Titisee und Schluchsee

24. August 2014
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Anfang August war es mal wieder so weit – ich durfte auf eine Sommerfreizeit mitfahren. So wie im Jahr zuvor. Und im Jahr vor dem Jahr zuvor. Daher war ich diesmal auch nicht sonderlich erfreut, dass es wieder mich traf, zumal das Timing auch noch wahnsinnig bescheuert war. Meine Freundin hatte drei Wochen Urlaub, den sie nicht verschieben konnte, weil die Einrichtung in der sie arbeitet nun mal genau diese drei Wochen geschlossen hat. Und von diesen drei Wochen war ich fast zwei auf Sommerfreizeit. Gemeinsame Zeit davor: drei Tage. Gemeinsame Zeit danach: drei Tage. Nun war es aber so, ich musste auf Sommerfreizeit.

Am Samstag Morgen trafen wir uns in der Wohngruppe. Die Sachen waren schnell verpackt und wir konnten früher los als wir erwartet hatten. Mit neun Jugendlichen ist das nämlich manchmal gar nicht so einfach, zügig los zu kommen. Ich hatte sogar mein Fußballzeug eingepackt, mit gemischten Gefühlen. Vor einem Jahr hatte ich mir am ersten Tag nach der Hinfahrt zur Sommerfreizeit beim Kicken das Sprunggelenk gebrochen und ein Band gerissen und habe noch heute Probleme mit der damals falsch behandelten Verletzung. Dieses Jahr sollte es anders laufen!

Die Fahrt verlief reibungslos, auch wenn es mir das Auto nicht leicht machte. Ich fand einen Tempomat vor, der aber leider nicht funktionierte. Entweder war ich zu blöd ihn zu bedienen oder er funktionierte einfach nicht. Außerdem schleuderte das Auto relativ leicht und häufig, eigentlich sobald ich ungefähr Tempo 120 oder 130 erreichte. Daher fuhren wir gemütlich und auf der sicheren Seite.

Unser Ziel war ein Haus der katholischen Kirche in Feldberg-Bärental. Das liegt ungefähr zwischen Titisee und Schluchsee. Aaaaha. Wir fuhren also von Fürth aus Richtung Heilbronn, wechselten dann in Richtung Stuttgart, machten nach Stuttgart ein mal Pause und waren nach 5 Stunden an Donaueschingen vorbei in Bärental angelangt.

Das Haus überraschte uns sofort positiv. Gut eingerichtet und absolut sauber, hatte es absolut alles was wir uns wünschen konnten – außer einen Fernseher mit Scartanschluss. Der Fernseher war einfach zu neu für uns. Anschluss für SD-Karten und diverse HDMI-Eingänge, doch die alte Playstation konnten wir leider nicht anschließen. Damit wir während der Zeit überhaupt Filme sehen konnten, kauften wir ein HDMI-Kabel und schlossen einen Laptop an. Singstar war damit leider gestorben.

Das größte Plus am Haus war die eigene Sauna. Wenn ich mal groß bin, ähm, wenn ich mal ein eigenes Haus habe, dann muss da eine Sauna rein!!! Gigantisch war außerdem die Aussicht aus meinem Zimmerfenster.

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Damit wir am ersten Abend auch gleich noch was von der Umgebung erleben durften, fuhren wir mit der gesamten Meute zum Titisee nach Titisee. Die Jungs wollten gerne Menschen treffen. Ganz Titisee war voll mit Menschen, allerdings gefielen die unseren Jungs nicht, und das kann ich sogar nachvollziehen. Die Touristenecke des Ortes zwischen Bahnhof und See war wirklich gerammelt voll. Doch das Publikum war eher steif und spießig, nichts für unsere Jungs.

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Dennoch war es am See selbst schön. Badesachen hatte Keiner dabei, und das war auch gut so, denn einen Strand fanden wir nicht. Es gibt zwar ein Strandbad am Titisee, aber dort zahlt man Eintritt für ein Stück Naturstrand und einen See. Für eine Einrichtung ist das dann ein zu großer Batzen, wir sind angewiesen auf freie Strände. Stand am Titisee ist jedenfalls Mangelware, und so reicht es nur für einen Spaziergang, der uns aber immerhin eine schöne Aussicht bringt.

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Am nächsten Tag kochen wir groß auf. Es gibt ein richtig ordentliches Frühstück, mit Spiegelei für jeden und Rührei auf dem Tisch und einer großen Auswahl an Brötchen und Belägen. Das danken uns die Jungs und stehen alle auf, keine Selbstverständlichkeit für sie. Ich kann gleich vorweg nehmen, dass das die ganze Freizeit über so beibehalten wurde, sowohl das ausgiebige Frühstück als auch die Anwesenheit aller.

Da man am Titisee so schlecht schwimmen kann, soll es heute an den ebenfalls nah gelegenen Schluchsee gehen. Der Schluchsee ist ein Stausee -ursprünglich ein Gletschersee- und der größte See des Schwarzwalds mit einer Tiefe von 61 Meter an der tiefsten Stelle.

