BayArena Leverkusen

29. Januar 2014
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Die Komplettierung einer Liga ist ja immer so ein Ziel von Groundhoppern. Meines natürlich auch, und in der Bundesliga fehlt mir nicht mehr viel. Um dem Ziel einen Schritt näher zu kommen, ist heute Leverkusen fällig. Die BayArena ist ein modernes Bauwerk, der Verein erstrahlt aktuell nicht im größten Glanz und wenn wir ehrlich sind, war das noch nie der Fall. Dennoch gibt es keinen besseren Punkt für einen Trip in die BayArena in Leverkusen als den aktuellen Zeitpunkt.

Warum Leverkusen?

Als Liverpoolfan und -mitglied bin ich wohl mit etwas ungewöhnlichen Lieblingsspielern für eine Deutsche gesegnet. Aktuell Steven Gerrard und Glen Johnson, aber auch ehemalige Liverpooler verfolge ich doch recht interessiert.

Ich habe mehrere Liverpooler Jerseys zuhause. Sie alle tragen eine Nummer und einen Namen. Und sie alle spielen nicht mehr bei Liverpool. Da wäre Fernando Torres, Dirk Kuyt, Harry Kewell. Und da wäre Sami Hyppiä, der mein erstes Liverpooler Trikot ziert.

Er wechselte vor ein paar Jahren in die Bundesliga zu Bayer Leverkusen, seiner Zeit noch als Spieler. Seither wollte ich nach Leverkusen, um ihn an seinem Heimspielort live zu sehen. Doch warum auch immer, ich habs nicht geschafft. Sami Hyppiä beendete seine Karriere.

Doch ich bin ein ziemlicher Glückspilz, denn Hyppiä ist nach wie vor in Leverkusen, er hat die Werkself nach seiner aktiven Karriere als Coach übernommen. Ich habe also nach wie vor die Chance, ihn zumindest live zu sehen, wenn auch nicht mehr auf dem Spielfeld.

Im Oktober 2013 ist es dann endlich so weit. Ich habe einen Samstag frei in diesen Monat, und den möchte ich nutzen. Ich checke den Spieltag und stelle fest, dass Leverkusen und Hannover zuhause spielen. Die beiden fehlen mir noch.

Leverkusen Street Art auf dem Weg zum Stadion

Ich entscheide mich intuitiv für Leverkusen, und die dortigen Ticketpreise (Gegengerade, oben, Sitzplatz: 16 Euro) und die passende Zugverbindung zu gutem Preis bestätigen das. Also bestelle ich das Ticket und es kommt bereits zwei Tage später bei mir an, in einem schönen Umschlag und mit Infomaterial zur Anreise innerhalb des Verkehrsverbundes. Einen ebenso guten Service hatte ich bisher nur bei Energie Cottbus. Sehr sympathisch!

Wissenswertes zum Stadion

Das Leverkusener Stadion BayArena gehört eher zu den kleineren Bundesligastadien. 30210 Zuschauer finden in ihr Platz. Der Bau der Arena begann schon 1956, allerdings noch nicht in der heutigen Form und auch nicht mit dem jetzigen Namen. 1958 wurde die BayArena als Ulrich-Haberland-Stadion eröffnet.

Über einige Jahre war die Existenz von drei Flutlichtmasten ein Markenzeichen für das Leverkusener Stadion. Den vierten Mast hatte ein Sturm schlicht umgeknickt, so dass er nicht mehr brauchbar war.

Mit dem Aufstieg in die Bundesliga wurde das Stadion zu einem reinen Fußballstadion umgebaut und deutlich erweitert. Das Ausbaukonzept war und ist ungewöhnlich, denn die Südtribüne sieht nicht so aus, wie ein Stadion üblicherweise aussieht. Logenplätze, die Geschäftsstelle und eine Tiefgarage prägen diese Gerade.

Die ungewöhnliche Stadionarchitektur mit einer Logenwand

Im Jahr 1998 wurde dann in der Nordtribüne ein Hotel errichtet und das Ulrich-Haberland-Stadion in BayArena umbenannt. Durch die Baumaßnahmen schrumpfte das Fassungsvermögen auf 22.500 Zuschauer. Diese durften sich über einen absoluten Luxus freuen. Von 1999 bis zum erneuten Umbau zwischen 2007 und 2009 gab es nämlich eine gasbetriebene Heizung mit Heizstrahlern. Die BayArena war das erste Stadion in Deutschland mit einer Tribünenheizung.

Auf Grund der extrem geringen Kapazität sollte das Stadion dann erneut umgebaut werden. Seitdem ist die Kapazität an Logenplätzen massiv erhöht worden.

Das Fassungsvermögen ist flexibel, weil die Stehplätze zu Sitzplätzen umgebaut werden können. Dies ist für internationale Spiele nötig. Die Anzahl der Plätze für Gästefans liegt bei 10% des jeweiligen Fassungsvermögens.

Spannend ist die Architektur des Dachs, denn die BayArena hat ein kreisrundes Dach. Das passt natürlich nicht zur Form eines Fußballfeldes, dementsprechend steht das Dach über die Kanten des Stadions hinaus.

