Meine Top 10 Reiseliteratur

23. Juli 2018
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*Dieser Artikel enthält Affiliate-Links. Beim Klick auf einen der Links wirst du zu Amazon weiter geleitet. Das gilt für jeden hier geposteten Link. Für dich kostet der Artikel nicht mehr als sonst und ich erhalte beim Kauf eine kleine Provision. Damit hilfst du mir, den Blog zu finanzieren. „Per Anhalter nach Indien“ habe ich als Presseexemplar kostenlos erhalten, alle anderen erwähnten Bücher wurden von mir selbst gekauft und bezahlt. Ich erwähne sie, weil ich sie besonders spannend oder inspirierend fand. Eine Bezahlung für die Erwähnung erhalte ich nicht. Dieser Hinweis muss am Anfang eines derartigen Beitrags stehen.

Jetzt darf ich also endlich erzählen. Meine Leidenschaft und Liebe für das Lesen habe ich schon als Kind entdeckt. Mein Bruder Adrian ist knapp drei Jahre jünger als ich. Und während er gestillt wurde, wurde mir vorgelesen. Und ich wollte unbedingt mitlesen. Immer wieder fragte ich „wie heißt das“ und „was ist das für ein Buchstabe“. Das sorgte dafür, dass ich schon deutlich vor Einschulung lesen und schreiben konnte. Pitje Puck war damals eines meiner Lieblingsbücher, und auch schon zu Grundschulzeiten verschlang ich die Fünf Freunde.

In der fünften Klasse hatte ich Mumps. Ich war eine Woche zuhause im Bett. Meine Eltern versorgten mich mit einem ganzen Stapel Bücher, und am Ende der Woche hatte ich sie alle durch. Teilweise habe ich dabei auch Bücher gelesen, die meine Mutter selbst als Kind gelesen hatte. Ich bin allerdings nicht nur ein Vielleser, sondern auch ein Schnellleser. In Zeiten, in denen ich sehr viel lese, scanne ich praktisch die Seite von oben nach unten. Die einzelne Zeile brauche ich dafür gar nicht mehr. Wie das funktioniert kann ich nicht erklären, mein Auge erfasst die Zeile als Ganzes. Auf einer Zugfahrt von Nürnberg nach Berlin las ich den kompletten ersten Band von „Harry Potter“, am Strand in Italien an einem Tag John Grishams „Die Firma“.

Später wählte ich den Deutsch-Leistungskurs, hatte Spaß an der Blechtrommel (obwohl ich die in Englisch gelesen habe) und Faust und begannt sogar ein Studium in diese Richtung. Lesen und Schreiben war schon immer etwas für mich.

Heute gibt es leider immer wieder Phasen, in denen ich so schnell lebe, dass ich nicht zum Lesen komme. Umso mehr genieße ich, wenn ich mir die Zeit nehmen kann. Lesen entführt in eine andere Welt. Lesen regt die Fantasie an. Lesen erweitert den Horizont. Meine hier ausgewählten Werke habe ich in unterschiedlichen Lebensphasen gelesen, aber sie alle haben mich nachhaltig beeindruckt.

 

 

 

Shantaram

Auf Shantaram bin ich wohl durch Zufall vor einigen Jahren gestoßen. Ich habe schon relativ viele Biografien und Geschichten von Verbrechern gelesen, oft schonungslose Darstellungen. Beispielsweise aus dem Alltag eines Luden. Folgerichtig fand ich es sehr spannend, wie ein aus dem Gefängnis Geflohener sein Land verlässt und in Indien untertaucht. Der größte Teil der Geschichte spielt in Mumbai und nimmt einen dort an einige Orte mit. Ich habe sehr schnell das Gefühl bekommen, dass Mumbai eine pulsierende Stadt sein muss und wurde neugierig. Shantaram war sozusagen der Ursprung meines Trips nach Indien und einige der beschriebenen Orte habe ich auch selbst besucht. Natürlich konnte ich nicht so in die Stadt eintauchen wie Jemand, der dort vor dem Gesetz flüchtet, in einem Slum wohnt und sich in eine gefährliche Frau verliebt und dann sogar noch das Talent dafür hat, in Mumbai in ein Mafiagebilde einzutauchen. Ich habe dann lediglich ein paar der Orte besucht, die im Buch häufiger genannt wurden. Ich hatte bereits beim Lesen das Gefühl, alles sehr gut mitempfinden zu können und mitgenommen zu werden an die entsprechenden Plätze. Und spätestens als ich dann dort stand, war ich überwältigt. Shantaram empfehle ich daher jedem Indien-Fan und denen, die es vielleicht werden wollen.

