Meine persönliche Seenliebe

Katja von WellSpaPortal fragt in ihrem neuen Beitrag nach Seenliebe. Ich sehe das und spüre sofort: hier bin ich richtig! Auf unseren letzten Kurztrips haben wir immer Seen besucht, manchmal fuhren wir sogar von See zu See (zum Beispiel hier im Allgäu), um ein paar ruhige und idyllische Momente einzufangen, tief durchzuatmen und Kraft zu tanken. Doch als ich anfange nachzudenken merke ich, dass das ganze Thema bei mir viel früher anfängt und viel weiter reicht.

Schon als Kind war ich eine absolute Wasserratte und sowohl im Schwimmbad als auch an Seen kaum aus dem Wasser zu bekommen. Schon immer liebe ich auch das Meer. Zwar hatte ich das zwischendurch mehr oder weniger vergessen, vor einigen Jahren dann aber wieder entdeckt. Seitdem tauche ich und damit proportional stieg der Suchtfaktor beim Thema Wasser. Ich müsste eigentlich fast über Wasserliebe schreiben. Trotzdem werde ich mich auf die Seen beschränken, allerdings anders als Katja nicht nur auf die bayerischen Seen.

Das Umfeld meiner Heimatstadt Nürnberg hat nichts Spektakuläres zu bieten. Es gibt ein paar Badeseen, doch die meisten davon sind weder schön, noch habe ich die Möglichkeit sie zu betreten, denn ich reagiere allergisch. Zum ersten Mal trat eine solche Reaktion vor ungefähr 15 Jahren auf, als ich eine Kinderheimgruppe als Betreuer zum See begleitete. Alle Körperstellen, die lange nass waren (zum Beispiel alles unterhalb des Badeanzugs), waren überzogen mit roten und tierisch juckenden Pusteln. Die gleiche Reaktion hatte ich seitdem mehrere Male, so dass ich die recht beliebten Seen im Fränkischen Seenland deswegen meide. Ich weiß inzwischen, dass sich das Ganze Entenbilharziose nennt. Es handelt sich um Erreger, die normalerweise Enten und ähnliches Getier als Wirt verwenden. Wenn die Wirte knapp werden, dann gehen sie auch auf den Menschen. Sie bohren sich in die Haut und legen Eier. Diese sterben sofort ab, wenn man sich abtrocknet, aber es gibt eben Regionen, die man am See schlecht trocken bekommt, beispielsweise die Kopfhaut. Jeder Mensch, der in dieser Region ins Wasser geht wird befallen, aber nur die wenigsten merken das überhaupt. Man spürt das nämlich nur dann, wenn man allergisch darauf reagiert, und genau das ist bei mir der Fall.

Der Vierwaldstädter See bei Luzern

Der Vierwaldstädter See bei Luzern

Die meisten Seen besuche ich daher nur von außen, oder ich kehre es gleich ins komplette Gegenteil um und gehe unter Wasser.

Natürlich habe ich das Tauchen in Seen gelernt, denn wer den Schwebezustand (Tarieren) im Kaltwasser beherrscht, der tut sich im Meer leicht. Wer es im Meer gelernt hat und dort kann, der muss es nicht unbedingt auch im Kaltwasser hinbekommen. Die meisten Tauchgänge habe ich im Murner See in der Nähe von Schwandorf gemacht, inklusive der Ausbildung. Der See bietet nicht besonders viel, ist aber der nähste Tauchsee mit annehmbarer Sicht.

Seitdem war ich natürlich auch in einigen anderen Seen unterwegs. Besonders erwähnenswert sind hier der Tauchsee Horka in der Nähe von Bautzen, die Seen um Nordhausen und der Blindsee in Österreich. Natürlich gibt es noch viel mehr tolle Tauchspots in Seen, diese habe ich aber noch nicht betaucht. Und ich möchte hier nicht über die Erzählungen anderer Menschen sprechen, sondern ganz persönlich über meine eigene Seenliebe.

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Horka ist ein ehemaliger Steinbruch, der mit Grundwasser voll läuft. Jedes Jahr ist er ein bisschen tiefer, da hilft auch die um Ausgleich bemühte Pumpe im See nichts. Das Wasser in Horka ist dementsprechend relativ kalt, aber auch relativ klar. An der Tauchbasis gibt es einen Campingplatz und ein paar einfache Zimmer und natürlich die Möglichkeit, Material zu leihen und Flaschen zu füllen. Interessant an Horka sind die vielen Exponate im Wasser. Die Inhaber haben sich Einiges einfallen lassen, von einem Bullauge an der Felswand über einen Zigarettenautomaten bis zum künstlichen Hai gibt es jeden Blödsinn, den man sich vorstellen kann. In der Tiefe von ungefähr 30 Metern befindet man sich am tiefsten Punkt des Sees. Dort ist zum Beispiel ein Tempo-30-Schild aufgestellt. In Horka feiert meine Tauchschule seit ein paar Jahren ihr Sommerfest, so dass ich nun doch schon einige Male vor Ort war.