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Das runde Stadiondach überragt die Tribünen

Bayer Leverkusen will in seiner Arena umfassenden Service bieten und ist sehr multimedial unterwegs. Über 600 Fernseher sind im Stadion montiert und es entstehen keine Netzprobleme für Smartphonenutzer. Die BayArena verfügt über 360 Access Points für Surfen im Internet. Außerdem gibt es eine eigene Stadionapp mit interaktiven Elementen.

Anreise

Von Nürnberg aus fuhr ich mit dem ICE nach Köln. Dort stieg ich in einen Regionalzug um, der mich nach Leverkusen brachte. Züge zwischen Köln und Leverkusen verkehren teilweise sogar im 10-Minuten-Takt, die Fahrt dauert ungefähr eine Viertelstunde.

Da das Stadion am Rande von Anwohnergebieten liegt, ist eine motorisierte Anreise nicht zu empfehlen. Es gibt ein sehr gut funktionierendes System mit Shuttle-Bussen vom kostenlosen Parkplatz Kurtekotten und der S-Bahn-Station Bayerwerk bis direkt vor das Stadion.

Der Weg zum Stadion macht eine Ansage

Der Bahnhof Leverkusen Mitte liegt ungefähr einen Kilometer vom Stadion entfernt. Hinwärts nutze ich den Shuttle, rückwärts nehme ich den Fußweg. Beides klappt wunderbar und ist sehr entspannt.

Infrastruktur im Stadion

Noch bevor ich das Stadion betrete wird im Fanshop ein Pin gekauft, das Wappen in Farbe – optimal.

Dann gehts rein und natürlich zur Taschenkontrolle. Da wird ganz schön blöd geschaut – ein Laptop im Rucksack. Ich erkläre, dass ich fünf Stunden Hin- und ebenso viel Rückfahrt habe und ja einen Zeitvertreib brauche und werde gefragt woher ich komme. Dann muss ich noch erklären, warum ich hierher fahre, wo doch heute Augsburg hier spielt und nicht der Club. Ich erzähle meine Sami-Geschichte und schon bin ich Teil der Familie.

Dann stelle ich fest, dass mit Bargeld gar nichts geht. Eine BayArena-Card will ich nicht, weil es sich hierbei nicht um eine gewöhnliche Stadionchipkarte handelt sondern um eine Geldkarte einer Bank. Das typische Bezahlprinzip mit Karte ist ja bekannt, aber ein Konto will ich deswegen nicht eröffnen.

Eine Geldkarte… nun gut, das kann meine EC-Karte auch, und ich lade also im Stadion Geld auf meine bereits Geldkarte. Was ich dann mit dem Restbetrag anfangen werde frage ich mich tatsächlich, denn wo bitte benutzt man denn heute noch eine Geldkarte? Ich bestelle eine Currywurst mit Pommes und hole Cola und Bier. Es gibt Kölsch im 0,5er-Becher. Wahnsinn. Das gibts also auch in Groß.

Ein Stadionheft gibt es hier umsonst, es liegt in großen Schubern aus zum Mitnehmen. Einfach und praktisch. Natürlich nehme ich eines mit. Damit und mit dem Bier bewaffnet erobere ich meinen Platz. Er ist gigantisch!

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Das Stadionmagazin nimmt man sich einfach

Es gibt wie bereits erwähnt eine App und unheimliche viele Fernseher, man verpasst auf jeden Fall nichts. Das Hotel in der BayArena gehört zur Lindner Hotel Group. Eine Zeit lang gab es sogar ein McDonalds innerhalb des Stadions. Inzwischen ist es nur noch von außen zugänglich.

Ich liebe es, weit oben zu sitzen und den Überblick über das Feld zu haben. Je höher desto besser. Ich sitze also natürlich im Oberrang. Dafür muss ich erst mal endlos Treppen steigen, außerhalb des Stadions. Eine Art Treppenturm. Mir wird mit jedem Stockwerk mulmiger, doch im Innenraum angekommen lohnt sich die Mühe.

Das Stadion ist unerwartet steil und ich dadurch unerwartet nah am Spielfeld. Überhaupt ist hier einiges unerwartet, so der doch lautstarke Support durch die Leverkusener (die Akustik unter diesem Dach ist sehr unterstützend) und die Führung für Ausgburg. Am Ende geht aber alles gut aus, Leverkusen dreht das Spiel und geht verdient als Sieger vom Platz. Augsburg war unerwartet gut, immer hellwach und immer wieder brandgefährlich. So macht Fußball schauen Spaß!

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Die runde Dachöffnung der BayArena über dem Spielfeld

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Die Tribünen schließen direkt ans Spielfeld an

Was Leverkusen sonst noch zu bieten hat

Ehrlich gesagt ist das nicht viel. Ich habe mich vor dem Spiel recht ausführlich erkundet. Im Gegensatz zu vielen anderen Groundhoppern schaue ich mir auch die Orte gerne etwas genauer an.

Ãœberall liest man nur von Bayer, aber einen Tipp gibt es noch.

Leverkusen hat einen Japanischen Garten, der wirklich sehenswert ist.

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