Steinbruch Horka

29. Januar 2014
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Wenn man in Deutschland tauchen will, gibt es relativ wenige spektakuläre Spots. Gerade im Nürnberger Umkreis würde ich es schlicht als Garnichts bezeichnen. Der in meinen Augen nähste brauchbare See ist fast 100 Kilometer entfernt. Für Nürnberger Taucher bedeutet das also, dass man sich anderswo in Deutschland schöne Flecken suchen muss, wenn man abtauchen möchte. Und wenn Taucher ein gemeinsames Sommerfest feiern wollen, dann tut es hierfür auch nicht der hundert Kilometer entfernte nächstbeste See. Da braucht man dann schon ein bisschen was anderes. Die Wahl fiel auf den Tauchsee Horka, der sich in einem alten Steinbruch befindet und gut 350 Kilometer von Nürnberg entfernt ist.

Gemeinsam mit einer anderen Taucherin betrieb ich eine für mich sehr positive Arbeitsaufteilung. Ich kümmerte mich um die Zelte und um Teile des Proviants und sie übernahm die Fahrt. Die größten Teile Ausrüstung hat bereits Jochen von Tauchausflug.eu transportiert.
Am Freitag -unserem Abfahrtstag- hatte ich zunächst wahnsinnig viel Zeit, um dann panisch festzustellen, dass ich eigentlich überhaupt keine Zeit mehr habe. Da ich mir von meiner Arbeitsstelle Zelte fürs Campen lieh, wurde der Treffpunkt kurzerhand dorthin verlegt. So musste ich nicht zwei Zelte und eine Isomatte sowie eine Kühlbox auf meinem Roller transportieren, obwohl das möglicherweise ein lustiges Bild abgegeben hätte. Viel einfacher war es aber doch, meinen Neopren mit einer Minimalauswahl an Klamotten in der Sporttasche zu verstauen, mir diese umzuhängen, den Schlafsack ins TopCase zu drücken (gerade noch so reingepasst) und so zum Treffpunkt zu fahren. Für Proviant hatte ich noch nicht gesorgt, als der Anruf kam, dass meine Fahrerin sich nun auf den (absolut kurzen) Weg machen würde, dementsprechend sprang ich noch schnell in den Discounter gegenüber und sorgte zumindest einigermaßen für Verpflegung. Telefonisch wurde noch Pizza geordert, die wir dann natürlich abholen mussten, aber auch das waren nur wenige Meter. Eine kurze Beratung führte zu dem Ergebnis, dass wir nicht genügend alkoholische Getränke an Bord hatten, so dass auch hier noch mit einem Sixpack Abhilfe geschaffen wurde und dann ging es endlich auf die Autobahn. Die Pizza wurde bereits während des Fahrens verdrückt und ich als Beifahrer konnte auch die erste Flasche Bier bereits zur Pizza genießen.
Zunächst verlief die Fahrt völlig problemlos, doch dann kam eines nach dem anderen. Das Navi veränderte alle paar Minuten auf Grund der aktuellen Verkehrslage die Route und unsere potentielle Ankunftszeit verschob sich immer weiter nach hinten. So würde das wohl nichts mit dem angedachten Abendtauchgang werden, außer man könnte vielleicht so viel Gas geben, dass man das alles wieder reinfährt. Doch angesichts diverser Unfähigkeiten anderer Straßenverkehrsteilnehmer (ich hab irgendwann aufgehört zu zählen, wie viele Autos einfach auf unsere Spur rüber gezogen haben, während wir doch deutlich schneller ankamen, doch meiner Fahrerin merkte man die 100000 jährlichen Autokilometer deutlich an und sie meisterte jede Situation völlig souverän) war eine durchgehend hohe Geschwindigkeit absolut unmöglich. Hinzu kam dann noch eine böse Warnleuchte. Das Auto wollte Öl. Während man früher bei diesem Zeichen sofort rechts ranfahren und den Motor abstellen musste -und es selbst dann meist schon zu spät war- kann man heute etwas beruhigter an die Sache rangehen. Den Vorschlag, den kompletten Weg hin ohne das Auffüllen des Öls  zu absolvieren und so auch wieder zurück zu fahren konnte ich dann aber doch abschmettern. Doch welches Öl brauchen wir? Das sollte wohl in der Betriebsanleitung des Fahrzeugs stehen. Doch die lag auf Grund der umfangreichen Ausrüstung zuhause, in der Kiste wo auch weitere Fahrzeugutensilien schlummern – unter Anderem eine Flasche Öl. Nun gut, wir schauen einfach mal an der Tankstelle nach. Dort vor dem Regal waren einige Öle schnell ausgeschlossen, andere durchaus in Erwägung gezogen. Die Fahrerin des Wagens hielt mir eine Flasche unter die Nase (respektive unter die Augen), doch ich musste leider einwerfen, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass ein derartig neuer Diesel keinen Rußpartikelfilter hat und dieses Öl demnach nicht das richtige sein kann. Einfach im Katalog nachsehen? Gab aber keinen. Na gut, dann fragen wir eben nach. „Das steht im Motor“ sagt uns der Tankwart. Also ab ans Auto und die Motorhaube geöffnet. Da stand dann leider rein gar nichts. „Ich glaube, der Kontrollaufkleber ist im Serviceheft“ – und das liegt zuhause. Dann wurde die Entscheidung gefällt, nun doch einfach mal weiter zu fahren und auf dem Weg diverse Bekannte mit Automobilkenntnissen zu interviewen, nachdem auch google diverse Ergebnisse ausspuckte. Das Ende vom Lied war, dass wir einige Kilometer weiter einen weiteren Stop einlegten und das von mir von Anfang an favorisierte Öl kauften und einfüllten und auf dem Weg zur Toilette in der Tanke beim Begutachten eines Schnapses im gummibärchenförmiger Flasche ein „oberlecker“ von der Kasse hinterher geschrien bekamen, uns aber gegen den Kauf des unbekannten Gebräus entschieden.
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Nach diesem Stop ging dann die Fahrt erst so richtig los. Oder die Steherei. Denn wir hatten Stau. Bereits vor Chemnitz brauchten wir eine halbe Stunde durch eine Baustelle, weil ein paar Meter vor dem Baustellenende ein LKW liegen geblieben war und dadurch nur noch eine Spur vorhanden war. Hätte der nicht 200 Meter weiter stoppen können, auf dem Standstreifen? Wie wir später erfuhren hatten wir noch Glück, denn dort entstanden später noch mehrere Folgeunfälle (ich werde es nie verstehen), so dass die Autobahn zeitweise ganz gesperrt war. Eine Vollsperrung sollte auch uns bevor stehen, zwischen Dresden und Görlitz und diverse weitere Staus noch vor Dresden. Das Navi wollte uns bereits mehrere Male von der Autobahn lotsen, bis wir ihm zustimmten und viele viele Kilometer durchs Niemandsland über schmale Wege fuhren. Wunderschöne Landschaft, aber absolut ab vom Schuss.
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Das Navi veranstaltete dann doch eine Stadtführung durch Dresden und nach ungefähr 80 Kilometern auf Landstraßen und durch Dörfer, in denen Jeder am Winken war, den man anhupte und winkte (mach das mal bei uns zuhause, da kucken alle nur blöd), kamen wir pünktlich zur Dunkelheit am Tauchsee an, wobei wir noch einen uns bekannten Unfallwagen passierten. Glücklicherweise gab es keinen größeren Schaden und erstrecht keine Verletzten. Die erste Tat dort war natürlich das Aufbauen der Zelte, so lange noch minimal Dämmerungslicht vorhanden war. Das ist heutzutage ja auch kein großer Act mehr und so standen die beiden Zelte innerhalb von Minuten. Das war auch gut so, denn dann war es wirklich stockfinster.
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Heute also nicht mehr ins Wasser, stattdessen auf eine Decke mit dem Kissen und vor Allem mit diversen Getränken. Hugo und Bier sowie vor Allem der extra zuhause noch abgemischte „Sex on the beach“, den wir in einem Eimer voller Eiswürfel im Fußraum hinter dem Beifahrersitz transportiert hatten. Herrlich! Einige der Anwesenden hatte ich schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen, und es wurde wirklich Zeit!!!

