Keane in London

12. Januar 2014
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Mitten in der Nacht klingelt der Wecker (halb Sechs), ich bin erstaunlich schnell fit und wir beide erstaunlich schnell fertig. Warum müssen meine Trips eigentlich immer so früh starten? Kann ich nicht einfach mal mittags los oder so? Also ab ins Auto, oder? Nee, nochmal hoch. Kassetten für den Weg nach München. Ja, mein Auto hatte tatsächlich noch einen Radio mit Kassette. Also los gehts, oder? Nee, nochmal hoch, Sonnenbrillen holen. Also los gehts, oder? Ja, los gehts!

Bei miesem Wetter erreichen wir München schnell, wollen in Neufahrn parken, denn laut Flughafen München gibts dort kostenloses Park+Ride. Wir kommen dort an und lesen, dass zwischen 3 und 4 Uhr dort kein Auto stehen darf, 30 Euro kostet das pro Nacht Strafe. Da sich das bei dem Preis lohnt, kontrollieren die sicher, also riskieren wir nichts. Ganz Neufahrn ist eine Parkverbotszone. Irgendwie verständlich, aber auch echt ärgerlich. Wir kurven eine ganze Weile durch die Gegend und finden letztendlich einen Hoffentlich-Parkplatz. Es ist für mein Verständnis schon extrem spät und so rennen wir schon fast zurück zur S-Bahn. Die nimmt uns problemlos mit bis zum Flughafen. Eingecheckt war schon online, also nur noch zum Gate. Doch zu welchem, steht nirgends. Wir fragen nach und erfahren: C4. Ist das nicht Sprengstoff? Ein schlechtes Omen für einen Flug, oder? Nun, wir steigen trotzdem ein und erreichen London nach einigen Schwankungen (Zitat der Crew  welcome on a very windy London Gatwick). Davon wurde sogar mir fast schlecht und nur mit Glück ist meine gequetschte Hand ganz geblieben. Ist aber alles gut gegangen, direkt bei der Landung war die Maschine dann wieder in absolut ruhiger Lage.

Raus aus dem Flugzeug und rein in den Express, der so voll war, dass an einen Sitzplatz nicht zu denken war. Raus aus dem Zug und dann die erste Touri-Führung. Ich bin zum hundertsten Mal in London, meine Begleitung Dani war noch nicht in London. An der Victoria Station heißt es aussteigen und zu Fuß zum Buckingham Palace, das ist schließlich gleich ums Eck. Dort stehen wir vor großen Absperrungen. Die ganzen Thronjubiläumsfeiertribünen werden gerade abgebaut und man kann nicht vernünftig ran, so dass man was sehen würde. Immerhin ist nebenan der schönste Park Londons, durch den wir dann auch schlendern. Hier werden Tauben und Eichhörnchen mit Krümeln unserer geliebten Sandwiches gefüttert.

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Weiter an Whitehall vorbei (ja, die Männer mit den schwarzen Büscheln auf dem Kopf gibt es immer noch) und an der Downing Street (wobei ich grad nicht mal sagen kann, wie der englische Premier heißt) geht es zu Big Ben und dem Parlament und der Westminster Abby. Dort wollen wir eigentlich rein, aber 16 Pfund ist schon extrem viel Geld, also drehen wir erst mal um und machen uns auf den Weg zum Hotel.

Unser Hotel liegt relativ weit außerhalb, stärkstes Kriterium war der Preis. Wir bekommen ein typisch englisches Zimmer in einem Hotel, das gerade renoviert wird. Der Weg dorthin ist relativ umständlich, aber nur weil wir ihn noch nicht kennen. Vor dem Hotel gibt es nämlich eine Bushaltestelle mit einer Verbindung an Umsteigepunkte und in die City. Also eigentlich doch eine ganz gute Kombination aus billig und schnell in der Stadt, denke ich.

Im Hotel wird kurz gepaust und dann müssen wir dringendst los zum Keane-Konzert. Es ist nämlich schon 17 Uhr. Sagt mein Netbook. Das hat allerings seine Zeit nicht umgestellt, so dass wir erst noch in der Hotelgegend (ein schwarzes Viertel, wir sind mit unserer weißen Hautfarbe eine absolute Ausnahme) shoppen gehen, allerlei Süßkram. Leider finde ich kein Michelob, und das ist unbedingt noch Pflicht!!! An einer Bude essen wir noch Chicken – delicious – und dann geht es wirklich los. Auf zum Konzert!
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Die O2-Kundenschlange wurde schätzungweise zehn mal so schnell in die Halle gelassen wie „normale“ Besucher. Naja, dafür haben die auch weit höhere Handyrechnungen als wir. Dafür steht man dann doch ganz gerne ein paar Minuten länger. Als wir dann auch rein dürfen, bin ich erst mal begeistert. Das Ganze sieht dann mehr aus wie ein Pub als eine Konzerthalle. Sehr stylisch. Wir entern dann erst mal den Fanshop und holen Shirts. Eine Freundin hatte ein Shirt bei mir bestellt und das gab es auch direkt. Ich hab mir natürlich auch eins ausgesucht. Danica stand dann da und schaute, und das ist aber doch auch schön. Na gut, da kauft sie dann eben auch eins, wenns schon nur zehn Pfund kostet und dann auch noch klasse aussieht. Mit drei Shirts mehr und 40 Pfund weniger betreten wir den Innenraum und finden uns auch dort eher in einem Theater als in einer Konzerthalle. Sehr cool.
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Wir sitzen im Oberrang weit vorne und etwas rechts, weil dort die Sicht besser ist als in der Mitte – freie Platzwahl. Die drei reservierten Reihen vor uns sind kurz vor Konzertbeginn mit alten Knackern besetzt und kaum sitzen die, geht auch schon die Vorband auf die Bühne. Die Jungs heißen Winter Zulu und klingen eigentlich exakt wie Keane, also gut. Die Stimmung in der Halle ist schon recht nett, die Jungs kommen an. Besonders erwähnenswert: als sie mit ihrem Gig fertig waren, stehen sie allesamt zusammen mit der Crew auf der Bühne und räumen ab. Keine Allüren. Nice. So verschwindet das Vorbandequipment extrem schnell und es kann los gehen.
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Keane ist in meinen Augen klasse, in Danicas Augen ganz nett. Für mich geht es um musikalische Perfektion auch auf der Bühne. Wer da tobt und springt und trotzdem noch jeden Ton triff, und das mit ganzem Volumen, der ist einfach gut. Für Danica geht es mehr um den Funken zwischen Publikum und Band. Tom Chaplin interagiert sogar viel mit dem Publikum, aber auf eine fordernde Art und Weise, süchtig nach dem Bad in der Menge. Die Stimmung war eigentlich geil, nur in unserem Eck war nix los. Für meine Begleitung Danica blöd, für mich als Musik=Augenzuundganzstillwerden-Hörer eher positiv.

Nach dem Konzert steigen wir dann direkt vor der Halle in den Bus und fahren bis direkt vor unsere Hoteltür.  Nun war ich ja doch schon einige Male in London, aber das Busfahren habe ich erst jetzt entdeckt. Ja, ich bin schon Bus gefahren, aber nur so ab und zu mal und das auch nur drei oder vier Stationen, von einer einzigen langen Fahrt mit einer Freundin mal abgesehen. Nun fahren wir aber ständig Bus. Schon alleine wegen der Lage unseres Hotels bietet sich das sehr an. Ab ins Bett, nach so einem langen Tag sind wir beide echt fertig.

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