Plauen – Cottbus – Bautzen

Wochenende ist Fußballzeit.

Am Freitag früh wird nochmal der Ipod synchronisiert, die Kater gefüttert und das Katzenklo gesäubert, ein paar Sachen gepackt und los gehts – zu Lidl. Getränke für die Fahrt und Frühstück sowie Mittagessen brauch ich ja auch noch. Danach gehts dan wirklich endlich los. Ab auf die Autobahn, bei annehmbaren Verkehr in Richtung Nordosten und ab Hof dann nur noch nach Osten. Kurz vor Plauen stelle ich dann fest, dass Sanifair mittlerweile 70 Cent kostet, Wucher für einen Toilettengang.

In Plauen angekommen such ich erst mal nen kostenfreien zentralen Parkplatz und kurve so ein wenig durch die Gegend. Dabei passiere ich zwei Tankstellen, in denen Benzin sage und schreibe noch 2 Cent teurer ist als in Nürnberg. Kaum zu glauben. Der Tank ist noch zu einem Viertel voll und so hoffe ich, dass es morgen billiger ist. Ich finde dann einen Platz, an dem ich zwei Stunden stehen bleiben darf, also Parkscheibe vorne rein und los gehts zu Fuß durch die City.

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Die ganze Stadt bereitet sich gerade auf Plauener Herbst vor, es werden Bühnen aufgebaut und Stände und Karussels. Dennoch finde ich ein paar Schmuckstücke, aber auch ne Menge Barracken mitten in der Stadt. Ich erkunde die komplette Innenstadt, mit Stadtmauer, Kirchen, Rathaus. Dann will ich ins Luftschutzmuseum, aber das hat leider geschlossen. Muss man sich vorher an den Verein wenden, wenn man es besichtigen will. Dann eben nicht. Auf dem Rückweg zum Auto hab ich noch etwas Zeit, erstehe an einem Stand zwei Schallplatten (!!) und gönne mir in einem Café eine heiße Schokolade und eine Cola. Dann ist es so weit, dass ich mein Appartment beziehen kann, also fahre ich mit dem Navi ohne Probleme an den Stadtrand und staune nicht schlecht. Was als Appartment für eine Person ausgeschrieben war bringt mir zwei Räume. Ein Schlafzimmer mit Doppelbett, einen Wohnraum mit Küchenzeile, Sofa und Bett. Zusätzlich Flachbild und Satellitenfernsehen. Dafür zahle ich 35 Euro. Kann man echt nicht meckern.

Am frühen Abend gehts dann wieder los, ich fahre direkt zum Stadion. Parken kann ich gleich nebenan, die Parkplätze sind kostenlos und es gibt keine unfreundlichen Ordner, die einen wegschicken. Das Ticket kostet mich 11 Euro, weil ich auf Grund meiner Sehnenentzündung im Fuß auf Sitzen angewiesen bin. Ich laufe erst mal ziemlich ums Stadion rum, fotografiere von mehreren Seiten.

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Markant ist die Tribüne mit dem großen VFC, pro Block ein Buchstabe. Ansonsten ist alles sehr marode, der Block A wird aktuell renoviert, es sind keine Sitze mehr vorhanden. Am besten gefällt mir erst mal der geschlossene Kiosk. Dann gehe ich zu meinem Block, dort gibt es auch einen geöffneten Kiosk. Für 1 Euro gibts dort Cola und das Steak ist auchsehr günstig, allerdings auch eher von mittelprächtiger Qualität.

