Daytrip an die Adria

26. Januar 2014
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Naninka und ihre manchmal ein wenig kranken Ideen.

“Hast du Lust, am Freitag nen Cabrio zu mieten und nach Italien ans Meer zu fahren?”
Die Antwort war ein Ja und so buchten wir einen kleinen offenen Flitzer… Peugeot 206 sollte es sein.
Kurz überlegte ich noch, ob wir nicht doch ein Auto buchen sollten, das wir beide fahren konnten,
denn auf Grund der Altersgrenze war ich dazu verdonnert, die ganze Strecke zu fahren, aber dann hab
ich beschlossen, dass mir das nichts ausmacht.
Donnerstag wurden noch ein paar Einzelheiten geplant. Ich hatte die Warnwesten (Pflicht in Österreich
und Italien) wieder aus den bereits fertigen Umzugskisten gepackt, Straßenkarten bereit gelegt, an Sonnencreme gedacht und den Akku der Digicam aufgeladen. Außerdem wollte ich Äpfel und Bananen mitnehmen und paar Snacks, damit wir ein schönes Frühstück haben. Franzi wollte Kaffee kochen.
Als dann Freitag um 7 Uhr das Auto abholbereit war, staunte ich nicht schlecht, als ich eine größere Fahrzeugkategorie zum gleichen Preis bekam. Astra Twin Top, ein absoluter Traum. Die Abwicklung wie immer schnell und dann düste ich gleich zum Treffpunkt, um Franzi einzusammeln, die auch bereits auf mich wartete. An dieser Stelle sei erwähnt, dass sie keinen Kaffee dabei hatte. Und ich kein Frühstück. :)
Trotzdem ging es dann zunächst auf die Autobahn.
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Wir hatten mit viel Verkehr rund um München gerechnet, kamen aber erstaunlich gut durch. In Österreich hatten wir dann ständig Tempo 100. Die dementsprechenden Hinweise kürten wir daher zu unserem Lieblingsschild. Aber fast noch besser war die 9km lange Baustelle mit Tempo 60, die uns durch ein tolles Schild mit Smiley nach jedem Kilometer versüßt wurde. Der Smiley wechselte von sehr grimmig zu happy, mit jedem km ein bisschen mehr. Fanden wir seeehr toll.
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Als es dann langsam warm wurde und wir sowieso zum Tanken und frühstücken hielten (Franzis Frühstück war ne Packung Butterkekse), öffneten wir endlich unser Dach. Dass es in den noch folgenden Tunnels ganz schön laut wurde, hatten wir zuvor nicht bedacht – aber wofür kann man denn die Musik lauter drehen?! Für Musik war Franzi zuständig, CDs hatte ich ja genug dabei. Mal abgesehen von einer haben wir jede CD durch gehört, manche sogar doppelt. Der Song im ersten Tunnel war “Starlight” von Muse, was dann besonders laut wurde :) Dass bzw die Art und Weise wie es dazu kam, dass wir diese CD dabei hatten war sowieso sehr typisch. Ich hab die CD eingepackt, dachte ich. War aber nur die leere Hülle, denn die CD lag noch im Computer. Aber Franzi hatte exakt diese CD zufällig dabei.

Die erste Maut zahlten wir in Österreich nach dem Katschbergtunnel, die zweite in Italien für die ganze Autobahnstrecke. Franzi zahlte und ich duldete das ohne Widerspruch, was Franzi bestimmt gewundert hat.

