Tauchen in Tulamben – Die Liberty

8. Oktober 2016
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Während unseres Aufenthalts auf Bali haben wir die meiste Zeit im Norden der Insel verbracht. Während im Süden die Touristenströme sonnen, baden, surfen und trinken gehen – so wurde es uns zumindest von allen Balinesen erzählt – genossen wir im Norden die Ruhe, die Natur, Iced Lemon Tea und vor Allem das Meer.

Vier Nächte blieben wir auf Grund des Meers in Tulamben, unsere längste Station auf der Insel. Direkt vor Tulamben liegt nämlich seit vielen vielen Jahren die USAT Liberty, ein ehemaliges Versorgungsschiff der United States Navy. Sie wurde 1942 bombardiert und ist dann vor Bali gestrandet. Man hat versucht die Liberty freizuschleppen, dieses Unternehmen jedoch schnell wieder aufgegeben, weil zu viel Wasser in das beschädigte Schiff eindrang. Sie wurde dann einfach auf den Strand gesetzt. Die Einwohner freuten sich und plünderten das Schiff leer. Viele Jahre später brach dann der Vulkan Agung aus und im Zuge dessen rutschte das Wrack ins Meer und liegt dort nun nur wenige Meter vor dem Strand auf Grund, in einer wunderbaren Sporttauchertiefe zwischen 10 und 30 Metern. Wunderbare Voraussetzungen also für uns!

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Wir hatten uns im Liberty Dive Resort einquartiert. Die Anlage war relativ weitläufig, wir hatten unseren eigenen Bungalow, viel Grün vor der Tür und zwei Pools. Die Tauchbasis direkt im Hotel und dann die große Überraschung: Carina und ich haben einen Guide für uns, der uns während unseres ganzen Aufenthalts begleitet. Wir lernten später noch andere Taucher kennen, die maximale Gruppengröße war drei Taucher, und wer alleine ankam, hatte auch einen Guide für sich alleine. Das haben wir schon oft anders gehört und später auf Gili leider auch anders erlebt, aber hier waren wir sehr froh, dass wir diese Nachricht bekamen.

Bali ist nicht das günstigste Land, aber mit 30 Dollar pro Tauchgang konnten wir ganz gut leben, zumal es Nitrox for free gab, wenn man das entsprechende Brevet nachweisen konnte. Für Nichttaucher: Nitrox ist ein Luftgemisch mit einem höheren Sauerstoffanteil als Luft, was wiederum bedeutet, dass man nach dem Tauchgang weniger Stickstoff im Blut hat, also schneller wieder bei Null Stickstoff ist und der schöne Nebeneffekt dabei ist, dass das Tauchen weniger ermüdend wirkt. Das Leihmaterial war unterschiedlich, teilweise komplett neu, teilweise schon etwas älter, Alles aber in gutem Zustand. Wir haben nahezu alles geliehen, denn wir hatten nur Logbücher, Computer und Kamera dabei. Man muss das sonst ja auch alles schleppen.

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Am frühen Morgen machten wir uns also auf zum Frühstück und es war uns deutlich zu früh. Wir bekamen noch gar nichts rein, außer unseren Tee. Also getrunken und dann fertig machen. Vom Resort aus muss man nur ungefähr 100 Meter laufen, schon kommt man an der vorderen Einstiegsstelle an. Ins Wasser zu gehen erwies sich als relativ schwierig, und wir haben uns auch noch besonders angestellt, glaube ich. Der Strand besteht aus Steinen, sehr verschieden großen Steinen. Es ist also gar nicht so einfach sicheren Tritt zu finden, und mit der schweren Ausrüstung auf dem Rücken schon gar nicht. Unser Guide Agus war aber sofort zur Stelle und half besonders Carina (die noch mehr Probleme hatte als ich) ins Wasser. Sobald wir drin waren, war alles gut und wir fühlten uns endlich wieder zuhause – unter Wasser.

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Nach nur wenigen Metern tauchten die ersten Umrisse auf. Entspannt tauchten wir am Wrack entlang. Der Zustand des Schiffs ist schon ziemlich übel. An manchen Stellen kann man schon noch erkennen, dass es sich um etwas Technisches handelt, was da auf Grund liegt, aber das Schiff ist ziemlich zerfallen und natürlich auch komplett mit Korallen überwuchert. Das bedeutet gleichzeitig auch, dass es sehr von Fischen bevölkert ist und allerlei Kleingetier.

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Wir tauchten in den Laderaum und durch ihn wieder nach oben. Ihn noch als Raum zu erkennen ist kaum möglich, es gelingt eigentlich nur wenn man weiß, wo man da gerade rein taucht. Wir hatten das Wrack noch nicht ganz geschafft, als Carina mit 50 Bar in der Flasche aus dem Wasser musste, während Agus noch 150 Bar hat. Er hätte noch ewig bleiben können. Mit der Zeit wird man ruhiger und man bewegt sich ökonomischer, was auch zu weniger Verbrauch führt. So hat es Carina während des Aufenthalts dort geschafft, mich im Luftverbrauch einzuholen, auch wenn man mir durch das Fotografieren nochmal ein paar Bar gutschreiben muss. Fotografieren verbraucht Luft!

