Meine letzte freie Zeit habe ich immer mit der Suche nach einem Wohnmobil verbracht und kam daher kaum noch dazu, wirklich zu verreisen. Ich habe schon tausend Ideen im Kopf für den Moment, an dem ich das gute Stück dann erwerbe. Gefunden habe ich aber noch nichts Taugliches. Gleichzeitig plane ich natürlich fleißig für Indien. Wobei mal das nicht planen nennen kann, ich informiere mich nur was denn so alles möglich ist und was ich wo finde und was man vielleicht sehen sollte und was man sich eher sparen kann.
Da ich eigentlich absolut im Reisefieber bin, wurde es echt Zeit, dass ich mal wieder unterwegs bin. Auf Grund dämlicher bzw nicht zueinander passender Arbeitszeiten wurde nur ein Tagestrip daraus, aber dennoch hat es sich absolut gelohnt.
Am frühen Morgen ging es per nettem Mietwagen (Astra Sportsback mit Sitz- und Lenkradheizung – sehr praktisch bei einem winterlichen Ausflug) Richtung Fichtelgebirge, genauer gesagt zum Ochsenkopf, nach Neubau. Dort wurde am Campingplatz neben dem Fichtelsee geparkt, fertig gemacht und los gings. Der Ochsenkopf ist doch im Fichtelgebirge, oder? Wieso fahren wir dann Richtung Bayreuth? Nun, weil das Fichtelgebirge da liegt und der Bayerische Wald, den ich gedanklich dorthin versetzt habe eben woanders.
Die Route war zunächst recht flach und führte uns am Fichtelsee und am dort angrenzenden Moorgebiet entlang. Nach der Überquerung einer Straße wurde zum ersten Mal der Fotoapparat so richtig ausgepackt bzw das große Objektiv. Im Anschluss an die erste Fotosession wurde es erst mal anstrengend. Zwar war der Weg immer noch flach, aber es war absoluter Tiefschnee. Wir stapften also bis deutlich über Stiefelhöhe einsinkend und immer wieder mal „uuuuuhhhhh“ schreiend quer über die Ebene. Ich bin ja wahnsinnig gut im Horrorideen ausschmücken… „oh man, noch fünf Kilometer so, morgen bin ich tot“. Ich behaupte, dass es zwei anstrengende Punkte gab auf der ganzen Wanderung, und der erste war gleich zu Beginn ein wenig ein Schocker. Nun haben wir es aber geschafft, das Stück mit nicht allzu großen Schäden zu überstehen und in den Wald einzutauchen. Die ersten Felsgebilde tauchten am Wegesrand auf und wir dachten, wir sind mitten drin im Märchenland. Schön war es auf jeden Fall und es wurde immer ruhiger.
Eine Zeit lang nervten uns noch komische Langläufer (es gab davon auch nette, aber die waren komisch), doch dann ließen wir die Beiden einfach hinter uns (ja, wir Wanderer waren schneller als die Langläufer). Leider holten sie uns an unserem Pausenplatz, der Fichtelnaabquelle wieder ein. Sie verteilten dort munter über all ihre Sachen, so dass man von der Quelle kein einziges Bild mehr ohne ihre Utensilien machen konnte. Ich hab ja aber Übung in sowas und verdecke sogar zwei Personen mit meinen Schuhen. Wir verließen den Rastplatz in der bemoosten Hütte schnell wieder um zu entfliehen.
Ein paar Meter weiter lockte ja auch der Weissmainfelsen. Ich hatte gelesen, dass man über Eisenstiegen den Felsen erklimmen kann und dann eine wunderbare Aussicht hat. Das mag so sein, wenn man denn weit blicken kann, doch dass wir mitten im Nebel hängen war uns klar. Dennoch erhofften wir uns eine schöne Stimmung, und die hatten wir auch.
Zwischen zwei Felsblöcken ging es über eine Steintreppe ein paar Schritte nach oben, unter einem quer liegenden Felsen durch und dann weiter. Die Treppe war absolut zugeschneit, so dass ich als Vorangeher mich mit beiden Händen am Eisengeländer festhielt und mit meinen (ich muss es an dieser Stelle sagen: wunderbar genialen und jeden Cent werten) neuen Wanderschuhen Stufen in den Schnee geschlagen habe. Es war dann gar nicht so schwierig nach oben zu kommen und oben empfing mich eine ganze Schar Jugendlicher und Hund. Die verdrückten sich jedoch schnell und so hatten wir den Felsen und die Aussicht für uns. Auf dem Weg sahen wir schon wieder die Langläufer ankommen, doch sie blieben glücklicherweise unten. Der Ausblick war trotz Nebel herrlich, irgendwie mysteriös und spannend. War eine sehr schöne Stimmung.
