Street Art in Amsterdam

21. April 2015
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Wie komme ich dazu, einen Beitrag über StreetArt zu schreiben? Früher konnte ich den „Schmierereien“ wenig abgewinnen, muss ich ganz ehrlich sagen. Wie oft sieht man hier so dämliche Statements an Häuserwänden wie „Anti Fü“. Natürlich ist mir klar, was das bedeuten soll, aber nicht, warum man es an eine Hauswand schmiert. Auch verstehe ich nicht, dass man nicht vor dem Schreiben wenigstens checkt, wie das Geschriebene auch tatsächlich geschrieben werden muss. Wie oft sah ich schon Dinge wie „Fack“ und „Hurre“. Da kann ich nur den Kopf schütteln. Und am meisten nervt mich das überall stehende „ACAB“. Nein verdammt, das stimmt einfach nicht!

Allerdings muss ich auch hinzufügen, dass es in meiner Heimat Nürnberg und Umgebung relativ wenig Streetart gibt und einfach immer nur getagt oder wie oben beschrieben geschmiert wird. Das Ganze als Kunst betrachtet habe ich zum ersten Mal in Berlin und seitdem bin ich überall auf der Suche. Seitdem mag ich sogar Berlin!

Letztes Wochenende war ich in Amsterdam und auch dort sind mir einige Werke aufgefallen. So viele, dass ich mich beim nächsten Besuch vorher nach einer Tour erkundigen werde. Diesmal ging alles auf eigene Faust. Vielleicht habe ich damit auch die größten und besten Werke noch verpasst, aber ein paar tolle Bilder habe ich durchaus gesehen, und die möchte ich gerne mit euch teilen.

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Wie man bereits vermuten kann, stammt dieses Kunstwerk aus dem Rotlichtviertel. Für dieses Viertel ist Amsterdam berühmt. Die Stadt hat ungefähr 500 Schaufenster, in denen sich Damen anpreisen, die für Geld zu haben sind. Nicht alle machen wirklich Werbung für sich, die meisten sind mit ihrem Handy beschäftigt. Fotos sind hier natürlich verboten. Wenn man es versucht, wird man (zu Recht) ordentlich beschimpft. Ein Herr neben uns hat das getan. Das hier ist die künstlerische Variante der Schaufenster.

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Besonders auffällig ist diese Fassade, weil die grelle gelbe Farbe so gar nicht ins Stadtbild passt. Alle Fassaden hier in Amsterdam ist eher dunkel. Klinker in Farben von rot bis schwarz. Da sticht diese Farbe natürlich heraus, man kann es gar nicht übersehen. Dass sogar die Fenster besprüht sind ist mir allerdings erst beim Sichten der Fotos aufgefallen.

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Eine ganze Wand voller Puzzleteile, was muss das für eine Arbeit gewesen sein? Ich habe einmal einen Müllraum mit Mosaik ausgekleidet und bei der Aktion saßen mehrere Leute über zwei Tage am Werk. Ähnlich viel Zeit muss dieses Werk gefordert haben. Im weiteren Verlauf an den folgenden Häusern veränderten sich Farbe und Häufigkeit der Puzzleteile.

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Besonders mag ich die jetzt kommenden Werke. Diese Art gefällt mir einfach am besten, und am liebsten würde ich so etwas selbst auch können. Sie waren alle nebeneinander, wie in einer Serie, auch wenn ich zwischen den einzelnen Motiven keinen Zusammenhang erkennen kann.

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Während ich früher kein Auge für solche Schmuckstücke hatte, hat sich das nun total gewandelt. Das Geschmiere mag ich immer noch nicht, aber Bilder wie diese sind toll. Sie geben einer Stadt ein besonderes Flair und auch mir selbst ein besonderes Gefühl, das ich kaum beschreiben kann. Vielleicht ist es ein bisschen Verwegenheit und die Sehnsucht nach Freiheit, die hier in mir aufkeimt oder gestillt wird.

Und während ich diese Zeilen schreibe, beschließe ich, dass ich auch hier in Nürnberg auf die Suche gehen muss. So etwas muss es doch auch hier geben!

 

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