Jakobsweg: Von Kalchreuth nach Buchenbühl

22. April 2015
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Auf dem fränkischen Jakobsweg bin ich inzwischen von Bamberg bis nach Kalchreuth gegangen. Von Kalchreuth nach Nürnberg ist es nicht weit, und so sollte dies meine abschließende Etappe werden. Nürnberg als Ziel, Nürnberg meine Heimatstadt. Praktisch!

Prognostiziert waren ungefähr zehn recht einfache Kilometer, was auch ein perfekter Abschluss für ein paar Wandertage ist. Heute war sozusagen Zeit für ein lockeres Auslaufen. Wie schon in den letzten Tagen fuhr ich früh mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu meinem Ausgangspunkt, wenn auch etwas später als an den Vortagen. Nach Kalchreuth geht es von Nürnberg sehr einfach mit der Bahn, und der dortige Bahnhof ist nur wenige Meter von der Stelle entfernt, an der ich gestern Nachmittag aufgegabelt wurde. Da ich heute nur eine kurze Strecke vor mir habe, habe ich kaum Proviant dabei, nur einen Proteinriegel, eine Laugenstange und zwei Bananen (von denen ich eine wieder mit nachhause bringe) sowie Flüssigkeit.

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Unter meiner Jacke trage ich ein Laufshirt und eine Trainingsjacke, doch auf diese Weise ist es mir schon nach wenigen Metern zu warm. Ich entferne die Trainingsjacke, packe sie in meinen Rucksack und laufe weiter.

Kalchreuth ist einer der Orte auf dem Weg, der mir nicht besonders gefällt. Zwar gibt es hier schöne Kirchbaumhaine und einen herrlichen Felsenkeller, doch an beiden Punkten komme ich dank der Jakobswegroute gar nicht vorbei.

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Ich muss mitten in Kalchreuth über einen Parkplatz, es sieht aus wie eine Hofeinfahrt. Doch ich bin richtig, auch ein paar Meter weiter finde ich wieder einen Jakobsweg-Hinweis. An einem Haus vorbei und fast auf dessen Terrasse stehend benutze ich den kleinen Trampelpfad zwischen zwei Weiden. Links von mir Pferde und rechts Kühe. Frei laufend. Sie liegen in der Sonne und genießen das Leben. Mit so einem Anblick habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet, ich war überrascht davon, noch glückliche Kühe zu finden außerhalb von Almen in den Bergen.

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Am Ortsausgang von Kalchreuth muss ich zunächst ein paar Meter an der Landstraße entlang (schon wieder?!), und dann geht es an einem Parkplatz links ab. Der Weg ist breit und geteert bzw eigentlich besteht er aus großen Steinplatten. Es geht etwas bergan und ist doch sehr gemütlich zu laufen. Als ich den höchsten Punkt erreicht habe staune ich nicht schlecht. Vor mir kann ich Nürnberg sehen. Es liegt ein bisschen im Dunst, und ich bin sicher, dass es noch besser zu erkennen wäre, wenn das Wetter noch klarer wäre. Ich erkenne den Fernsehturm und die Burg, und das obwohl die Stadt noch ungefähr 7 Kilometer entfernt ist und die Burg ja mitten drin liegt, der Fernsehturm gar am anderen Ende der Stadt.

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Ich mache eine Pause, obwohl ich sie gar nicht brauche. Der Ausblick gefällt mir aber so gut, dass ich ihn eine Weile genießen möchte, bevor ich bergab in den Wald einbiege. Ich bin mir nicht sicher, ob mich der Anblick beflügelt oder ob er mich eher stört. Wandern heißt für mich ja immer eher Ruhe und Natur genießen. Eben weg von der Stadt, und nun ist sie schon so nah.

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Als ich wieder starte, biegen vor mir zwei Spaziergänger mit zwei Hunden auf den Weg ein. Erst also die Stadt so nah und dann auch noch Menschen neben mir. Ich kam immer näher und wollte sie eigentlich überholen, doch dann passten sie sich meinem Tempo an, als ich neben ihnen war. Ich drosselte also mein Tempo und ließ mich weit zurück fallen, doch dann blieben auch sie stehen. Ich brauchte ungefähr zwei Kilometer, bis ich die Leute wieder los war und ich in Ruhe weiter gehen konnte.

Der Weg wurde dann auch richtig schön, keine breiten Teerflächen und Höhenzüge mehr sondern enge Waldwege, Trampelpfade. Wurzeln quer über dem Weg und doch die eine oder andere matschige Pfütze. Mir kamen ein paar Mal Mountainbiker entgegen, die sich den Berg hoch quälten. Ich hatte das Glück nach unten gehen zu dürfen, hinein in die Stettenberger Schlucht, die ich vorher noch nicht kannte.

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Die Schlucht ist recht klein und hat auf beiden Seiten nur je eine kleine Felswand, also nichts besonderes. Nach all den Höhenzügen und Feldwegen finde ich hier aber eine sehr willkommene und sehr ursprüngliche Abwechslung. Schon alleine die Tatsache, weichen Waldboden unter meinen Füßen zu haben ist auf diesem Weg schon erwähnenswert.