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Laut Informationen aus dem Internet ist der Schluchsee im Gegensatz zum Titisee von überall leicht zugänglich. Also sollten wir doch heute unsere Badestelle finden. Wir fahren und suchen und finden eigentlich nichts. Es gibt eine kleine Stelle, doch die gehört zu einem Campingplatz. Wir landen dann in der gleichnamigen Gemeinde Schluchsee, parken dort am Bahnhof und laufen ein Stück am Ufer entlang. Es ist tatsächlich zugänglich, aber es ist voll mit Bootsverleihen und Schwimmverboten. Wir finden eine ganz kleine Stelle, an der man schwimmen kann, neben dem auch dort vorhandenen Strandbad gegen Geld. Jenes Strandbad ist gerade wegen eines Wasserrohrbruchs geschlossen, so dass man sogar die Gerätschaften nutzen könnte, doch da wir keinen Strand sondern nur ein ganz kleines Stückchen Kies haben, möchten die Jungs lieber nicht ins Wasser. Stattdessen sind sie aber mit Tretboot zufrieden. Nun, wenn das so einfach ist!

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Wettertechnisch war Sturm und Gewitter mit Hagel angesagt. Und es wurde immer grauer. Daher brachen wir unsere gar nicht vorhandenen Zelte nach dem Bootfahren wieder ab und machten uns auf den Rückweg. Doch zuvor fuhren wir noch das komplette Ufer ab so weit möglich und fanden ein kleines Stück Strand noch etwas weiter in Seebrugg. Das merkten wir uns! Ehrlich gesagt merkten wir es uns aber umsonst, da das Wetter in den gesamten nächsten Tagen ein Sonnenbaden oder Schwimmen im See nicht mehr möglich machte.

Das Wetter entwickelte sich an diesem Abend aber dann doch ganz anders, so dass einige Jungs sich noch zum Basketball spielen aufmachten. Das war gar nicht so einfach in Bärental, denn einen Sportplatz gibt es hier nicht. Einen Bolzplatz fanden wir immerhin im benachbarten Falkau neben der Schule. Der Platz war zwar schräg/schief und unheimlich klein, aber besser als gar kein Platz allemal.

So hatten wir an den ersten zwei Tagen das Thema See beinahe komplett abgehakt. Erst am vorletzten Freizeittag sollte es nochmal zum Schluchsee gehen, allerdings nur mit einer kleinen Gruppe.

Ich hatte in Erfahrung gebracht, dass man am Schluchsee auch tauchen kann und dass es dort eine Tauchbasis und Tauchschule gibt. Ich fragte im Vorfeld an, ob man mit den Jungs auch ein Schnuppertauchen im See veranstalten könnte – eine ganz andere Erfahrung als im Schwimmbad. Ich erfuhr, dass uns das 45 Euro pro Person kosten würde. Absolut unmöglich mit unserem Budget. Der Inhaber der Tauchbasis fragte daraufhin bei seinen Lehrern und eine Tauchlehrerin erklärte sich bereit, es für unsere Einrichtung für einen deutlich niedrigeren Preis zu machen. An dieser Stelle nochmal vielen Dank an Laura von Aqua Plus.

Vier meiner Jungs und ich waren dann bereit ins Wasser zu gehen. Für mich gab es Brevets und Atteste vorzuzeigen, für meine Jungs noch eine Prozedur an gesundheitlichen Fragen zu beantworten und ein gemeinsames ausführliches Briefing. Danach ging es im Zweierpack ins Wasser, ich begleitete die ersten beiden Taucher. Leider war kein zweites L-Jacket vorhanden, so dass ich nur ein mal ins Wasser konnte, weil einer meiner Jungs ein Jacket in Größe L brauchte und ich es ja nicht zeitgleich tragen konnte. Beim zweiten Schnuppertauchgang ging ich dann kurz mit Schnorchel, Maske, Neopren und Blei ins Wasser, um noch ein paar Fotos zu schießen. Auf die Schnuppertauchtiefe schaffe ich es auch ohne Gerät für kurze Zeit.

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Ich muss sagen, dass die Sicht im Schluchsee schlechter ist, als ich sie erwartet habe. Allerdings hatte es auch zuvor eine ganze Zeit geregnet, so dass das dann vielleicht auch doch nicht verwunderlich war.

Die Jungs waren fasziniert von den Möglichkeiten, unter Wasser zu atmen und sich dort frei zu bewegen, wenn es auch teilweise mit Angst verbunden war. Einer machte sich sogar richtig gut. Wir sahen tote Fische und immerhin auch einen lebendigen kleinen Barsch und ansonsten nicht viel. Es ging aber auch mehr um das Ausprobieren, das Atmen unter Wasser, das Kennenlernen einer Sportart. Und das ist auf jeden Fall gelungen.

Damit war die Wasserwelt des Schwarzwalds, zumindest die natürliche Wasserwelt, dann abgehakt. Schön ist es, aber recht jugenduntauglich. Ich muss wohl im Alter wieder kommen.

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