Silvester in Schweden

2. Januar 2015
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Unser Trip nach Schweden war über Silvester geplant. Es war das erste gemeinsame Silvester von Carina und mir und wir wollten mal sehen, wie man Silvester in Schweden so feiert. Doch bevor es so weit war, erlebten wir noch einige spannende Dinge.

Vormittags fuhren wir zu einem Draghund-Rennen, nordischer Stil. Was das ist? Ein Langläufer und ein Hund laufen im Gespann und es wird Zeit gemessen. Viele Menschen machen das in Schweden mit ihren Hunden, wenn sie aktiv sein wollen. Organisiert im Verein sind es jedoch nicht so viele. Unser Gastgeber war bis vor Kurzem selbst aktiv hier und bringt uns auf die Idee dort vorbeizusehen und mal reinzuschnuppern.

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Da es sich um Zeitfahren handelt ist es nicht gerade spannend was das Fiebern um die Plätze angeht. Wir wissen nicht, wer vorne dabei ist und wer keine Chance hat. Wenn man dann aber die Hunde und Fahrer beobachtet merkt man deutliche Unterschiede. Da gibt es richtig explosive Skifahrer und eher gemächliche. Auch sehen wir die verschiedensten Arten von Hunden. Einer ist vorsichtig, weil wir in der Kurve stehen und Bilder machen und bekommt dann ein Kommando von seinem Fahrer. Einer bricht in rabiatem Tempo an uns vorbei. Einer scheint noch recht neu dabei zu sein und bekommt immer wieder das Kommando „links“ um in der Spur zu bleiben.

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Generell hatten wir eine Menge Hunde gesehen, die mit vollem Einsatz bei der Sache waren. Und mit viel Freude. Mit Getobe und Gebell am Start und viel Herumspringen. Ich meine, das ist eine tolle Aktivität für Hunde. Nicht so langweilig, wie einfach an der Leine eine halbe Stunde neben der Straße entlang zu gehen.

Vom Vereinsgelände, auf dem der Wettbewerb abgehalten wird ist es nicht weit zum Strand von Härnösand. Obwohl ich schon viel unterwegs war, habe ich noch die die Kombination aus Schnee und Meer gesehen. Wenn es in den Schnee ging, dann in die Berge. Oder eben die Flucht vor der Kälte, die ich die letzten beiden Jahre auf jeden Fall angetreten habe, mit meinen Reisezielen Kalifornien und Indien in Februar und März. Doch dieses Jahr wollten wir es uns ja gleich Hardcore geben und flogen nach Schweden. Unsere kälteste Temperatur war -17 Grad, für uns Beide die bisher kälteste Temperatur unseres Lebens. Und dennoch war uns nicht kalt. Es fühlte sich nicht mal annähernd so kalt an wie der Gefrierpunkt in Deutschland. Das liegt an der Trockenheit der Luft erklärt Lars uns. Es ist auf jeden Fall angenehm. Am Silvestertag ist es dann schon viel wärmer, leider haben wir nur noch -4 Grad. Mag sich verrückt anhören, aber wir wollten schließlich kalten skandinavischen Winter! Bei diesen hochsommerlichen Temperaturen liegt es dann natürlich auch nahe, noch an den Strand zu fahren. Und das hat sich gelohnt!

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Es gibt einen Instagramer, der immer wieder Fotos von hier postet. Von verschiedenen Steinen, Felsformationen, der Kombination aus Wasser und Eis und Ähnlichem. Ich folge ihm schon lange und mein Ziel war es, auch so tolle Bilder zu schießen. Ganz so ist es mir nicht gelungen, was an Licht, Zeit und Einstellungen lag. Das Licht war uns etwas abhanden gekommen, der Tag war sehr bewölkt. Dennoch habe ich es versucht.

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Die Kletterei auf den Steinen war erstaunlich leicht. Ich ging von viel mehr Rutschpartie aus. Auf dem Sand gab es aber teilweise richtige Eisflächen, die spiegelglatt waren. Man konnte sie aber leicht umgehen. Und mit meinen wasserfesten Schuhen war es auch kein Problem im Meerwasser zu laufen.

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Danach ging es erst mal wieder nachhause. Später mussten wir dann noch einkaufen, und als wir losfuhren entdeckten wir einen herrlichen Sonnenuntergang. Die Sonne geht um ca 14.20 Uhr unter, danach ist es noch ungefähr vierzig Minuten recht hell. Da es inzwischen so warm geworden ist, sind die Straßen nicht mehr schneeweiß, so dass es dann auch schnell dunkel wirkt. Mit Schnee überall war es noch deutlich heller auch nachts.

