Vor Kurzem entschloss sich meine Freundin Carina dazu, sich ein neues Auto zu kaufen. Dem alten Wagen einen neuen TÜV zu verpassen hätte vermutlich genauso viel gekostet wie ein neues Auto. Im Prinzip blieb also fast keine Wahl. Wir schauten eine Weile nach Gebrauchten, wurden aber nicht fündig, irgendwas war immer. Dann lief uns ein Werbespot über den Weg und ich dachte dabei „Mensch, der wär doch auch was“. Ich zeigte ihn Carina nochmal per Google und sie war sofort Feuer und Flamme. Wo man ihn in Nürnberg bekommen kann war auch schnell rausgefunden, also schauten wir dort vorbei. Ein paar Tage später noch eine Probefahrt und dann bestellen! Ein Suzuki Swift sollte es also sein, in der fünftürigen Variante, das Jubiläumsmodell. Hellblau mit weißem Dach und weißen Spiegeln. Und damit fingen dann die Probleme an. Den gibt es nämlich nicht mehr. Dann musste eine Alternative her – dunkelblau mit weißem Dach und weißen Spiegeln. Eine Variante, die man für einen kleinen Aufpreis zu jeder Farbe haben kann und zu fast jeder Ausstattungsvariante. Den gibts allerdings dann erst nächstes Jahr so im Juni oder Juli. Carinas TÜV ist aber schon seit zwei Monaten abgelaufen, so lange können wir unmöglich warten. Dann wurde im Händlernetz gesucht und eine Woche später endlich auch die gewünschte Farbvariante im anderen Ausstattungsmodell gefunden. Also nochmal nen neuen Kaufvertrag aufgesetzt und wenige Tage später konnte er dann abgeholt werden.
Grad noch so rechtzeitig, denn bereits am nächsten Morgen sollte es in den Pott gehen. An einem Dienstag fahr ich echt selten los, aber irgendwie hat es sich so ergeben.
Im Vorfeld hatte ich schon versucht, Tickets für die Champions League auf Schalke zu organisieren, was sich als gar nicht so einfach herausstellte. Das Spiel war ausverkauft. Auf Schalke ist der größte Teil des Stadions durch Dauerkartenbesitzer schon voll, nur wenige Tickets gehen überhaupt in den Verkauf, und da haben dann erst mal die Mitglieder ein Vorkaufsrecht. Das ist bei gefragten Spielen so üblich, aber passt mir oft natürlich nicht. Ich kann ja nicht überall Mitglied werden, nur um ein Ticket zu bekommen. In der Geschäftsstelle sagte man, ich solle am besten so zwei Wochen vor dem Spiel noch ein paar mal anrufen, weil möglicherweise Rückläufer kämen. Diese Aussage war mir zu vage. Da blieb mir gar nichts Anderes mehr übrig, als ebay zu checken. Dort erwies sich das dann als teure Angelegenheit. Ich war nicht bereit, 150 Euro pro Ticket auf den Tisch zu legen. Ich dachte über gut Glück und Schwarzmarkt nach, doch das würde vermutlich auch nicht billiger werden. Zwei Wochen vor dem Spiel durchforstete ich nochmal ebay und fand ein geiles Angebot. Tickets zum Einkaufspreis, 60 Euro pro Karte. Gute Plätze, ich hätte sogar für Plätze weiter in der Kurve den gleichen Preis bezahlt. Nach kurzer Rücksprache mit Carina drückte ich auf den Kaufen-Butten und drei Tage später zog ich die Tickets aus meinem Briefkasten.
Also Auto vorhanden, Tickets vorhanden, Unterkunft in der Nähe vorhanden, es kann also losgehen.
Am Dienstag Morgen fühlten wir uns dann Beide nicht so fit, so in Richtung Magen-Darm-Virus. Nach etwas Heilerde ging es aber ganz gut, ich absolvierte ein last-minute-Packen und dann düsten wir los!
Im blauweißen Auto zu Schalke 04. Perfekter kann es eigentlich gar nicht werden.
Die Fahrt verlief problemlos. Besonders auf der A45 hatten wir fast durchgehend so freie Fahrt wie auf dem Foto. Am Ende einer Pause gabelten wir noch zwei Zimmermänner auf Wanderschaft auf und nahmen sie ein Stück mit, bis zum nächsten größeren Rastplatz. Zu viert war das Fahrverhalten des Autos komplett anders, da zieht er dann nicht mehr so gut. Aber wann fahren wir schon zu viert auf der Autobahn.
Am Nachmittag kamen wir dann in unserer Pension in Essen an. Unsere Unterkunft ist direkt gegenüber des Zollvereins. Da wir morgen dort eine Führung machen und der Zollverein auch sehr nah an Gelsenkirchen liegt eine optimale Wahl. Da wir die ersten Gäste sind, können wir uns unser Zimmer noch aussuchen. Wir nehmen das mit dem kleineren Bad und Fenster zum Garten anstatt zur Straße, damit ich Leichtschläfer etwas weniger im Schlaf gestört werde.
Dann fahren wir weiter nach Gelsenkirchen. Wir haben Hunger!