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Den zweiten Tauchgang des Tages absolvierten wir in der Nähe am Dropoff, einer komplett bewachsenen Steilwand und auch das war ein sehr schöner und entspannter Tauchgang.

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Wenn man den Tauchschein macht lernt man, dass man unter Wasser nichts anfasst. Leider beherzigt das nicht Jeder, aber uns hat sich das sehr eingebrannt. Wir fassen unter Wasser nichts an, und das ist auch gut so. Denn gerade bei Korallen macht man einfach zu viel kaputt und mit etwas Pech, macht man auch sich selbst kaputt. Als wir an der Steilwand vor der roten schwammigen Koralle waren und Agus uns sagte, wir sollten die Hand darauf legen, wollten wir das erst gar nicht tun. Er legte die Hand darauf und wir zogen sie instinktiv direkt wieder weg. Er bedeutete uns, dass es wirklich kein Problem sei, also befolgten wir das ein paar Sekunden. Und zack: unsere Hand war voll mit kleinen durchsichtig-roten Garnelen. Sobald man die Hand wieder entfernte, waren auch die Garnelen wieder verschwunden.

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Zwischen den beiden Tauchgängen hatten wir gefrühstückt und dabei erfahren, dass einer der anderen hier untergebrachten Taucher – der einzige sympathische – heute Geburtstag hatte. Den Nachmittag verbrachten wir gemütlich irgendwo zwischen Bar, Pool und Haus und am Abend gab es dann die große gegenseitige Fotoshow. Ich hatte die Kamera direkt vor dem Urlaub erst gekauft, nachdem ich meine alte Kamera in Indien am Strand im Sand versenkt hatte – ohne Hülle. Daher musste ich unheimlich viele Fotos einfach wieder löschen, man gewöhnt sich eben erst an das Handling. Ein paar ganz nette Bilder sind mir aber doch gelungen. Unser Tauchkollege Thomas hat ein ganz anderes Fotoequipment dabei und ist immer auf der Jagd nach Nudibranches. Dabei kamen einige wirklich hervorragende Bilder heraus, um die ich Thomas wirklich beneide. Zu den Bildern gab es Bintang Grapefruit, doch leider gab es davon nur sehr wenige. Und so ist das eben auf Bali, auch an den nächsten Tagen gab es kein Bintang Grapefruit, denn geliefert wird erst irgendwann und bestellt haben wir das eben auch noch nicht. Daran muss man sich schon gewöhnen.

In der Nacht wurden wir dann plötzlich von einem lauten Rumpeln geweckt. Wie erstarrt hielten wir uns aneinander fest. Das ganze Haus wackelte. Ich dachte zuerst an einen Sturm, da es am Abend etwas windig war und vor Allem das Dach gekracht hatte. Doch dann war es komplett still. Was zum Teufel war das? Ich stand auf und sah nach draußen, doch alles war ruhig, und vor Allem windstill. Langsam dämmerte es mir. Wir hatten gerade unser erstes deutliches Erdbeben erlebt. Es bebte in nur wenigen Kilometer Entfernung und in sehr geringer Tiefe, für ungefähr vier Sekunden wackelte Alles und danach war wieder Ruhe. Nicht das einzige Beben im Raum rund um diesen Zeitpunkt.

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Am nächsten Morgen ging es wieder mit Tee und ohne Frühstück ans Wrack, diesmal von einer anderen Einstiegsstelle aus. Ich hatte meine Kamera zuhause gelassen und wollte mich ganz auf das Wrack und das Tauchen selbst konzentrieren. Zur Einstiegsstelle fuhren wir auf dem Deck eines Kleintransporters, und auch das waren nur wenige Meter. Wir kamen so von hinten an das Wrack und fingen mit der Schiffschraube an. Wir waren noch nicht lange im Wasser, taucht eine Schildkröte am Wrack auf. Es ist meine erste und dementsprechend auch Carinas erste, glaube ich. Carina schaut allerdings in eine ganz andere Richtung. Wir zeigen ihr, wo die Schildkröte ist und sie taucht einige Meter direkt neben der Schildkröte her, parallel in vielleicht drei Meter Entfernung. Agus und ich gehen hinterher und fragen uns was sie da tut, eigentlich wollten wir doch ganz wo anders lang tauchen. Dann dreht sich Carina zu uns um und wir tauchen wie geplant weiter. Als wir wieder aus dem Wasser waren sprachen wir natürlich über den Tauchgang und daher auch über die Schildkröte. „Welche Schildkröte?“ fragte Carina da. Sie hatte sie also leider nicht gesehen. Und da ich meine Kamera nicht dabei hatte, konnte ich sie ihr nicht mal zeigen.