 

 

Im Iran dürfen Frauen nicht Motorrad fahren

… und was passierte, als ich es trotzdem tat. Der Titel alleine sagt schon viel über das Buch. Eine englische junge Frau findet eine Botschaft auf einem Zettel an ihrer Reiseenduro. Der Schreiber wünscht ihr allzeit gute Fahrt und hofft, dass sie sich einmal in sein Heimatland Iran aufmacht, um die großartige Gastfreundschaft dort zu erleben. Dieser Gedanke lässt sie nicht mehr los und sie beschließt, allen Warnungen zum Trotz mit dem Motorrad in den Iran zu reisen, alleine. Während der Iran früher einmal offen war und ein Mekka für Backpacker, ist es heute gerade für Frauen sehr schwer, das Land zu bereisen. Es gibt strenge Kleidungsvorschriften, Frauen dürfen in strengeren Gebieten nicht einmal ohne männliche Begleitung das Haus verlassen und Motorrad fahren ist ihnen sowieso verboten. Dementsprechend begleitet man die Autorin durch einige heikle Situationen, aber auch durch wunderbare Naturerlebnisse und in das Zuhause vieler Einheimischer. Hinter geschlossener Tür offenbaren viele ihre wahre Meinung, aber nicht zu laut. Die Militärpolizei könnte mithören. Das Buch offenbart spannende Einblicke in eine Gesellschaft, die anscheinend so anders ist, als sie von außen wirkt.

 

 

Per Anhalter durch Südamerika

Morten und Rochssare starteten eine unglaubliche Tour eigentlich mit dem Blog Nuestra Americana. Auf dem Blog konnte man ihnen relativ live auf ihrem großen Trip folgen. Doch Südamerika ist inzwischen lange her, der Blog wurde umbenannt und die Reise geht seit mehreren Jahren in Richtung Osten. Nichtsdestotrotz ist die Reise per Anhalter durch Südamerika spektakulär. In der Mitte des Buches finden sich ein paar ausgewählte Bilder, aber die wären gar nicht unbedingt nötig. Die Beschreibungen sind sehr lebendig und intensiv, man kann sich auch ohne Bilder alles sehr gut vorstellen. Besonders beeindruckt hat mich die Fahrt mit einem Kutter auf dem Amazonas und die Beharrlichkeit, auch in der Kälte stundenlag auszuharren oder auf Ladeflächen von Pickups zu sitzen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie zermürbend das sein muss. Ich frage mich dann immer, wie man so etwas aushalten kann und gleichzeitig bewundere ich die Beiden für den Mut und ihren Minimalismus. Das würde ich auch gerne können.

 

 

 

Per Anhalter nach Indien

Hierbei handelt es sich um das zweite Werk aus der Feder von Morten und Rochssare. Wie schon erwähnt sind sie inzwischen schon lange nicht mehr in Südamerika. Nach einer kurzen Pause im Heimatland Deutschland zogen Beide wieder los. Per Anhalter ging es bis Indien beziehungsweise eigentlich noch viel weiter. Ewig lange sind sie auch durch Indien gereist, danach wurde Thailand unter die Lupe genommen. Ein Ende scheint nicht in Sicht. Dieses Buch erzählt von ihrem Weg nach Indien. Es beschreibt vor Allem die Türkei, den Iran und Pakistan sehr intensiv. Ländern, in denen die meisten Europäer niemals freiwillig reisen würden. Dabei geht es um historische Stätten ebenso wie um die Kultur und die politische Lage im jeweiligen Land. In diesem Buch ist das seltene Kunststück gelungen, von einem Weg zu erzählen und dabei trotzdem haufenweise kleiner und trotzdem immer wieder tiefgründiger Portraits der Menschen zu erschaffen, die ihnen auf dem langen Weg begegnet sind.