Dann gehts los. Der VFC spielt vor 1087 Zuschauern gegen die U23 von Energie Cottbus, wo ich zwei bekannte Namen entdecke: Miriuta und Bittencourt. Ersterer hat hoffensichtlich einige Kilos zu viel auf den Rippen, daher finde ich es wirklich verwunderlich, dass er spielt. Muss ein gigantischer Fußballer sein, wenn er in diesem körperlichen Zustand auf den Platz geschickt wird. Cottbus beginnt mit viel Schwung, hat die erste hundertprozentige Chance ungefähr in Spielsekunde 20 und direkt danach kommt ein Schuss von ungefähr der Mittellinie aus, der Torhüter steht weit vor dem Tor, der Ball senkt sich und schlägt ein kleines Stück nebem dem Tor gegen die Bande. Das wär ein Auftakt gewesen. Dann entwickelt sich allerdings eher Langeweile und ein Spiel mit mehr Rückpässen zum Torwart als Offensivaktionen. Dementsprechend torlos zur Halbzeit. In der zweiten Hälfte fällt dann das erste Tor, für Cottbus. Ein Freistoß an der Strafraumgrenze segelt über eine riesige Mauer, die nicht springt und landet zentral und halbhoch im Tor. Ich frage mich, was der Torhüter da gemacht hat, mal davon abgesehen dass er ihn nicht gefangen hat. Dann macht Plauen plötzlich Druck und gleicht aus. Allerdings spielen sie in der Defensive so dämlich, dass sie ein zweites Gegentor fangen und stellen sich vorne dann so an, dass sie nicht mehr ausgleichen können. Alles in Allem ist das Plauener Spiel zu ungenau, zu überhastet und vor Allem vor dem Tor völlig unkoordiniert. Cottbus hat auch wenig erkennbare Spielzüge, wenig Kreativität, aber dennoch mehr Zug zum Tor.

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Nach dem Spiel fahre ich zurück in mein Luxusapartment und schaue fern, auf DMAX kommt 24 Stunden lang „Ausgesetzt in der Wildnis“, einer meiner Favoriten. Irgendwann schalte ich dann ab und schlafe unruhig bis zum nächsten Morgen. Um 8 geht der Wecker, ich springe unter die Dusche, checke noch mal die Route nach Cottbus und mache mich auf den Weg.

Die Fahrt verläuft gut und als ich dann das erste Schild mit sorbischer Übersetzung sehe, komme ich mir schon fast vor wie im Ausland. Ich komme in Cottbus an und finde Unmengen von Plattenbauten und einen wegen des Spiels gesperrten Stadtring. Das Navi bringt mich trotzdem zumindest in die Nähe des Stadions bzw nah dran und ich muss mich dann leider wieder ordentlich entfernen, um einen Parkplatz zu finden. Der Fußweg zieht sich irgendwie ewig.

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Ich komme eine halbe Stunde vor dem Spiel an, hol mir einen Pin und eine Stadionzeitung, dann einmal außen entlang und Fotos schießen, im Anschluss rein und mit Boulette und Cola auf den Platz.

Der Fanblock der Eintracht ist rechts von mir, Cottbus genau gegenüber (naja, und auch überall um mich rum). Zum Einlaufen gibts von Cottbuser Seite ne kleine Choreo und Frankfurt antwortet mit vielen vielen Luftballons in schwarz, weiß und rot.

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Die Stimmung ist auf beiden Seiten von Anfang an ordentlich, allerdings ließ der Support auf beiden Seiten auch deutlich nach. Im Spiel war Cottbus die erste Halbzeit deutlich stärker, Frankfurt brachte gar nichts auf die Reihe. Es ging zu langsam, zu unkonzentriert und dadurch völlig ungefährlich. Gefährlich war aber Cottbus, immer wieder, und so stand es bald 2:0. Frankfurt machte dann den Anschlusstreffer und wurde plötzlich stärker. Dann schießt Adlung nach einem schönen Spielzug das 3:1 und das Spiel scheint gelaufen. Doch für die Frankfurter scheint es jetzt erst los zu gehen, und wieder machen sie den Anschlusstreffer. Plötzlich sind auch die vorher absolut verstummten Frankfurter Fans wieder voll da und treiben ihr Team an, das sich nun auch treiben lässt und auf den Ausgleich drängt. Tatsächlich gelingt er in der letzten Minute etwas glücklich nach einem Torwartfehler. So sehe ich an diesem Nachmittag als einer von 13520 Zuschauern 6 Tore, die meisten auch noch recht sehenswert. Wunderbar.