Als ich unten angekommen bin, muss ich ein kleines Bächlein überqueren. Hier liegen drei etwas größere Bretter als Brücke über dem Wasser. Um ehrlich zu sein liegt nur ein einziges Brett über dem Wasser. Eines ist schräg und das zweite komplett unter Wasser. Ich wähle also das eine Brett, das über Wasser liegt und auch dieses biegt sich natürlich, aber alles halb so wild, ich werde nicht nass. Und das obwohl ich auch heute nicht meine wasserfesten Wanderschuhe trage sondern auf Laufschuhen unterwegs bin.

Auf der anderen Seite der Schlucht geht es zwangsläufig wieder nach oben, doch das ist alles halb so wild. Auch hier finde ich wieder eine Menge Sturmschäden, allerdings keine die meinen Weg so beeinflussen wie am Vortag, als ich über Bäume kletterte und ein Baum meine Brücke beschädigt hatte.

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Dann werden die Wege wieder breiter und vor Allem auch lebendiger. Immer wieder begegne ich anderen Fußgängern oder Fahrradfahrern. Auf Grund der Nähe zur Stadt verwundert mich das nicht großartig. Durch Zufall fährt mir eine ehemalige Klassenkameradin über den Weg und so wurde der Weg also auch für mich zu einem Weg der Begegnungen.

Auf jeden Fall zu selten begegnet bin ich einem Mülleimer. So trug ich meine Bananenschale kilometerweit in der Hand mit mir herum, so dass meine Finger schon ganz aufgeweicht waren. Das fand ich dann doch etwas unangenehm. Dass mitten im Wald kein Mülleimer steht ist mir klar. Jedoch traf ich auch auf Ausläufer von Heroldsberg und auch hier fuhren Autos im Wald herum. Es war also nicht so abgelegen, dass man hier nicht auch den einen oder anderen Mülleimer aufstellen konnte. Viel Müll im Wald herum liegen sah ich glücklicherweise dennoch nicht.

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Mein Weg führte mich dann eigentlich nur noch geradeaus. Über eine scheinbare Ewigkeit lief ich leicht bergab, Horizont und Weg veränderten sich kaum. Rechts vom Weg ein kleiner Graben und links vom Weg pausenlos kleine künstliche viereckige Weiher. Die per Schild angekündigten Kröten auf ihrer Wanderung sah ich nicht, dafür aber einige Schmetterlinge. Es gelang mir jedoch nur sehr schlecht, die immer in Bewegung befindlichen Tierchen per Kamera einzufangen. Nur wenn man weiß, dass da ein Schmetterling ist, erkennt man ihn auch als solchen.

Mein Weg war so monoton, dass er mir dann doch ziemlich lang vorkam. Ich hatte beinahe das Gefühl, er würde nie enden. Das zeigte sich dann auch in meinem Kopf. Ich bekam Knieschmerzen. Das war nun wirklich das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte. Aber ich lief trotzdem einfach weiter und dann glücklicherweise änderte sich noch einmal der Weg.

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Langweilig und monoton bedeutet natürlich auch immer, dass man Zeit hat zum Sortieren seiner Gedanken, weil man nicht von der Umgebung abgelenkt wird. Ich habe aber in den letzten Tagen genug sortiert und bin klar.

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Ich überquerte einen Bach auf einer kleinen Brücke und ein paar junge Männer auf Rädern fragten mich auf Englisch nach dem Weg nach Nürnberg. Kurz vorher sah ich erst ein Schild, so dass ich ihnen mitteilen konnte, dass es nur noch zwei Kilometer bis nach Nürnberg sind. Nur noch zwei Kilometer! Und hoffentlich sind diese Kilometer nicht genauso einschläfernd wie die letzten. Ich war dann sogar glücklich, als ich ein Stück auf einem Wanderweg an der Straße entlang gehen durfte, denn das bedeutete einfach Abwechslung. So schön der Weg am Anfang war, so langweilig wurde er am Ende.

Dann wurde es immer lauter, ich hörte bereits die Stadt. Vor Allem hörte ich die Autobahn. Mir war sehr nach Pause, doch hier im Autobahnlärm verzichtete ich lieber auf eine Rast. Ich musste unter der Autobahn durch und befand mich hier offensichtlich im Industriegebiet. Danach ging es nochmals kurz in den Wald, aber wirklich nur sehr kurz. und dann stand ich plötzlich vor Häusern. Hier werkelten die Anwohner in ihren Gärten und alle grüßten mich freundlich.

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Nun hatte ich die Wahl, noch etwas weiter durch die Stadt zu wandern oder hier in den Bus ins Zentrum zu steigen. Ich entschied mich aus zwei Gründen für den Bus. Zum Einen wollte ich diese Wanderung ja als Ausstieg und Auslaufen nutzen, und wenn ich den Weg ins Zentrum noch drauf gepackt hätte, wäre ich wieder bei 19 Kilometern gelandet. Zum Anderen habe ich mir überlegt, dass der Weg durch die gesamte Innenstadt vielleicht eine extra Wanderung wert sein könnte. Nun warte ich auf den nächsten freien Tag, an dem ich dafür genug Zeit habe! Und vor Allem warte ich auf den Moment, an dem ich genug Zeit für den Camino Frances habe!

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