 

 

 

Ich bin dann mal weg

Aktuell scheint es sehr in Mode zu sein, den Jakobsweg zu laufen. Vielleicht hat auch Hape Kerkeling mit seinem Buch „Ich bin dann mal weg“ dazu beigetragen. Seit der Veröffentlichung des Buchs liest man davon jedenfalls immer mehr. Auch ich wurde ein wenig angefixt und habe mich zumindest auf dem fränkischen Jakobsweg schon einmal warmgelaufen. Dabei muss man sagen, dass ja irgendwie alle Wege nicht nur nach Rom, sondern auch nach Santiago de Compostela führen. Es gibt eine Vielzahl von Jakobswegen, die irgendwie alle miteinander verknüpft sind. Theoretisch könnte ich in meiner Nürnberger Heimat loslaufen. Gemeinhin gilt aber der „Camino Frances“ als der Jakobsweg schlechthin. Bisher hatte ich nie lange genug am Stück frei, um ihn zu laufen. Das und die Tatsache, dass ich zwei Kater habe, die auch versorgt sein wollen und müssen, hat mich bisher davon abgehalten, den Weg selber zu gehen. Der Jakobsweg steht aber fest auf meiner Agenda, ich werde ihn eines Tages laufen. Das Wandern einer großen Strecke an sich fasziniert mich und ich habe auch bemerkt, dass ich beim Laufen meine Gedanken sortiere und einen klaren Kopf bekomme. Und mich dann auch spirituellen Themen widmen kann oder auch einfach das Innehalten leicht fällt. Eine Auszeit auf dem Jakobsweg wäre mir sogar sehr willkommen. Und ähnlich hat das auch Hape praktiziert, nach einem gesundheitlich bedingten Zusammenbruch. Er erzählt mit viel Humor, aber auch viel Selbstreflexion, gibt Einblicke in seine Vergangenheit und ist erfrischend ehrlich und deutlich. Der Jakobsweg ist nicht immer eine Wonne und es ist nicht immer leicht. Und das sagt er auch so deutlich. Seit Jahren hören wir immer wieder mal dieses Buch als Hörbuch. Es gab Zeiten, da konnten wir mitsprechen. Ich kann das Buch daher uneingeschränkt empfehlen. Und: ich kann den Film eher nicht empfehlen. Er ist zwar ganz nett, aber die Handlungen sind doch ganz schön bunt vermischt und ganz anders als im Buch.

 

Der große Trip

Ich muss direkt zugeben, dass ich den großen Trip gar nicht gelesen habe. Ich habe ihn nämlich gehört. Zum Einschlafen nutze ich sehr häufig Hörbücher. Manchmal auf CD und manchmal über Audible. Der große Trip war eines der ersten Hörbücher, die ich mir dort heruntergeladen hatte. Die Story ist sehr simpel. Eine Frau steht bildlich gesehen am Abgrund, oder vielleicht vor den Trümmern ihres Lebens. Dann entscheidet sie sich, den Pacific Crest Trail zu gehen. Das ist noch eine ganze Nummer mehr und härter als der Jakobsweg. Es geht mitten durch die Wildnis in unterschiedlichen Vegetationszonen. Schnee ebenso wie Wüste. Wasser muss man teilweise für Tage mit sich tragen. Für die zierliche Cheryl ist selbst das Tragen ihres Rucksacks am Anfang eine Herausforderung, aber sie beißt sich durch. Ich kann vorweg nehmen, dass sie den Weg schafft. Und dabei allerlei spannende Begegnungen hat, mit Mensch und Tier und mit sich selbst. Was mit mir beim Zuhören passiert: ich frage mich, ob ich dazu jemals den Mut hätte. Und ob ich mich so quälen könnte. Auch hier gibt es einen Film, den ich natürlich auch gesehen habe. Er kann – wie so oft – mit dem Buch nicht mithalten, ist aber trotzdem sehenswert.

 

 

Mittendurch statt drüber weg

Zwei Freunde haben die Schnauze voll von ihrem Alltag. Sie wollen einfach mal raus. Doch dann setzen sie ihren kleinen Gedanken radikal um. Sie kündigen ihre Jobs und reisen fünfzehn Monate um die Welt. Dabei gibt es eine Prämisse: das Benutzen eines Flugzeugs ist tabu. Der Weg ist spannend und auch durchaus nicht ohne, zum Beispiel werden die Beiden zwischendurch ohne gültiges Visum in Russland erwischt. Illegale Einwanderer sozusagen. Per und Jochen erzählen immer abwechselnd, und der Wechsel der Perspektiven ist erfrischend. Am Ende jedes Kapitels gibt es noch kleine Tipps für Reisen in die eben beschriebene Region. Ich mag den Humor und die Selbstironie, mit der die Beiden sich gegenseitig auf die Schippe nehmen, aber auch von ihren Reisebegegnungen erzählen. Auch dieses Buch habe ich gehört, anstatt es zu lesen.