Den heutigen Sonnenuntergang wollten wir auf jeden Fall einfangen und Lars kam dann auf die Idee, dass wir ja auf den Berg hoch fahren könnten, damit wir ihn perfekt sehen. Auf dem Weg zum Berg stoppten wir noch kurz für ein paar Bilder am Hafen, wo ich mich mit Eisrutscherei zum Gespött machte, dafür aber nette Eindrücke festhalten konnte.

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Schnell wieder rein ins Auto und hoch auf den Berg gedüst. Dort parkten wir direkt unter einem Windrad, das sich mit irrer Geschwindigkeit drehte und dabei einen ganz schönen Lärm machte. Es war wahnsinnig windig da oben. Und der Ausblick war herrlich! Sowohl der Blick in Richtung Härnösand als auch in Richtung Sonnenuntergang.

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Am Berg gibt es eine Skipiste, doch da der Schnee sich gerade wieder verabschiedet und auch das Gras durch kommt, ist hier nichts los. Nur der Wind pfeift wie verrückt. Das Wetter hat uns besser gefallen, als es noch -17 Grad hatte, das muss hier nochmal deutlich gesagt werden.

härnösandsunset06 Was uns an Schweden so sehr gefällt ist die Langsamkeit und Ruhe, mit der hier alles gemacht wird. Das zeigt sich beim Einkaufen immer besonders. Wenn man es eilig hat, gibt es hier Systeme zum Selfscan der Ware, man kann das dann gleich in seine eigene Tüte packen und bezahlt einfach am Ende. Doch selbst mit diesem System lässt man sich irre viel Zeit. In Deutschland undenkbar. Eigentlich wäre es zu wünschen, dass ein Schwall davon auf uns überschwappt. Mir ist das schon aufgefallen, als ich vor ein paar Jahren einmal hier war. Beim Einkaufen packte ich wie üblich direkt nach der Kassiererin alles schnell in meine Einkaufstasche und machte damit die Dame an der Kasse total nervös. Mir wurde dann erklärt, dass dies in Schweden absolut unüblich sei und Stress erzeuge. In Deutschland empfinde ich es immer als Stress, wenn ich nicht schon alles weggepackt habe und bereits beim Nächsten mit Kassieren begonnen wird. Hier hat man dafür einfach Zeit. So dauert unser Einkauf etwas, aber warum denn auch nicht, wir haben ja Zeit!

Danach wird ordentlich aufgekocht. Es gibt Ribs und Kartoffelgratin und Salat. Zum Nachtisch Blaubeercrumble mit Vanillesauce. Zum Reinlegen! Herrlich! Ein perfektes Silvestermahl! Unser Tisch ist dekoriert und bringt weiter festliche Stimmung.

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Da wir nach dem Essen noch viel Zeit zu überbrücken haben bis Mitternacht schauen wir noch gemeinsam einen Film. Dann rückt Mitternacht näher. Zwei von uns sagen, dass Silvester so ziemlich ein Tag wie Jeder Andere ist. Zwei sagen, Silvester ist ein besonderer Tag. Und einer schweigt dazu ein bisschen. Demnach sind zwei festlich angezogen und drei ganz normal sozusagen. Es ist zehn Minuten vor Mitternacht. In Deutschland wäre der Sekt schon eingeschenkt und man würde bereits auf den Countdown fiebern. Die ersten zehn Raketen wären vermutlich schon verschossen, weil man es nicht erwarten kann. Hier haben wir keine Raketen (ich für meinen Teil hatte noch nie welche). Und auch noch keinen Sekt. Carina nimmt das dann in die Hand, damit wir um Mitternacht anstoßen können. Lars und Carina gehen in den Keller und wählen einen Champagner. Kristina muss die Flasche öffnen. Sie fabriziert damit eine kleine Delle in der Wohnzimmerdecke, dann werden die Gläser gefüllt und auf die Sekunde genau können wir anstoßen. Es gibt also doch Zeitdruck in Schweden. Aber für uns wäre es wohl auch okay gewesen, wenn wir erst zehn nach Zwölf angestoßen hätten.

Dann kommt unser großes Feuerwerk! Es gibt Sternspeier und auch wir haben zwei besondere Exemplare dabei! Die Nachbarn feuern ein paar Raketen und Feuerwerke. In der Ferne steigen Lampions nach oben, das sieht wirklich schön aus. Unten in der Stadt explodieren auch ein paar Kracher und Raketen werden losgelassen. Nach fünf Minuten ist alles vorbei. So ruhig ist Silvester in Schweden. Ich mag das so, Carina eher nicht. Für sie hätte es etwas mehr Party sein dürfen. Aber sie war auch Diejenige, für die Silvester ein besonderer Tag ist. Für mich nicht.

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