Wicked Camden & Co

14. Januar 2014
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Wicked war mein erstes freiwillig gesehenes Musical. Was das heißen soll? Nun, ich war schon ein mal in einem Musical, Dirty Dancing in Hamburg. Ich war dort mit der Arbeit und wäre niemals auf die Idee gekommen, Dirty Dancing zu sehen. Wo ich doch nicht mal den Film sehen wollte. Noch dazu fand ich das Musical auch noch ziemlich schlecht gemacht und schlecht gesungen. Meine ohnehin schon nicht so tolle Meinung von Musicals wurde dabei definitiv bestätigt. Wicked aber war was Anderes, Wicked war meine, nein, unsere Wahl. Wicked war grün.

Unsere Plätze waren ganz oben, letzte Reihe. Es gab Ferngläser zum Leihen, aber wir hatten keine Pfundstücke mehr in unseren Hosentaschen. In England gehört das Kleingeld nämlich in die Hosentasche. Unsere waren leer. Die Sicht war aber nicht schlecht, und meine Augen sind ja leistungsfähig. Danica sagt, es war als ob man unscharf Musical kuckt, aber mit Fernglas vermutlich auch nicht besser.  Am Schluss war ich schon so müde, dass ich schon mehr Hörspiel als Musical hatte. Dementsprechend ging es danach auch so schnell wie möglich nachhause, wenn man denn den Bus finden würde. Ein mal komplett um Victoria rum und dann hats doch noch geklappt.

Der Sonntag sollte uns Märkte, Harry Potter, World of Football und EM-Spiele bringen und war am Ende ziemlich enttäuschend, und das kam so…

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Zuerst fuhren wir mit dem Bus zu King’s Cross. Dort wurde Harry Potter gedreht, das berühmte Gleis 9 ³/4. Rein in den Bahnhof, man sieht aber nur von außen, dass dieser Bahnhof genutzt wurde. Zudem wurde er umgebaut und ist jetzt modern und mit viel weißem Stahl versehen anstatt old fashioned. Da wir uns nicht vorstellen können, dass diese kleinen Säulen dafür genutzt wurden, in die Wand zu rennen und King’s Cross und St.Pancras zusammen gehören, suchten wir danach im benachbarten Bahnhof nach einer entsprechenden Stelle und fanden zumindest etwas, was halbwegs so aussah. Später haben wir die Information bekommen, dass irgendwo dort auch ein Wagen steht, der in die Wand fährt. Den haben wir auf Grund des Prädikats „nicht sehenswert“ ausgelassen. Der Bahnhof ist für einen Bahnhof wirklich hübsch, auch wenn ich die küssende Statue, vor der ich direkt stand, gar nicht gesehen habe. Nun weiß ich wenigstens, wie der Eurostar aussieht, denn von eben dem war ich so begeistert, dass alles Andere nicht mehr gesehen wurde.

Im Anschluss fuhren wir zum Oxford Circus, vorbei an all den Designer Shops und waren dann doch nicht shoppen, auch nicht bei Topshop (mein früherer immer-Einkaufsladen). Eigentlich wollten wir schließlich in die Photographers‘ Gallery, die wir dann ausgelassen haben, weil der Eingang nicht zu finden war (angeblich ist das im Palladium, aber da sehen wir nur ein Musical). Also dann eben nur in die Carnaby Street, wo es immerhin noch einen leckeren Cookie für jeden von uns gibt. Ich finde auch noch Schuhe, die mir sehr gut gefallen. Ich probiere sie und stelle fest, dass die Sohle der von Chucks und Vans gleicht und ich sie somit nicht tragen kann. Sehr schade. Was kann den Tag jetzt noch retten? World of Football natürlich!!! Erm, Moment mal… wo ist denn nun World of Football hin?

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Der Laden heiße jetzt Soccer Place. Das ist ja nicht grundverkehrt und ich finde dort auch eine nette Idee als Zimmerdeko, aber was ich eigentlich will finde ich nicht. Es gibt Trikots noch und nöcher, viele verschiedene Teams und Nationen. Es gibt ein ganzes Stockwerk voll mit Schuhen an den Wänden.