Gegen Ein Uhr machten wir uns dann auf den Weg ins Zelt, man wollte am nächsten Tag dann doch einigermaßen fit sein.
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Der nächste Morgen begann damit, dass ich viel zu früh erwachte, weil auf dem Platz um uns rum einfach schon Action war. Ich brauch einfach mal tieferen Schlaf, aber irgendwie klappt das einfach nicht. Meine Augen drückten noch richtig, und immerhin konnte ich dann noch ein wenig Schlummern, bevor ich gegen Neun Uhr auch das bis dahin brühend heiße Zelt (Sonne rocks) verließ. Da gab es dann erst mal ein ordentliches Camperfrühstück. Unglaublich, wie viel Luxus ich hierbei um uns rum entdeckte, beispielsweise einen Toaster. Ich blieb bei den roots:
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Dann wurde es Zeit, mal den See zu erkunden, doch bevor wir uns in Neopren zwängten, umrundeten wir den Steinbruch einmal in Zivilkleidung. Herrlich!
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Schwimmen ist hier verboten, doch die Taucher kann man auch von außerhalb erkennen, an den Luftblasen im Wasser. Am späten Vormittag war es dann auch für uns so weit, ab in die Klamotten, ab zum Wasser, die ganzen Treppen (laut Taucherkollegen sind es 53 – ich habe nicht gezählt) nach unten, und absolut froh, keine Doppelflasche schleppen zu müssen. Auch froh, im kühlen Nass angekommen zu sein, war man bei sommerlichen Temperaturen im Neopren doch bereits auch außerhalb des Wassers klatschnass.
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Den ersten Tauchgang unternahmen wir zu viert mit einem erfahrenen Taucher zusammen, der uns vom Einstieg weg nach rechts am Felsen entlang führte. Allerlei Spielereien fanden wir während des Tauchgangs im See, beispielsweise Hulla Hoop-Reifen zum Durchtauchen. Während Einige wohl total heiß auf die diversen Relikte unter Wasser waren, ging es mir mehr ums Tauchen an sich, um die Felsen, Steinblöcke und diverse Pflanzen unter Wasser. Ich testete zudem meine Gopro erstmals unter Wasser, das Ergebnis kann sich sehen lassen, ist jedoch noch nicht weit genug verarbeitet, um aktuell hier gepostet zu werden. Nach 35 Minuten ging einem von uns leider schon die Luft aus, so dass wir wieder auftauchen mussten. Nun kam das Schlimmste! Die Stufen! Wir quälten uns also die 53 Stufen wieder nach oben und schleppten uns grade noch so bis zum Zeltplatz. Dort blieb dann alles erst mal einfach so liegen, bis die Flasche einige Zeit später zum Befüllen gebracht wurde. Zunächst überlegte ich auch, ob ich den Anzug einfach anlassen sollte. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, mich später in den nassen Anzug zu zwängen. Da die Sonne aber wirklich brannte, war die Entscheidung doch relativ schnell pro Umziehen gefällt, was sich auf Grund der Oberflächenpause von gut zwei Stunden auch als besser so erwies.
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Nach einem Sonnenbad war auch der Anzug wieder trocken und das Anziehen nur halb so schlimm wie befürchtet. Dennoch verhält es sich jedes Mal gleich. Beim Anziehen frage ich mich jedes Mal, warum ich das eigentlich tu. Wenn ich dann unter Wasser bin, weiß ich wieder warum! Auf jeden Fall musste noch ein zweiter Tauchgang sein, diesmal tauchten wir zu dritt ab und nahmen die andere Richtung, vom Einstieg nach links entlang.
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Diesmal hielten wir uns im Bereich zwischen 10 und 16 Metern auf und genossen das Tauchen an sich und die Felsvorsprünge, dort vorhandenen Lichteinfälle und in meinem Fall auch die wortlose Kommunikation unter Wasser. Es kann so herrlich sein! Eine Dreiviertelstunde später stiegen wir glücklich wieder aus dem Wasser, nahmen wieder jene Stufen (diesmal irgendwie halb so schlimm, fand ich) und verpackten dann alle Ausrüstung wieder ordentlich.