Nach dem Spiel ist der Weg zurück zum Auto irgendwie gar nicht so lang, dann wird die nächste Adresse ins Navi eingegeben. Es geht ins Waldhotel Roggosen, etwas außerhalb von Cottbus. Ich finde es problemlos, 2 Kilometer Stau auf der Landstraße sind mir auch egal, ich hab schließlich Zeit. Ich komme an, checke ein, geh erst mal auf mein Zimmer. Groß und geräumig, absolut sauber, schöner Ausblick. Allerdings tatsächlich nur ein einzelnes Bett, heutzutage ja ungewöhnlich, dass es noch echte Einzelzimmer gibt. Ich akklimatisiere mich erst mal, ziehe die Bilder aus dem Stadion aufs Netbook und gehe danach spazieren. Herrlich ruhig hier, schöne Gegend.

roggosenDann gibt es Abendessen (Jägerschnitzel mit Kroketten) und ein Bierchen im hoteleigenen Restaurant. Da ich die letzte Nacht nicht besonders gut geschlafen habe, ziehe ich mich früh zurück, schaue Sportschau und chatte im Bett. Ich überlege nochmal, ob ich das Ziel für morgen ändere, allerdings entscheide ich mich dann dafür, es bei Bautzen zu belassen, denn wenn ich schon mal hier im letzten Eck der Republik bin, muss ich das auch ausnutzen. Alternative wäre zum Beispiel Jena gewesen, zwei Ligen höher, aber eben auch viel näher an Nürnberg. Also: Bautzen, here we go. Nun heißt es schlafen. Schlafen? Bis nachts um 5 Uhr habe ich im Zimmer ohrenbetäubenden Lärm von der hauseigenen Tanzbar. Das bedeutet, dass ich in diesem Zeitraum keine einzige Sekunde schlafe. Tanzbar ist ja schön und gut, aber dann muss das doch irgendwie schallisoliert sein. Und wenn ich ein Landhotel buche, dann will ich Idylle und Ruhe, und nicht Bass die ganze Nacht. Geht gar nicht. Also für alle Ruhesuchenden: meidet diesen Fleck!

Am nächsten Morgen absolut gerädert geht es nach Bautzen über die Landstraße, bis zum Stadion sind es 89 Kilometer. Auf dem Weg tanke ich, obwohl der Tank noch relativ voll ist, aber 10 Cent weniger als zuhause muss ich nutzen. Die Fahrt geht mitten durch die Wildnis, sehr schöne Landschaft. Bis plötzlich ein Schild auf Schleudergefahr wegen Kühlturmniederschlag hinweist und um die nächste Kurve ein großes Kraftwerk auftaucht.

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Da die Fahrt so glatt verlief, komme ich viel zu früh in Bautzen an. Da ich die Stadt schon von einem früheren Besuch kenne, fahre ich direkt zum Stadion, welches aber noch geschlossen hat. Also warte ich. Als das Stadion geöffnet wird, zahle ich unglaubliche 6 Euro für ein Oberligamatch, denn hier sind Frauen nicht automatisch ermäßigt. Immerhin finde ich einen ganz netten Platz, nahe der Mittellinie, unter dem Dach im Schatten.

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Vor dem Spiel werden alle Jugendmannschaften von Budissa Bautzen vorgestellt, die teilweise mit ihren Familien anwesend sind, so dass es ziemlich voll ist. Zahlende Zuschauer sind 832 anwesend. Was sie sehen ist alles andere als berauschend. Ein torloses Unentschieden ist das Ergebnis eines nahezu ereignislosen Kicks. Dresdens zweite Mannschaft hatte eine halbe Torchance (ein Schüsschen) und Bautzen wohl 2 wirkliche Chancen. Not gegen Elend, langsam gegen langsamer, harmlos gegen unfähig. Die interessanteste Szene war ein Sprint zweier Kinder auf der Tartanbahn, bei dem der Verfolger während des Laufens seinen Schuh verlor. Nach dem Spiel schnell weg, ab auf die Autobahn und zurück nach Hause.

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Denkste. Stau schon bei der Auffahrt auf die Schnellstraße. Es dauert eine Weile, bis es voran geht und die Strecke zieht sich irgendwie ewig, scheint nicht enden zu wollen. Ich bekomme Kopfschmerzen und mein Nacken/meine Schultern tun weh. Ich schaffe es dann aber doch, finde ausnahmsweise sofort einen Parkplatz und genieße die Dusche zuhause.

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