Ein festes Ziel hatten wir eigentlich nicht, Hauptsache Meer und so leitete mich Franzi an eine Stelle, die in der Karte toll aussah. Auf dem Weg dorthin links und rechts irgendwann einfach nur noch Felder, und dann ein erschreckendes Schild, das mir anzeigte, dass mein Auto in 500 Metern ins Wasser fallen wird. 100 Meter weiter das gleiche Zeichen, mein Auto wird in 400 Metern untergehen. Als wir bei 200 waren, hab ich Franzi mal gefragt, ob ich vielleicht bremsen soll. Im Endeffekt wäre es aber gar nicht so dramatisch gewesen, da kam erst noch ne Menge Kies vor dem Wasser. Wir waren dann in ner Lagune gelandet, was eigentlich sehr nett aussah, aber eher nach See, so mit Schilfgras. Und nicht nach Meer. Wir versuchten, dann ein Stück weiter ans Wasser zu kommen und standen plötzlich auf einem Grundstück. Nein, da konnten wir nicht weiter gehen. Also zurück zum Auto und was anderes überlegt. Nur “wo fahren wir denn hin?” – “Ist mir eigentlich egal” – “Ja, mir auch, sag du was” – “Wieso ich, du kannst doch auch entscheiden”. Also das Übliche.
Ich wage es kaum zu sagen, aber wir fuhren dann nach Bibione. Dort angekommen war ich seeehr froh. Der Parkplatz war leer, der Strand genauso. War noch nicht mal für die Touristen-massen präpariert, keine Schirme oder Ähnliches. Einfach nur viel viel Sand. Recht schnell hatten wir die Schuhe ausgezogen und die Hosen hochgekrempelt und liefen im Wasser am Strand entlang. Die Wassertemperatur war echt angenehm, und realtiv sauber war es auch. Kaum Algen, aber Quallen. Um die sind wir brav herum marschiert. Als Franzi dann einen (lebendigen!) Krebs sah, ist sie erst mal drei Meter weiter gesprungen. Nach einer Weile drehten wir dann wieder um, weil wir die andere Richtung als schöner empfanden. Dort hielten wir dann geradewegs auf die Buhnen zu und kletterten gleich mal drauf rum.
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Dies stellte sich als gar nicht so einfach heraus (siehe Bild), doch als wir es geschafft hatten, und ganz vorne waren, thronten wir auf Steinblöcken, um uns herum einfach nur Wasser. Ich konnte dort sogar meine Hose halbwegs in die Sonne halten, damit sie wieder trocken wird. Franzis Hose ist da ja eh phänomenal, klatschnass und 10 Minuten später absolut trocken.
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Wo wir schon bei “um uns herum nur Wasser” sind… ganz schön viel Wasser und immer mehr Wasser.
Ich: “Kann des sein, dass das Meer grad zurück kommt”
Franzi: “Ja, das hab ich mir auch schon gedacht”

Springt auf und rennt zurück, so weit rennen auf diesen Steinblöcken möglich war. Ich hab davon zumindest einen blauen Fleck an der Fußsohle des linken Fußes bekommen. Immerhin konnten wir uns retten und sind dann auf die nächste Buhne geklettert, um was zu tun? Ganz weit nach vorne zu laufen. Allerdings immer auf der Hut vor dem so wahnsinnig gefährlichen Wasser. Nach der Weile dort sitzen und genießen machten wir uns auf den Weg zurück.

Ich hab keine Ahnung mehr, warum Franzi das gesagt hat, aber ganz unvermittelt sagte sie “Wenn ich mir jetzt vorstell, dass ich da im Sand” und noch bevor sie diesen Satz zu Ende sprechen konnte lag sie schon im Sand. So schnell hat sie gar nicht kucken können. Halbwegs entsandet machten wir uns dann auf den Weg zu einer Eisdiele, was gar nicht so einfach war, da die meisten Läden geschlossen hatten. Ist eben noch keine Saison in Bibione.
Natürlich haben wir aber eine Eisdiele gefunden und lecker Eis gegessen. Zuerst war Franzi aber mal auf der Toilette. Irgendwo musste der Sand ja hin :) Da saßen wir und schlürften leckeres italienisches Eis und genossen einfach das Feeling. Klar, war nur ne Eisdiele, nicht anders als hier auch. Aber es war eben doch anders.
Anschließend gingen wir nochmal zurück zum Strand, denn ich war noch ziemlich fit und so hatten wir noch ein wenig Zeit vor der Rückfahrt. Und schon lagen wir wieder im Sand. Augen zu und auf das Rauschen des Meeres hören. Franzi lag rechts von mir und ich spielte mit meiner linken Hand die ganze Zeit im Sand herum, bis ich beschlossen hatte, dass ich das auch mit rechts kann. Und schon hatte Franzi ne Megaladung Sand auf dem Bauch. Dabei war sie doch so froh, dass sie den Sand auf der Toilette wieder los geworden war.
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Als die Sonne schon etwas tiefer stand, beschlossen wir aufzubrechen und den Sonnenuntergang nicht mehr abzuwarten, da ja noch viel Weg vor uns lag.