horka15Im Anschluss wurde gegrillt und der Erdbeerprosecco vernichtet, gequatscht über Gott und die Welt und vor Allem wurden die Kontakte gepflegt, die man schon vermisst hat. Da der Prosecco mehr Wirkung zeigte als erwünscht, machten wir uns relativ früh in Richtung Bett auf, falls man so eine Isomatte Bett nennen kann. Gegen Mitternacht bekam ich dann noch Besuch im Zelt zu einem guten und langen Gespräch und so war auch diese Nacht mit wenig Schlaf gesegnet, doch das war es wert!

Am nächsten Morgen gingen Einige noch tauchen, doch wir waren mehr in Aufbruchstimmung. Die Zelte waren ebenso schnell verstaut wie aufgebaut und auch alles Andere war ratzfatz gepackt. Die Rückfahrt war in unserem Fall bis auf einen kleinen Baustellenstau unproblematisch, während andere Fahrzeuge pannengeschwächt waren. Daumen hoch für die Geduld der Insassen jener Fahrzeuge! Ich für meinen Teil hatte das große Glück, direkt vor die Haustüre gefahren zu werden und nicht mal mehr das geliehene Material an meinem Arbeitsplatz abgeben zu müssen – das erledigte meine Fahrerin für mich. So war ich bereits mittags wieder zuhause. Dankeschön!
Allen Anwesenden am Sommerfest danke ich für das supergeile Wochenende! Ich freue mich bereits auf weitere Treffen, egal ob in einem der Tümpel hier oder dann eben auf Bali im September.

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