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Die Seen rund um Nordhausen bieten auch etwas Spezielles: im Sundhäuser See wurde und wird das Modell einer Stadt im Wasser versenkt. Es gibt also unter Wasser Häuser, die man betauchen kann und sogar eine Kirche. Nach und nach werden weitere Häuser versenkt, die Stadt nennt sich Nordhusia. Nordhusia zu betauchen sollte man einmal gemacht haben. Gleichzeitig muss ich sagen, dass dieser Spot so überlaufen ist, dass man aufgerödelt lange Wege gehen muss, bis man überhaupt mal am Wasser ankommt. Dementsprechend schlecht ist auch spätestens am Mittag die Sicht. Während wir bei unserem ersten Tauchgang noch gut unterwegs waren, hatten wir beim zweiten Tauchgang (damals noch ohne Kompass) wirklich Probleme und haben die Stadt gar nicht erst gefunden, weil die Sichtweite maximal zwei Meter betrug. Besonders erwähnenswert ist noch, dass Nordhusia einen Geocache beherbergt. Unter Wasser findet man eine Zahlenkombination, die man dann an einem Schloss in der Tauchbasis eingeben muss, um den Cache zu bergen.

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Die größte Begeisterung bisher rief der Blindsee hervor. Dieser ist ein Bergsee in Österreich bei Lermoos nahe der Zugspitze. Der Blindsee ist jedes Jahr unterschiedlich tief, je nachdem wie der vorhergehende Winter war. Die Schneeschmelze wirkt sich hier direkt aus. Dementsprechend kalt ist das Wasser. Ich war zu verschiedenen Jahreszeiten bei verschiedenem Wetter und zu verschiedenen Zeiten am Tag im Wasser, und der wärmste Wert waren 14 Grad. Um hier zu tauchen und auch um dort überhaupt parken zu dürfen, muss man erst mal in Lermoos im Café Ducatisti halten. Der Tauchsee gehört nämlich dem Resorthotel Mohr, und das Café wiederum gehört zum Hotel. Dort kann man sich eine Genehmigung holen und auch Flaschen füllen. Das Hotel Mohr ist schweineteuer, bietet aber eine Sauna mit Zugspitzenblick. Ob das den Preis von 109 Euro für das kleinste Zimmer wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Man muss aber nicht im Hotel nächtigen, um eine Erlaubnis zum Tauchen zu bekommen.

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Schon bei der Anfahrt über einen teilweise recht schmalen Waldweg hat man immer wieder Blick auf den türkisblauen See. Auch unten angekommen ist der Blick auf den See schon traumhaft, denn er ist umgeben von Wald und Fels. Und damit kommen wir zu dem, was den Blindsee besonders spannend macht. Bei einem Erdrutsch ist einmal ein Teil des Waldes, der oben auf dem Felsen „wohnte“ in den See gestürzt. Die Bäume liegen wie Mikadostäbe im Wasser verteilt und man kann durch sie hindurch tauchen. Bizarre Gebilde sind dadurch entstanden, und wenn dann noch die Sonne scheint und Strahlen durch das Wasser wirft, dann wird es besonders schön.

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Vor wenigen Tagen waren wir andernorts in Österreich, wo man auch wunderbar tauchen kann, ich persönlich aber noch nicht im Wasser war. Wir besuchten den Achensee in Tirol. Das Wetter machte uns ein bisschen einen Strich durch die Rechnung, denn eigentlich wollten wir ein bisschen in Wassernähe wandern gehen. Es schüttete aber wie aus Kübeln, auch eine sonst wasserdichte Regenjacke schützte mich nicht, und Carina war trotz Schirm nass. Als wir am Parkplatz das Auto verließen, floss das Wasser in kleinen Bächen den Weg hinab. Zwar liefen wir trotzdem zum Ufer und machten ein paar Fotos und trotzdem wirkte die Natur auf uns, aber ein bisschen mehr Wohlfühlfaktor wäre toll gewesen. Wir sind aber sicher, dass wir hierher zurück kehren werden, und dann sicher auch unter Wasser gehen.