Kurz vor dem Auto hat sich Franzi dann noch für die Sandladungen gerächt und auch ich musste erst mal Sand loswerden, bevor ich mich in dieses tolle Auto setzen konnte.
Fazit: Bibione ist toll, solang keine Menschen da sind. Drei geöffnete Eisdielen, ca 15 Menschen über den ganzen Strand verteilt, ein leerer Parkplatz und nur die Hälfte der Läden geöffnet. Außerdem überall geschlossene Rolläden.
Der Rückweg gestaltete sich genauso simpel wie der Hinweg, zunächst. Kurz vor der österreichischen Grenze schlossen wir das Dach wieder, weil es langsam echt kalt wurde. Die Sitzheizung, die in so einem Auto ja eigentlich Standard ist, haben wir erst danach entdeckt, um ehrlich zu sein. Jung und unerfahren… Und wir haben festgestellt, dass bei kühlen Temperaturen offen fahren im Tunnel nicht kälter ist, als offen fahren ohne Tunnel. Was für eine Weisheit.
In Österreich wurde es dann lustig. Nicht nur, dass wir wieder die Baustelle mit den tollen Schildern durchfuhren… nein, wir erlebten auch tolle andere Dinge.
Wir wollten gerne tanken und aufs Klo gehen. Also sollte ein Halt an einer Raststätte her. Franzi checkte die Karte und wir einigten uns auf den Rastplatz in 50 Kilometern. Direkt nach dem Tauerntunnel. Auf dem Hinweg mussten wir nach dem zweiten Tunnel Maut zahlen. Logisch wäre also gewesen, dass wir auf dem Rückweg am selben Tunnel zahlen hätten müssen, also am ersten. Doch auf dem Rückweg war es auch wieder der zweite, bei dem wir zahlen mussten. Sehr unlogisch meiner spontanen Meinung nach, wenn auch nach etwas Denken durchaus logisch. Deswegen hab ich in dem Moment aber auch nicht kapiert, dass dieser bereits der Tauerntunnel war und ich nach einer Tankstelle Ausschau halten sollte. Direkt nach dem Tunnel war aber keine beleuchtete Raststätte, mal davon abgesehen, dass ich eh nicht geschnallt hab, dass wir schon da sind. Franzi sagt “da is ganz schön dunkel” und ich sag “Ja, hier is überhaupt voll dunkel”. Sie sprach von der Raststätte, ich von den Bergen. Auf dem Rückweg zahlte ich natürlich die Maut, was Franzi nicht zulassen wollte. Aber auf meine Frage nach einem sinnvollen Grund, warum sie das auf Hin- und Rückweg zahlen sollte, wusste sie keine Antwort.
Naja gut, dann nehmen wir eben die nächste Raststätte. Wir hatten uns gefreut über das Schild 1000 Meter. Nach tausend Metern nahmen wir dann die Abfahrt und was war da, außer keine Raststätte? Keine Raststätte!!! Hm, wenn da keine Raststätte ist, fahren wir halt wieder auf die Autobahn, dachten wir uns. Aber: Pustekuchen! Die Auffahrt in die gleiche Richtung ist nämlich gesperrt. Also stehen wir als Ortsfremde kurz vor Salzburg auf der Landstraße und wissen nicht weiter. Fanden dann aber ein Schild mit Wegweisern zur nächsten Auffahrt, die aber trotzdem beinahe übersehen wurde, weil alles stockfinster war. Letzten Endes haben wir es geschafft und fanden tatsächlich kurz vor der Grenze noch eine Raststätte, so dass wir noch günstigen Treibstoff tanken konnten. Franzi musste schon seit der Abfahrt auf die Toilette und durfte das nach der Hälfte der Strecke endlich erledigen. Und ich hab Kaffee und Red Bull bekommen und war dann wieder fit.
Eigentlich war es ja auch so gedacht, dass Franzi mich auf dem Rückweg wach halten muss. Tatsächlich sah es dann aber so aus, dass ich sie wach hielt, indem ich sie laufend zutextete. Zwar sollte sie mir was erzählen, aber auf Kommando kam grad mal eine Sache, nämlich ein Atemsystem gegen Angst im Flugzeug. Lustig waren unsere Unterhaltungen allemal, so dass ich zwischendurch sogar Bauchschmerzen vor Lachen hatte.
Franzi war ständig kurz vorm Einschlafen, während ich mit jedem Kilometer fitter war. SMS schreiben an eine gemeinsame Freundin war kaum noch möglich, da kamen Sachen raus, solche Wörter existieren gar nicht. Nicht mal das Reh am Straßenrand machte Franzi noch fit. Den Fuchs hatte sie schon gleich ganz übersehen. Wurde also Zeit fürs Bett.
Nachdem ich Franzi also zuhause in Gräfenberg abgeliefert hatte fuhr ich weiter durch die Pampa Richtung Fürth. Dummerweise musste ich dort noch ne Menge Tankstellen abfahren, denn gibt es in Fürth nachts geöffnete Tankstellen? Ja, aber nicht in Europcars Nähe. Also ans andere Ende der Stadt und aufgetankt. Um halb vier Uhr nachts war die Reise zu Ende und während Franzi ihr Kissen kaum berührt und schon geschlafen hatte, war ich hellwach, fuhr in Gedanken noch weiter und konnte einfach nicht einschlafen.

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