Nach langer Abstinenz war es endlich wieder so weit, ein neues Stadion war fällig. Nachdem eine geplante Dänemark-Tour ins Wasser fiel, kehrte ich nun doch zum ursprünglichen Ziel Schweiz zurück. Dass Thun besucht wird, war schnell klar, jedoch konnte ich mich lange nicht entscheiden, was am Tag zuvor auf dem Plan stehen sollte. Aarau? Aalen? Neuchatel?
Am Ende wurde es Aalen. Warum? Weil ich dort schon so lange hin wollte. Ich hatte schon so oft von der schwäbischen Idylle rund ums Stadion (Verzeihung, Scholz-Arena) gehört. Ich komme an und stelle fest, dem ist tatsächlich so. Ich parke direkt neben dem Stadion, ohne irgendwelche Park+Ride-Plätze, Einweiser oder Gebühren.
Dann auf zur Kasse, ich möchte in Block L, der ist nämlich wunderbar mittig. Die Dame an der Kasse gibt mir ein Ticket mit Block J, Reihennummer und Sitznummer und malt mit Kugelschreiber einfach ein L über das J. Sie erklärt mir, dass ich sitzen kann, wo ich möchte, dort sei freie Platzwahl. Ich freue mich, gehe in die zweithöchste Reihe genau auf Höhe der Mittellinie. Dann kommt aber Jemand, der mit Dauerkarte den Platz beansprucht. Ich stehe auf und rutsche einen Sitz weiter. Dann kommt aber Jemand, der mit Dauerkarte den Platz beansprucht. Ich stehe auf und rutsche eine Reihe nach unten. Dann kommt aber Jemand… und so weiter. Ich bin sieben oder acht mal umgezogen, bis ich dann doch sitzen bleiben durfte, immer noch auf Höhe der Mittellinie. Die Dame an der Kasse hätte mir ja auch einfach sagen können „Sorry, L hab ich nicht, du musst in Block K oder M gehen“. Wär auch okay gewesen.
Mein Blick war jedenfalls am Ende super, und der Ausblick hat sich auch gelohnt.
Das Spiel begann recht furios, nach 16 Minuten gab es bereits drei Aalener Tore, wovon eines nicht anerkannt wurde. Ich hab keine Wiederholung gesehen, aber denke, das aberkannte Tor war wirklich irregulär. Den Rest der Spielzeit verbrachten beide Teams mit 0:0, aber war eigentlich ganz nett anzusehen.
Ansonsten… Pin vorhanden und günstig, Steak nicht vorhanden und Bratwurst okay, und ein seltsames Chip-System an den Essens-/Getränkekassen.
Gleich im Anschluss machte ich mich auf den Weg Richtung Schweiz, über die Landstraße bis Stuttgart und von da an wieder Autobahn. Die Landstraße war leider eine Katastrophe. Beispielsweise war Schwäbisch Gmünd vom Ortsschild bis zum Ortsendeschild eine Baustelle mit Tempo 30. Yeah. Ich hab es trotzdem bis zur Autobahn geschafft und kam dann gut durch.
An der Grenze hab ich mir dann ne Jahresvignette für die Schweiz geholt, andere Varianten gibt es ja nicht. Immerhin ist es diesmal nicht wieder ein Mietwagen und so besteht die Chance, dass die Vignette sich sogar lohnen könnte.
In Rheinau besuchte ich eine Freundin aus alten Zeiten. Das gestaltete sich anfangs aber schwierig, da mein Navi in der Schweiz keinen Datenzugriff hatte, ich hatte das Roaming noch nicht aktiviert. Ich beschloss dann, einfach durch den ja nicht besonders großen Ort zu fahren auf gut Glück und landete rein zufällig exakt da, wo ich hin musste. Ich wurde dann mit einem Bier und nem leckeren Essen begrüßt.
Im Anschluss fuhren wir zum Rheinfall. Ich hatte auf dem Weg schon überlegt, ob ich noch einen kurzen Abstecher mache und mich dann aus Zeitgründen dagegen entschieden. So hab ich den Wasserfall doch noch zu sehen bekommen, und das sogar mit Beleuchtung. Gigantisch, Wassermassen ohne Ende (wo kommt das alles her?) und eine unglaubliche Kraft. Hinterher kucke ich Videos von Leuten, die da (verbotenerweise) mit dem Kajak runtergefahren sind – einfach krank! Der Besuch dort war auf jeden Fall das Beste, was wir an dem Abend tun konnten! Geil!