Es gibt Schienbeinschoner, Kapitänsbinden und Torwarthandschuhe. Aber es gibt nicht mehr das, was ich dort suchte. Wo sind all die Autogrammkarten, Trading Cards, Schlüsselanhänger, Stadionbilder, Figuren, Tassen, Gläser, Aschenbecher, Pins und so weiter??? Sie sind nicht mehr da. Nun gut, dann werde ich woanders noch etwas Passendes finden hoffe ich. Wir finden in der Carnaby Street dann wirklich noch etwas, ein kleiner Laden mit wirklich süßen und schönen Sachen, hauptsächlich Klamotten. Der Laden heißt David&Goliath, den Namen kann man sich mal merken. Knallbunt, aber doch nicht zu aufdringlich und mit genialen Shirts. Da es nun schon knapp vor dem Anpfiff des ersten EM-Spiels am heutigen Tage ist (und ich würde Spanien ganz gerne sehen), beeilen wir uns und suchen ein Pub.

Und suchen ein Pub. Und suchen ein Pub. Und finden keins. Zumindest keines, wo das Spiel übertragen wird. Also steigen wir in den Bus mit dem Gedanken, sobald wir irgendwo ein Pub vom Bus aus sehen, in dem Fußball kommt, steigen wir aus und gehen rein. Wir sahen dann Einige, aber wo wir schon mal saßen nach all den anstrengenden Kilometern, wollten wir wohl doch nicht wieder aufstehen. Bequemlichkeit siegt über den Willen, Fußball zu kucken. Erst als Tesco in Sicht kam, ging es aus dem Bus, denn nur Tesco führt das von mir so ersehnte Michelob-Bier, und das auch nicht immer und nur in den großen Shops. Und das hier war ein großer Shop! Und Tesco hatte: zu!!! Also mal wieder auf Bushaltestellensuche und quer durch die City hoch oben im Doppeldecker, mal hin und mal her bis der Bus dann endlich da ankam, wo wir hin mussten, nämlich zurück ins Hotel. Mussten eigentlich nicht, aber wollten. Wieder mit Chicken im Gepäck und mit einem Bier und zwei Cidern. Cider war für Teilen gedacht und das Bier nur für mich. Allerdings wurde das Teilen irgendwie nicht praktiziert, so dass ich also das erstes Cider teilweise teilte, das zweite nicht mehr teilte, nicht schaffte und das Bier dann nicht mal öffnete. Dann wurde also endlich Fußball gekuckt. Irland, ich war natürlich für Irland. Das hat sich allerdings nicht positiv aufs Spielgeschehen ausgewirkt, Irland ging ja mal ziemlich unter. Dementsprechend uninteressant war das Spiel relativ schnell, obwohl sogar halbwegs ansehnlich. Ich bin dann in den letzten Spielminuten tatsächlich noch eingeschlafen.

Am Montag Morgen ließen wir dann das Frühstück ausfallen und an dessen Stelle trat eine ausgiebige heiße Dusche und gemütliches Packen und fertig machen für die Rückreise. Frühstück hatten wir noch auf dem Zimmer, Sausage Rolls und das Bier vom Vortag. Auch heute hab ichs aber nicht geschafft, ist einfach zu hart am Morgen. Um 11 Uhr mussten wir das Hotel verlassen. Wir fuhren dann nach Camden, weil wir die dortigen Märkte noch besuchen wollten. Erst mal waren schon die Häuser dort eine Show.

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Die Fassaden sind nicht einfach irgendwelche Fassaden sondern Schuhe und Flugzeuge und dergleichen. Zuerst fanden wir den Inverness Market und ich hab mich schon gefreut, dass wir nicht groß suchen mussten. Rein in den Markt und gleich wieder raus, aus dem einfachen Grund, dass es dort einfach nur ca 5 Buden gab. Dann gegenüber in den Camden Market. Dort wimmelt es nur so von genialen T-Shirts. Der ganze Markt besteht aber ausschließlich aus Klamotten. Daher waren wir dann doch froh, als wir ein paar Meter weiter noch den Horse Stables Market gefunden haben, auf dem wir uns die nächsten 4 Stunden aufhielten. Wir wurden auch in eingen Belangen fündig, dann gabs noch mal indisches Essen. Es gibt nun eine neue Lampe, ein großes Wandtuch, Armbänder, ein paar Mitbringsel und zwei neue Tassen. Alle glücklich :)

