge eigentlich nichts zu bieten hat und mehr aus Trailerpark besteht als aus Häusern. Ich will zurück in Richtung Las Vegas, ohne erneut in die Stadt zu fahren und wähle dafür die längere Route durch das Valley. Und die lohnt sich absolut.

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Zunächst geht es einige Meilen lang nur bergab. Über die Strecke von ungefähr 20 Meilen gebe ich nicht ein einziges Mal Gas. Ganz im Gegenteil: ich muss immer wieder abbremsen. Ein gigantischer Ausblick jagt den nächsten. Ich kann gar nicht genug davon bekommen. Immer wieder bleibe ich stehen und knipse Fotos. Mir kommt auf der gesamten Strecke kein einziges Auto entgegen. Erst als ich diese Straße verlasse und auf eine größere Straße durchs Valley abbiege begegnet mir ab und an wieder Verkehr.

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Ich finde eine weitere Ruine, eine ehemalige Borax-Stätte mit tollen Ausblicken, alten Gerätschaften und einigen Infotafeln. Es ist heiß, und so bleibe ich nicht lange außerhalb des Autos, in dem die Klima läuft (Seltenheit in meinem Fall!). 

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Ich fahre weiter in Richtung Furnace Creek, wo ich ja ursprünglich übernachten wollte. Dort finde ich das Death Valley Visitor Center mit einigen Informationen. Bisher wusste ich zwar, dass dies der heißeste Ort des Kontinents ist (die Rekordtemperatur betrug 137 Grad Fahrenheit, ungefähr die Hälfte in Celsius), dass es sich aber auch um den am tiefsten gelegenen Ort handelt wusste ich nicht. Gerade haben wir 81 Grad Fahrenheit, das geht ja noch. Für mich als Wärmeliebhaber kein Problem, das erledige ich mit Jeans und T-Shirt. Hier am Visitor Center riecht es wahnsinnig nach Sauna. Aufgeheizter Stein und aufgeheiztes Holz machen das wohl aus.

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In Furnace Creek gibt es ein Restaurant und einen Laden und einiges an Campingstellplätzen. Es ist eigentlich schon etwas über Mittagszeit, insofern wäre eine Mahlzeit ganz gut und meine Flasche Wasser ist ja auch schon leer. Ich checke die Karte im Restaurant und entscheide, dass ich ganz sicher keine 20 Dollar für einen Burger oder 55 für ein Steak zahlen werde und gehe in den Shop. Dort gibt es Sandwiches für einen Preis zwischen 7 und 15 Dollar, auch das sehe ich nicht ein. Ich kaufe ein Vitamin Water, das kostet gut 4 Dollar und ist damit doppelt so teuer wie in Los Angeles. Dementsprechend verlasse ich Furnace Creek sehr schnell wieder und begebe mich auf den Weg raus aus dem Valley Richtung Death Valley Junction. Als ich denke, dass ich das Valley nun hinter mir lasse wird es erst richtig geil!

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Die Felsformationen werden sehr plötzlich sehr bizarr und ich halte mal wieder am Straßenrand an, muss ein paar Fotos schießen. Dann geht es weiter und ich genieße den Ausblick, als ich an einem weiteren Halteplatz ankomme, einem größeren. Es ist der Zabriskie Point. Ich stoppe, steige aus, und sehe es schon. Es ist fantastisch, haut mich um, einfach der Wahnsinn! Es geht einen kleinen Hügel bergan und schon auf dem Weg sind die Ausblicke bombastisch, doch wenn man oben steht, hat man einen Runderhumblick auf bizarre Felsformationen in verschiedenen Farben, direkt hintereinander geschichtet. Atemberaubend schön!

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Nach einer Weile verlasse ich aber auch diesen Fleck wieder und fahre weiter in Richtung Pahrump, wo ich mir eine Herberge erhoffe. Auf dem Weg dorthin fahre ich wieder lange Zeit alleine. Mir kommt erneut eine halbe Stunde lang kein Fahrzeug entgegen. Als es dann so weit ist, handelt es sich um einen Schulbus und alle Insassen winken wie verrückt. Dies verdeutlicht, welch Sensation ein Fahrzeug hier ist.

Ich lande dann dort, wo die Shoshonen wohnen. Shoshone ist ein sehr kleines und sehr gemütliches Nest, aber ich will ja weiter. Später bereue ich das. Wäre ich mal in Shoshone ausgestiegen und hätte dort im Motel nach einem Zimmer gefragt. Denn Pahrump ist sowas von hässlich, dass ich dort eigentlich nicht bleiben möchte. Ich stoppe nur an einer Tankstelle, um die Restrooms zu besuchen, mir neue Getränke zu holen (schon wieder leer, aber bei Temperaturen jenseits der 30 Grad auch kein Wunder) und ein Sandwich zu genießen. Dort hält man mich mal wieder für eine Australierin auf Grund meiner Aussprache. Wie auch immer ich dazu komme, vielleicht zu viel Neuseelands Zoe Bell gehört, was aussprachetechnisch ähnlich ist. Ich gebe zu, dass ich deutsch bin und man erzählt mir, dass hier an der Tankstelle auch eine Deutsche arbeitet. Ich lasse Grüße ausrichten.

Am Ortsausgang von Pahrump finde ich zwei Hotels, aber ich möchte eigentlich einfacher absteigen und günstiger. Daher lasse ich sie liegen und vertraue auf mein Glück in den nächsten Ortschaften. Aber das Glück hat mich vorübergehend verlassen. Ich fahre also weiter, an Vegas vorbei (entscheide mich gegen eine Rückkehr in die Stadt und ein dortiges Motel) und fahre weiter an diversen Orten aus dem Spiel Fallout New Vegas vorbei, die ich unbedingt sehen wollte (Sloan, Jean Goodsprings) und lande dann in Primm, ebenso aus besagtem Spiel. Hier wollte ich sowieso hin, also hab ich das eben bereits heute erledigt und dann gibt es eben doch ein Zimmer in einem Hotel Resort & Casino, allerings zum Preis eines Motels. Warum? Ich gehe davon aus, dass es am Alter des Hauses und vor Allem am fehlenden WLAN (so wichtig für mich) liegt. Sauber und groß ist mein Zimmer jedenfalls und ordentlich eingerichtet auch, es gibt also nichts zu bemängeln, zumal das Essen im angeschlossenen Pub mundet und Michelob vorhanden ist. Für Wifi werde ich übrigens zu McDonalds nebenan geschickt.

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