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Da uns dieser Tauchgang generell aber extrem gut gefallen hat, wollten wir um 11 Uhr beim zweiten Tauchgang gleich noch mal an die Liberty. Das hätten wir mal lieber bleiben lassen sollen! Die Gezeiten drücken ziemlich und der Wellengang macht schon das ins Wasser kommen noch schwieriger. Mich wirft eine Welle komplett um, und noch während ich liege und versuche wieder auf die Beine zu kommen brechen erneut zwei Wellen über mir. Agus kommt natürlich sofort geeilt und hilft mir, aber danach muss ich erst mal einen Haufen Wasser ausspucken. Erst mal wieder beruhigen, bevor wir abtauchen. Auch unter Wasser ist es schwierig, wir müssen richtig viel Energie aufwenden bis wir überhaupt am Wrack sind und dort ist es gerammelt voll. Es sind Horden von Tauchern dort, die sich nicht um die Anderen scheren. Während ich gewartet habe, bis eine Gruppe anderer Taucher durch eine engere Stelle kam, tritt mir Jemand von oben voll gegen den Kopf, weil er anscheinend gar nicht realisiert, dass es um ihn herum noch andere Leute gibt, oder weil er es nicht besser konnte. Kann mal passieren, aber dann entschuldigt sich man zumindest, so sollte man meinen. Nicht so hier. Ein paar Meter weiter warte ich wieder rücksichtsvoll und werde von einer anderen Gruppe Taucher in die Korallen am Schiff gedrückt, weil sie es nicht hinbekommen einen Bogen um mich zu tauchen. Davon habe ich eine schöne brennende rote Spur am Hals abbekommen. Ich frage mich wie man so rücksichtslos sein kann und werde wütend, will einfach nur noch aus dem Wasser. Agus merkt das und beruhigt mich. Wir kehren um und sind gefrustet. was für ein schrecklicher Tauchgang. Ich kann daher Jedem nur empfehlen, möglichst früh an der Liberty aufzukreuzen, vor 9 Uhr.

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Auch wenn das insbesondere für unseren Guide natürlich langweilig war, aber so wollten wir uns nicht von der Liberty verabschieden. Also haben wir am nächsten Morgen mehr oder weniger den Tauchgang vom Vortag wiederholt, mit Kamera und ohne Schildkröte. Allerdings haben wir im Wrack einen Fisch gesehen, der deutlich größer war als die Taucher um ihn herum. Auf den Fotos kann man die Dimensionen leider aber nicht erkennen.

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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Tauchen an der Liberty toll ist und Spaß macht, wenn man sich die richtige Uhrzeit und somit die richtigen Umstände aussucht. Das Liberty Dive Resort können wir empfehlen. Die Zimmer sing geräumig und sauber, die Anlage ist schön, die Tauchpreise sind gut. Abzüge gibt es für die Küche, hier kann nur das Frühstück und die Pasta punkten. Und warnen muss ich vor der Massage!

Wie wohltuend Massagen sein können hatten wir zuvor erlebt. In Tejakula wurden wir richtig verwöhnt. Hier wollten wir uns an einem Nachmittag auch etwas Gutes tun. Das hätten wir mal lieber sein lassen sollen! Die Massage fand im Freien statt, was ja kein Problem wäre, wenn es denn Sichtschutz gäbe. Stattdessen liegt man sogar etwas erhaben über dem Gelände, wie auf einem Podest. Vom Pool unten starrten die Männer nach oben und grinsten, während wir versuchten, uns ein wenig zu verstecken. Wenn man dann erst mal liegt, ist es okay. Die Massage selbst kann man nicht als solche bezeichnen. Mir wurde mit den Fingernägeln die Kopfhaut geschrubbt, die Haut zwischen den Zehen aufgekratzt und munter auf Knochen und Sehnen herum gedrückt. Auch wurde nicht mit dem Muskel massiert sondern quer drüber. Bei Carina war das Ganze noch schlimmer. Reibeisenhände drückten beinahe die komplette Zeit exakt auf ihrer Wirbelsäule herum. Dann klingelte ein Handy und die Dame die mich massierte meinte, nun telefonieren und mit einer Hand weiter massieren zu müssen. Beide hatten wir hinterher sichtbare Spuren der Massage an unseren Körpern. Als es so weit war, dass wir uns umdrehen sollten, bedeckte man unsere Brüste mit unseren Tshirts anstatt mit einem Tuch oder Ähnlichem. Nach der Massage fühlten wir uns wie geschundene Ölsardinen und gingen erst mal unter die Dusche, um das literweise verwendete Öl wieder loszuwerden. Zwar beschwerte ich mich beim Manager, aber er erklärte mir nur, dass die Damen eben von der Stadt angeheuert seien und er nichts machen könne, da es sich nicht um sein eigenes Personal handle. Den Preis mussten wir dennoch bezahlen, voll. Wir hätten einfach aufstehen und gehen sollen, und das schon nach kürzester Zeit, denn wir haben uns einfach eine Stunde lang gequält und versucht durchzuhalten. Also, keine Massage!

Wir waren fünf Mal hier tauchen, vier Mal davon an der Liberty. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass wir eines Tages hierher zurück kommen und wieder abtauchen. Sehen, wie sich der Zustand des Schiffs verändert hat.

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