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Während unserer Flitterwochen besuchten wir auf Bali einen ganz besonderen See. Auf dem Weg von Ubud nach Lovina in den Norden machten wir einen Abstecher zum Pura Ulun Danu Bratan. Der ist ein sehr bedeutender Wassertempel der Insel, vielleicht gleichzusetzen mit dem allseits bekannten Tanah Lot. Dieser liegt im Meer, unser Abstecher aber gilt dem Tempel mitten im Inland in einem großen vulkanischen See. Das Wasser des Sees gilt als heilig, darf aber trotzdem mit Schiffen und Tretbooten befahren werden. Auch hier hatten wir etwas Pech mit dem Wetter, gleichzeitig aber empfanden wir die Stimmung durch die Wolken als besonders und etwas spannender und geheimnisvoller.

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Dieser See war nicht nur ein heiliger Ort für viele Gläubige sondern auch der am weitesten von zuhause entfernte See, den ich je besucht habe. Nummer zwei auf dieser Liste ist ein See, zu dem ich auch eine etwas spezielle Beziehung habe, nämlich der Salton See in den Vereinigten Staaten.

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Einer meiner absoluten Lieblingsfilme ist „Into the Wild“. Ich kenne die Kontroversen über die Naivität der Hauptfigur und seine schlechte Vorbereitung auf Alaska und den daraus resultierenden Tod. Dennoch bewundere ich diesen Kerl. Man muss erst mal den Mut haben, alles hinter sich zu lassen und jahrelang relativ mittellos durch die Gegend zu ziehen und dabei dennoch so viel zu erleben. Ich verstehe seine Haltung und wünsche mir selber manchmal etwas mehr diesbezüglichen Mut. Alexander Supertramp lebt zwischenzeitlich in Slab City, besucht den Salvation Mountain und den Salton Sea. Alle drei Orte habe ich mir persönlich angesehen. Der Salton Sea wird im Film sehr positiv dargestellt, beinahe ähnlich wie ein Meer. Bei der Vorbereitung auf meinen Trip las ich dann schon, dass der See oft so gekippt ist, dass man ihn kilometerweit riechen kann und nahezu alles Leben abgestorben ist. Mit viel Skepsis mache ich mich also auf den Weg dorthin.

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Interessanterweise treffe ich beides an. Traumhafte Ausblicke, Spiegelungen im Wasser, Schönheit. Und gleichzeitig tote Fische, verschmutzte Böden, Gestank. Man kann am Salton Sea angeln gehen und es gibt auch Läden mit Zubehör. Wenn ich mir das Ufer des Sees so ansehe und all die toten Fische, die offensichtlich an der schlechten Wasserqualität gestorben sind, dann frage ich mich schon, wer dort bitte angeln gehen will. Oder wie abgestumpft man sein muss, um das zu tun. Oder wie leichtsinnig und dumm. Bis heute bin ich mir nicht sicher, was ich vom Salton Sea halten soll, obwohl ich ein paar meiner schönsten Fotografien dort gemacht habe.

Doch theoretisch muss man nicht so weit in die Ferne schauen, um Seen mit toller Farbe oder beeindruckendem Hintergrund zu finden. Von der Zugspitze aus und vor Allem von der Seilbahn hoch zur Zugspitze hat man fantastischen Blick auf den Eibsee. Vor einiger Zeit habe ich mit einem am Eibsee geschossenen Bild einen Fotowettbewerb gewonnen, der mir zwei Übernachtungen in Amsterdam brachte. Das ist natürlich automatisch eine positive Konnotation, doch auch der Blick von oben war nicht der verkehrteste, obwohl es bei uns sehr grau war. Mein hier gewähltes Motiv ist aber weder von oben noch das Gewinnerfoto.

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Schon mehrere Male war ich am Bodensee. Zum ersten Mal war das noch während meiner Schulzeit, als ich mit einer Klassenkameradin ins Montafon fuhr. Wir besuchten dabei auch Bregenz mit der Uferpromenade und der Seebühne. Später kam ich einmal durch Zufall am Bodensee vorbei. Ich war in der Schweiz und mein Navi zeigte mir den kürzesten Weg nach Deutschland an, den ich dann auch nehmen wollte. Allerdings hatte ich nicht ganz aufgepasst, denn der Weg beinhaltete ein Stück Autobahn in Österreich. Für so einen kleinen Streckenabschnitt sah ich aber den Kauf einer Vignette nicht ein und entschied, den Weg über die Landstraße zu nehmen und war froh, dass ich auch eine Papierkarte dabei hatte und damit auch umgehen kann. Ich fuhr bereits auf der Autobahn in der Schweiz lange mit Seeblick und kam dann durch Lindau und kurz danach in Deutschland wieder auf die Autobahn. Meine schönste Begegnung mit dem Bodensee war jedoch eine Überquerung auf einer Fähre von Friedrichshafen aus. Besonders waren dabei wieder die Wetterbedingungen, denn der Nebel fraß den See oder zumindest das Umland beinahe auf.