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Als es Zeit zur Abfahrt wurde, verließen wir den Markt, fuhren zur Victoria Station und haben es tatsächlich noch geschafft, um halb Vier nachmittags unsere beiden Day Travelcards zu verscherbeln für jeweils 4 Pfund (Einkaufspreis 7 Pfund). Dann gings in den Zug bis zum Airport, dort problemlos durch die Sicherheitskontrolle. Nicht mal bei mir hats gepiepst, und es piepst immer! Immer! Kein Schuhscan, keine genauere Kontrolle von Flüssigkeiten (Creme im Rucksack), kein Abtasten (och schade), kein Scan direkt am Körper mit Handgerät (ich hab wirklich das dauerhafte Piepsen an beinahe jeder Körperstelle vermisst). So mussten wir also nur noch die letzten paar Pfund ausgeben (nicht ganz so schwierig) und zum Gate ziehen (ziemlich schwierig). Der Flug sollte um 18.35 Uhr gehen. Alle Flüge vor unserem waren angezeigt, und unser Gate sollte um 17.40 Uhr angezeigt werden. Es wurde später und später und zehn Minuten vor Abflug standen auch alle Flüge nach unserem bereits an der Anzeigetafel und bei uns: Please Wait. Das passt so gar nicht in meinen Plan. Ich liebe Flughäfen und ich liebe es, dort stundenlang zu sitzen und beim Starten und Landen zuzusehen. Das alles war nicht möglich, weil man in der dämlichen Halle saß und nicht wusste, zu welchem Gate man gehen muss (Gate 1-10 in die eine Richtung mit 10 Minuten Weg, Gate 11-90 oder so 10 Minuten Weg in die entgegengesetzte Richtung). Um 18.50 wurde dann endlich Gate Nummer 28 angezeigt und dann sprang die halbe Wartehalle auf beziehungsweise die Personen, die dort saßen. Eine springende Halle wäre auch nicht gerade vorteilhaft für einen Flughafen. Wir sprangen natürlich auch auf, ich mehr als Danica, und hasteten zum Gate, wo wir dann erst mal Schlange standen. Danica setzte sich lieber, ich blieb in der Schlange. Ich wollte nachhause (einfach geschafft) und endlich einsteigen. Im Flugzeug war aber noch ein auf den Rollstuhl angewiesener Passagier, dessen further assistance noch nicht aufgetaucht war. Deswegen verschob sich die ganze Einsteigeprozedur um noch fast eine Stunde. Wir flogen dann mit gewaltig Verspätung ab und landeten auch mit Verspätung in München.

Dort mussten wir dann noch in die S-Bahn und nach Neufahrn fahrn. Immerhin stand die S-Bahn bereits auf dem Gleis und noch besser, sie fuhr uns nicht vor der Nase davon. Wenige Minuten später sind wir dort und müssen dann noch die gefühlten 20 Kilometer zum Auto laufen. Wir biegen in die richtige Straße ein und sehen da kein Auto. Das kann ja wohl nicht wahr sein, oder? Da kommst du mit ewig Verspätung in München an, willst nur noch nachhause, weil du früh wieder aufstehen musst und dann ist den Auto abgeschleppt worden? Plötzlich war ich mir nicht mehr sicher, in dieser Straße geparkt zu haben und wollte unbedingt noch eine Straße weiter. Eine Straße weiter war ich aber sicher: nein, hier war es nicht, die Straße vorher war wohl richtig. Also zurück zur Straße, nach dem Namen gekuckt und dann beschlossen, vor dem Anruf bei der Polizei noch mal ein paar Meter weiter rein zu laufen. Dabei fällt uns auf, dass wir an dem Parkplatz zu unserer Rechten noch vorbeigefahren sind und erst dahinter geparkt haben. Da steht ein paar Meter vor uns ein Kastenwagen. Wir haben doch vor einem Kastenwagen geparkt, oder? Ja, haben wir, und was steht da??? Das Auto. Ich bin mental so erschöpft, dass ich beim Entdecken des Autos sogar anfange zu weinen vor Erleichterung. Das bedeutet, dass wir nun nicht mehr noch stundenlang in München warten müssen oder gar erst am nächsten Tag Zugriff auf das Auto haben, sondern dass wir nun einfach nur noch 154 Kilometer fahren müssen. Rein ins Auto, Motor an, Navi an für den Weg bis zur Autobahn (völlig unnötig da wunderbar ausgeschildert), Navi aus, 5 Freunde-Kassette an und los gehts. Naninka fährt dann trotz „ich will nachhause“ spritsparend und so sind wir dann irgendwann mitten in der Nacht endlich wieder in Nürnberg angekommen.

Erwähnenswert auch noch, dass ich dann meine Uhr nicht mehr zurückgestellt habe und dementsprechend mein Wecker am nächsten Morgen eine komplette Stunde zu spät geklingelt hätte. Wenn man bedenkt, dass ich nur 25 Minuten Zeit einkalkuliert habe, wäre das ziemlich ungünstig gewesen. Ich bin aber noch beinahe pünktlich von selbst aufgewacht und war noch pünktlich am Arbeitsplatz.

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