 

 

 

Wer schön sein will, muss reisen

Tine Wittler kennen viele aus dem Fernsehen, und dort eher als Dekoqueen. Dass sie auch ernsthaften Journalismus betreibt, hätte ich ihr nach dem Fernseheindruck fälschlicherweise nicht zugetraut. Sie setzt sich mit Schönheitsidealen auseinander und geht auf die Suche nach Körperfülle als Ideal. Ihre Recherche führt sie schnell nach Mauretanien – ein Land, das nicht so einfach zu bereisen ist. Das auswärtige Amt rät von Reisen in diese Region deutlich ab, aber Wittler und ihr Team tun es trotzdem. Seit der Unabhängigkeit im Jahr 1960 herrscht praktisch Krieg, zuerst Guerilla, dann diverse Militärputsche. Die Sklaverei ist erst seit 2007 verboten. Aber ob etwas verboten ist oder nicht, interessiert hier sowieso kaum. Denn verboten ist auch die Gavage: das Mästen von Mädchen. Das Phänomen wird unter die Lupe genommen und sogar ein Selbsttest findet statt. Außerdem trifft sich Wittler mit Aktivisten, die gegen die Gavage vorgehen. Dieses Buch ist die Reise in eine andere Welt, mit einem völlig anderen Weltverständnis. Und: auch das habe ich gehört, empfehle die Audioversion aber nicht. Zwar wird von der Autorin selbst gelesen, doch das kommt manchmal etwas eintönig daher. Besser selber lesen und betonen.

 

 

Frühstück mit Känguruhs

Bill Bryson habe ich sehr lange sehr gerne gelesen. Für gewöhnlich geht er auf Roadtrips und schreibt darüber, und genauso ist das auch hier der Fall. Bryson schreibt mit Humor und nimmt gerne Alles und Jeden und am meisten sich selbst auf die Schippe. Das wird zwar in seiner Reise durch die alte Heimat in den USA am deutlichsten, aber „Frühstück mit Känguruhs“ hat mich sozusagen angefixt. Hier ist Bryson mit der Bahn unterwegs, in großen Städten und in völlig unbekannter Wildnis. Bryson beobachtet dabei sehr scharfsinnig australische Eigenheiten, erzählt ein wenig über die Vergangenheit und über Politik, doch im Großen und Ganzen versucht er, „den Australier“ zu charakterisieren. Das ist für mich natürlich auch spannend, denn nach Australien wollte ich schon als Kind gerne reisen. Dieses Sammelsurium an Kuriositäten und Fakten aus dem für uns Europäer so weit entfernten Kontinent macht auf jeden Fall Lust auf einen Besuch dort!

 

Berlin – Moskau. Eine Reise zu Fuß

Nur durch Zufall habe ich dieses Schmuckstück entdeckt. Nämlich im Bücherregal meines Vaters. Reisen zu Fuß interessiert mich schon lange, nicht umsonst haben es auch Kerkelings Jakobswegbericht und Cheryl Strayes mit ihrem PCT auf diese Liste geschafft. Doch Wolfgang Büscher setzt noch einen drauf. Er ist nicht als Couchsurfer unterwegs oder als Anhalter. Er hat keinen fetten Rucksack mit haufenweise Ausrüstung am Start. Büscher läuft in Berlin los und er läuft bis Moskau. Allein. Einfach so. Er schläft, wo er müde wird. Auf dem Weg begegnen ihm spannende Menschen, zum Beispiel Schmugglerinnen an der weißrussischen Grenze. Und ihm begegnet die Geschichte, denn er läuft große Teile auf dem Weg, den auch einst Napoleon mit seinen Truppen nutzte. Auch hier bewundere ich den Minimalismus, auch wenn Büscher das nur für eine „kurze Etappe“ lebt. Nach dem Lesen dieses Werks war mir klar: wenn ich das einmal mache, dann genau so. Aber Moskau lohnt sich jetzt nicht mehr, da wurde ich schon zu gut mitgenommen. Ich brauche Palermo. Oder Gibraltar.

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