Wieder zurück falle ich halb tot in mein Bett und schlafe tief und fest bis zum nächsten Morgen. Dann gibts ein ausgiebiges Frühstück, Kaffee, Ei, Toast… einfach ein perfekter Start in den Tag!
Mittags mache ich mich dann auf den Weg in Richtung Berner Oberland. Ich komme gut durch, bin 1,5 Stunden vor Anpfiff in Thun, darf dort aber nicht parken. Die sollten sich mal ein Beispiel an Aalen nehmen! Haben sogar ne Tiefgarage, aber rein darf man nicht. Ich zumindest nicht. Ich muss weiter auf den Park+Ride-Platz fahren, der Shuttle geht aber oft und schnell, das Ganze ist also nicht tragisch.
Ich hole mir ein Ticket (die Preise sind ne Unverschämtheit) und nen Pin (mindestens genauso unverschämt) und lauf einmal komplett ums Stadion rum. Dann begebe ich mich nach innen, dort gibts ein alkoholfreies Bier für mich und ne FC Thun Wurst. Im Prinzip ein Käsekrainer, ganz nett. Aber erneut der Preis: 13,50 Schweizer Franken für eine Wurst und ein Bier in der Größe 0,2?!!!
Kuriose Besonderheit im Thuner Stadion: ich hab glaub ich an noch keinem Ort so viel Maschendrahtzaun auf einem Haufen gesehen!
Viel mehr als ganz nett ist der Ausblick im Stadion. Was von außen noch nicht ganz klar ist (man sieht zwar die Berge, aber die Perspektive ist ne ganz andere als von der obersten Reihe im Stadion), zeigt sich innen als gigantisch!!! Blick aus dem Stadion aufs Bergmassiv. Mal mit und mal ohne Wolken, mal im Nebel, mal in der Sonne. Wahnsinn!
Das Spiel ist auch sehenswert. Ich finde einen alten Fürther Spieler wieder – Frederic Page. Da muss ich doch glatt für Lausanne sein, was sich später als ungünstige Entscheidung entpuppt. Lausanne verliert mit 2:5, Thun war komplett überlegen.
Ich entscheide mich dann, direkt nach dem Spiel wieder nachhause zu fahren und nicht auf ein bekommenes Übernachtungsangebot in der Nähe von Bern einzugehen, habe einen langen Weg vor mir.
In der Schweiz ist das Fahren eine Katastrophe, zumindest für mein Empfinden. Ich weiß gar nicht, wie oft ich von der Überholspur auf die rechte Spur gewechselt bin, weil man dort einfach die erlaubte Geschwindigkeit fahren konnte, während die Schleicher links unterwegs waren. Dennoch lief alles ganz gut, bis ich nicht mehr wirklich aufgepasst habe. Das kommt davon, wenn man sich aufs Navi verlässt. Das hat mir zwar den kürzesten Weg ausgesucht, aber in Österreich müsste ich dann auch ne Vignette kaufen. Aufgefallen ist mir das leider erst relativ spät, und 20 km zurück fahren wollte ich auch nicht. Also weiter Richtung St. Gallen. Glücklicherweise hatte ich auch eine alte Straßenkarte (aus Papier!!!) am Start und so konnte ich rechtzeitig die Autobahn verlassen, nochmal voll tanken, und dann über die Landstraße bis Deutschland fahren. Dabei durfte ich schon auf der Schweizer Autobahn lange Blick auf den Bodensee genießen, Selbiges dann später auch noch von Bregenz bis Lindau. Hat viel viel Zeit gekostet, sich aber dennoch gelohnt.
Die Autobahn ab Lindau war dann so gut wie leer, auch in dieser Hinsicht hat sich der Umweg gelohnt, ich drücke das Gaspedal durch und bin 2 Stunden und 13 Minuten später in Nürnberg. Dort brauch ich für die Parkplatzsuche ungefähr genauso lange wie für den Weg von Ansbach nach Nürnberg. Und dann muss ich auch noch ewig laufen.
Alles in Allem war es ein super Wochenende, der Weg hat sich gelohnt! Absolut!