Runterwärts war dann schwerer als nach oben, wurde aber trotzdem bravurös meist rückwärts gemeistert. Dann sollte es weiter gehen zur Quelle des weißen Mains, nur ungefähr 200 Meter weiter. Irgendwie haben wir die Quelle aber verpasst.
Die Landschaft wurde immer weißer und die Bäume immer bizzarer, der Schnee tiefer, der Nebel dichter und es war absolut still. Ich weiß gar nicht, wie oft ich stehen blieb und sagte, dass es traumhaft schön hier ist. Das Wort Märchenwald war wohl das von mir am häufigsten benutzte Wort während des kompletten Aufstiegs. Klingt mir noch richtig im Ohr ;-) Dann kamen wir an ein Hinweisschild „Goethefelsen – 100 Meter“. Na die hundert Meter hin und zurück kann man durchaus in Kauf nehmen. Der Felsen war auch ganz nett. Am besten daran war aber das Versinken im Schnee fast bis zur Hüfte gepaart mit einem kreischenden „wwuuuaaaaaaaaaahhhhh“.
Nun müssen wir doch endlich oben ankommen oder? So lange kann es doch gar nicht nur bergauf gehen, man muss doch irgendwann oben sein? Irgendwie zieht sich grad alles. Oh Moment. Ich riech was. Ich riech die Gaststätte. Yeah, wir sind gleich oben. Wenn nicht einfach nur der Wind gut stand. Also nochmal Kräfte mobilisiert und kurz danach sind wir tatsächlich angekommen am Asenturm. Der hat mich nicht interessiert weil schon bekannt, die Toilette innerhalb des Gasthauses jedoch schon. Die Überlegungen, in der Wirtschaft etwas zu konsumieren wurden schnell ob des mitgetragenen Proviants abgeschlagen und so saßen wir dann mehr oder weniger gemütlich im Vorraum und vesperten die eigenen Pfefferbeißer und Kinderriegel und tranken den eigenen Tee und das eigene Wasser. Perfekt versorgt.
Kurz dachten wir auch über die Seilbahn nach unten nach, jedoch waren die Sichtverhältnisse so mies, dass wir uns gegen die bequeme Variante entschieden und schlicht denselben Weg nach unten nahmen. Das ging erstaunlich leicht und schnell, so dass wir innerhalb kürzester Zeit an der Weissmainquelle ankamen. Wie auch immer wir die auf dem Hinweg übersehen konnten, es ist uns unbegreiflich. Diesmal fanden wir sie, und zwar nicht nur die gemauerte, sondern auch einige außen herum, wo kein Schnee liegt und es das Wasser deutlich sichtbar aus dem Boden drückt. Nun gut, haben wir das auch erledigt.
Weiter nach unten und auf die geniale Idee gekommen, dass man die Tüte im Rucksack ja zerteilen und jeweils als Schlitten nutzen könnte, wo wir oben an der Gaststätte schon keinen Schlitten mitgehen haben lassen, weil ich den Gedanken an ein trauriges weinendes Kind nicht ertragen habe. Gesagt getan, Tüte zerteilt, drauf gesetzt und: nicht gerutscht. Mist, das klappt nicht. War einfach nicht steil genug. Die arme Tüte… Wenn schon der Schlittenspaß nicht geklappt hat, musste man allerdings noch ein wenig anderen Spaß einlegen.
Wir kamen wirklich schnell unten an und mussten dann noch ein Stück flach gehen, und auch wieder über diese blöde Ebene mit dem tiefen Schnee. Wir fanden allerdings wenige Meter oberhalb unserer Tiefschneestapfen einen plattgedrückten Weg, so dass wir mühelos voran kamen. Der Weg war so platt gedrückt, dass wir uns sicher waren, dass er am Morgen auch schon da war und wir ihn nur nicht gesehen haben.
Am Fichtelsee machten wir zwischen Moor und See nochmal kurz einen Fotostop, doch da dämmerte es bereits so, dass die Fotos nur noch halb so gut waren. Also weiter, am See entlang, und das gibts doch wohl nicht? Wie weit ist das denn noch? So weit sind wir doch gar nicht gelaufen, oder? Das kann doch nicht sein? Kann es wohl und so kommen wir nach sich nochmals ziehenden letzten Metern geschafft aber gut gelaunt am Auto an, entledigen uns der Wanderklamotten und Schuhe (ich kann es nur noch mal sagen, Lowa Renegade, geil!!!) und dann gehts zurück, munter Ohrbooten in den CD-Player und grade noch so wach wieder back home.
Ab in die Badewanne und dann ins Bett. So geht ein herrlicher Tag zu Ende. Wie im Märchen. Märchenwald. Winterwonderland.
Mein schönstes Bild des Trips findet ihr hier.