Uns war eigentlich nach Ruhrpott. Currywurst. Oder Burger. Doch das schien gar nicht so einfach zu sein. Mit dem Navi war nicht ersichtlich, was hinter den Points of Interest steckt, lediglich Richtung und Entfernung. Wir probierten also zwei Ziele aus und mussten feststellen, dass an den angeblichen Zielen keine Ziele vorhanden waren. Dann landeten wir bei einem rumänischen Restaurant am Stadtrand von Gelsenkirchen und hatten uns schon für ein Ja dazu entschieden, als wir um die Ecke bogen und auf einen Nachtclub blickten. Danach war uns dann doch nicht und wir suchten nochmal mit dem Handy. Am Ende entschieden wir uns für ein Asia Star mit Buffet. Sicher nicht typisch Pott, aber es rettete uns, denn bis auf eine Breze hatten wir noch nichts gegessen und es war bereits halb Sechs am Abend. Keinen Nerv mehr auf weitere Suchaktionen, wir hatten Hunger!
Nach dem Essen war es dann an der Zeit, sich auf den Weg zum Fußball zu machen. Der Anfahrtsstau war geringer als erwartet und die Parkplätze direkt am Stadion waren erfreulicherweise kostenlos. Damit haben wir gar nicht gerechnet.
Geparkt, warm eingepackt und auf zum Stadion, Tor Ost 2 war schnell gefunden. Menschenmassen vor den Toren, aber es ging recht schnell. Als wir durch die Kartenkontrolle waren mussten wir noch durch die Körperkontrolle. Das geht für Frauen für gewöhnlich sehr schnell, und so war es auch hier.
Die Stadionverkostung konnten wir nun ja leider nicht mehr testen, so voll wie wir waren. Das Angebot hat aber gefallen und sah auch lecker aus. Ein Stadionheft konnte ich leider nicht mehr ergattern, also ab auf die Plätze, es war schließlich schon 20 Minuten vor Anpfiff. So spät komme ich selten zu einem Spiel.
Kaum hat das Spiel begonnen steht es auch schon 0:1, und wir haben es nicht gesehen. Einige Idioten waren zu blöd zum Lesen und blockierten Plätze direkt neben uns, so dass die rechtmäßigen Inhaber der Plätze noch auf den Treppen standen. Genau in unserem Blickfeld Richtung Tor. Vielen Dank auch. Auf der anderen Seite war das auch gar nicht so tragisch, denn es fielen noch vier weitere Tore. Alle auf Seiten von Chelsea.
Ich muss sagen, dass das Schalker Spiel einfach zu langsam und behäbig und statisch und ideenlos war. Man hatte das ganze Spiel über den Eindruck, dass Chelsea es sich ganz gemütlich macht und jedes Mal wenn sie ein bisschen Power geben wird es extrem gefährlich. Es hätten noch deutlich mehr Tore fallen können als die fünf vorhandenen. Ebenso wirkte es so, als wäre jeder einzelne Spieler besser bei Chelsea als jeder einzelne Schalker. Und wenn man Drogba und Schürrle erst gegen Ende der zweiten Hälfte einwechseln kann, sagt das auch etwas über den Kader der Blues aus.
Ab Minute 70 wurde das Stadion immer leerer, beim 0:4 verließen Scharen ihre Plätze und dann fiel auch noch das 0:5. Ich persönlich fand das geil und auch Carina überlegte sich, ob sie nicht lieber doch für Chelsea ist. Ich hatte in diesem Spiel keinen persönlichen Favoriten, möge der Bessere gewinnen und das war eindeutig Chelsea, geht also in Ordnung so. Die Anhäger des Chelsea FC feierten übrigens Schalkes Trainer Di Matteo, der dort ehemals unter Vertrag stand.
Mit dem Besuch dieses Spiels habe ich mir einen Traum erfüllt. Ich wollte schon seit meinem ersten Groundhopping Informer in diese Arena. Nun ungefähr zehn Jahre später habe ich das endlich erledigt. Und dann auch noch zur Champions League. Ich hab schon alles Mögliche gesehen, aber Champions League noch nie. Also eine weitere Premiere: mein erstes Champions-League-Spiel live im Stadion.
Woran Schalke auch noch arbeiten muss ist übrigens nicht nur das Team sondern auch die Infrastruktur. Wir wollten eigentlich öffentlich anreisen, und das wäre auch im Ticket inbegriffen. Wir wären auch ohne Probleme hin gekommen, aber nicht mehr zurück, obwohl es sich nur um ungefähr 8 Kilometer handelt. So reibungslos auch die Anfahrt mit dem Auto verlief, so problematisch war die Abfahrt. Absolutes Chaos auf den Parkplätzen, und ewig lang ging gar nichts. Die Autofahrer waren nicht in der Lage einzufädeln, aber da sich auch keiner darüber aufregte, scheint das hier so üblich zu sein. Man könnte aber auch einfach wie andernorts den Verkehr per Polizei (die eh anwesend ist) regeln, dann würde das Ganze deutlich zügiger gehen.
In der Pension fallen wir dann ins Bett, von Krankheit keine Spur mehr, wir haben den Tag gut überstanden und sind glücklich! Endlich Urlaub!