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Im letzten Herbst besuchten wir an einem Wellness-Wochenende mit unseren Trauzeuginnen auch noch den Schliersee und den Spitzingsee. Am Schliersee liegt die MonteMare Saunawelt, die uns wunderbare Entspannung brachte. Vom Saunagarten aus hatten wir Blick auf den See, wenn auch hier nicht so schön, wie wir es von der Partneroase am Tegernsee gehört hatten. Einen Besuch dort haben wir uns für einen weiteren Ausflug aufbewahrt. Am Spitzingsee lag unsere Herberge für die Nacht, und auch hier war es die Kombination aus See und Berg, die es für mich magisch machte.

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Im Allgäu war ich begeistert vom großen und kleinen Alpsee bei Immenstadt. Wenn man dort in Richtung Oberstaufen fährt, kommt man sehr lange am See entlang und hat einen herrlichen Ausblick. Genauso verhält es sich im Schwarzwald mit dem Titisee.

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Besonders schön gelegen fand ich auch den Alatsee, denn er ist etwas ab vom Schuss. Man fährt über eine kleine Schotterpiste ein paar Kilometer durch den Wald bergauf, bis man am See ankommt. Dieser ist von hügeligem Wald umgeben. Bei unserem Besuch lag auch etwas Schnee, was den Kontrast zwischen Wasser und Umgebung noch betont hat. Hier habe ich mich besonders wohl gefühlt.

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Schöner jedoch sind Seen wirklich aus der Nähe. Für mich strahlen sie eine besondere Ruhe aus, die sich auch auf mich überträgt. Ich nehme mir auf einmal Zeit, suche lange nach der besten Perspektive. Wie spiegelt sich das Licht am besten im Wasser, wie kommt die Farbe am besten raus. In einer Zeit, in der ich von Termin zu Termin hetze und durch Schichtarbeit und berufsbegleitendes Studium chronisch überarbeitet bin, bieten mir die Seen genau das was ich brauche, nämlich Durchatmen und Runterfahren. Das ist für mich oft mehr Wellness als mir beispielsweise eine Massage bieten würde. Deswegen habe ich in den letzten Monaten die Seen noch viel mehr schätzen und lieben gelernt.

Wahrscheinlich ist es sogar gar nicht so wichtig, wie der See heißt und wo er liegt. Wichtig ist vermutlich einfach die Wirkung, die er auf mich hat. Und hier bleibt festzuhalten, dass Seen auf mich am besten in Kombination mit Bergen wirken. Und oft sind es kleine Details am Ufer, die mich gefangen nehmen, so wie das Schilfgras am Spitzingsee. Ich vermute daher fast, dass ich eher ein Freund der etwas kleineren Seen bin. Auch auffällig ist, dass es nur sehr wenig von Tageszeit und Licht abhängt, ob und wie mir ein See gefällt. Jedes Licht hat seine besondere Stimmung und Wirkung. Das ist überall so, am und auf dem See empfinde ich das aber noch mal deutlich verstärkt.

In Bayern haben wir hier sehr gute Voraussetzungen, besonders im südlichen Teil wimmelt es nur so von Seen. Meine Bloggerkollegen Biggi und Florian haben sich auf den Weg gemacht, die schönsten davon zu finden und vor Allem fotografisch festzuhalten. Ihre 18 schönsten Seen in Bayern sind wirklich einen Besuch wert.

Wenn ich mir Katjas Beitrag so ansehe, muss ich wohl innerhalb von Bayern noch so Einiges entdecken. Im Juni werde ich eine knappe Woche am Chiemsee sein. Den habe ich zwar schon mehrfach passiert, aber noch nie aus der Nähe oder intensiver gesehen. Auch in diesem Sommer geht es für uns nicht allzuweit weg. Wir bleiben wahrscheinlich in Süddeutschland und Österreich, und dabei ist sicher der eine oder andere See fällig. Ich freu mich jetzt schon drauf!

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