USA

Salvation Mountain, Salton Sea und Slab City

14. Februar 2014
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Der Morgen in Palm Springs begrüßt mich mit Sonnenschein und guter Laune. Heute erledige ich die mir persönlich wohl wichtigste Etappe meines Trips. Vor ungefähr zwei Jahren entdeckte ich den Film „Into The Wild“. Ich kann nicht sagen, wie oft ich ihn bisher gesehen habe, teilweise täglich. Und seit dem ersten Mal habe ich gesagt „ich muss da hin!“. Ich muss den Salvation Mountain sehen.

Der Film spielt eine wahre Begebenheit nach. Nach seinem Collegeabschluss verschwindet Chris McCandless von der Bildfläche, hinterlässt keine Spuren. Er steigt komplett aus dem Leben aus, obwohl oder gerade weil ihm alle Türen offen stehen. Seinen Studienfond spendet er, seine Kreditkarten zerschneidet er. Den Kontakt zum Elternhaus bricht er ab. Chris nennt sich von nun Alexander Supertramp und reist durch die Staaten und auch auf einen kurzen Abstecher nach Mexiko. Eines Tages wird er von zwei Hippies aufgegabelt, die ihn ein Stück in ihrem Wohnmobil mitnehmen. Es entsteht eine enge Bindung und einige Zeit später sehen sie sich wieder, bevor Alex nach Alaska geht und letzten Endes dort an einer Vergiftung stirbt, weil er Beeren verwechselt hat. Einige der Szenen spielen sich ganz in der Nähe ab und somit war klar, dass ich die Orte sehen möchte.

Zunächst fahre ich nach Süden zum Salton Sea. Der See ist umstritten und es ist unklar ob und in welcher Form es ihn in der Zukunft geben wird. Entstanden ist er aus einem Dammbruch am Colorado. Dabei versank eine komplette Ortschaft im See. Heute gibt es drei Zuflüsse, die jedoch Unmengen von Pestiziden aus den umliegenden landwirtschaftlichen Gebieten in den See bringen, was insbesondere für den New River gilt, der als der verschmutzteste Fluss der USA gilt. Einen Abfluss hat der See nicht, so dass das Ökosystem dort extrem anfällig ist. Der Salton Sea ist Kaliforniens größter See, vermutlich aber auch der dreckigste. Immer wieder liest man davon, dass es am Salton Sea bestialisch stinkt und man hier lieber nicht bleiben möchte. Ich versuche mein Glück trotzdem.

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Ich steige aus und es stinkt tatsächlich. Allerdings nach toten Fischen und nach Salz, nicht nach Fäulnis und Chemikalien, wie überall beschrieben. Der Salzgehalt des Sees liegt inzwischen bei 4,4%, was deutlich höher als bei Meerwasser ist. Aus diesem Grund leben nur Barsche im See, und die wurden vor einigen Jahren künstlich eingesetzt, um den Tourismus anzukurbeln. Noch heute kann man an einigen Stellen fischen. Doch als ich am Seeufer bin finde ich Unmengen toter Fische, bereits ausgetrocknet. Nun ist klar, woher der Gestank kommt. Das Fischsterben liegt hauptsächlich an der hohen Selenkonzentration im See.

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Ich finde einen Kajakverleih und frage mich, wer will denn in diesem Wasser Kajak fahren? Es gibt einige Strände. Wer will denn in diesem Wasser schwimmen. Und ich sehe tatsächlich Angler. Wer will denn diese Fische essen?

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Rein optisch ist es bis auf den grünen Rand sehr schön. Oft lassen sich hier auch Zugvögel nieder und es gibt auch große Raubvögel, inklusive dem Weißkopfseeadler. Ich sehe allerdings mal wieder keinen davon. Ein Reiher ist das spektakulärste Spot. 

Die nächste Station ist dann die, die mir sehr am Herzen liegt und die ich seit zwei Jahren besichtigen möchte. Ich fahre kilometerlang am See entlang und erreiche dann Niland. Es gibt keinerlei Hinweis und mein Navi kennt den Mountain auch nicht, aber da ich vorher die Karte studiert habe, finde ich ihn trotzdem einfach. Als ich den ersten Blick erhasche läuft „Vide Cor Meum“ auf dem Ipod, auch aus einem Film. Ich kann nicht anders, mir kommen die Tränen, so ergriffen bin ich von diesem Moment.

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Was ich seit vorgestern weiß… der Schöpfer des Salvation Mountains Leonhard Knight ist vor drei Tagen gestorben. Er arbeitete nach wie vor an seinem Projekt, man sieht auch einige Stellen, die sich gerade in einem Schaffensprozess befinden. Nun wird zumindest er persönlich nicht mehr daran arbeiten. Vor Allem aber ist er auch nicht mehr da. Bisher hat er Interessierte immer durch sein Kunstwerk geführt, man konnte direkt mit dem Künstler in Kontakt gehen. Dafür kam ich drei Tage zu spät.

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Ich besteige den Berg, begebe mich hinein und raste eine Weile. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, einen seiner großen Träume verwirklicht zu haben. Mir fehlen die Worte.

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Ich verlasse nach einiger Zeit den Salvation Mountain wieder mit dem gleichen Sound und fahre noch ein paar Meter weiter nach Slab City. Slab City ist eine Mischung aus Campingplatz, Aussteigertummelplatz und Kunstgalerie. Die Bühne die ich fotografiere ist Bestandteil des Film, ich fühle mich fast hinein versetzt.

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Im Anschluss geht es noch ein Stück weiter südwestlich, ich nächtige heute in einem Motel in El Centro, nahe der mexikanischen Grenze und gehe dementsprechend auch mexikanisch essen und dann ist der Tag auch schon wieder vorbei. Für das Motel hole ich mir noch eine Flasche Wasser und ein Bier und muss schon wieder meinen Führerschein hinlegen um zu beweisen, dass ich schon 21 bin. Ich weiß auch nicht, was mit den Leuten in den USA los ist.

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