Sonntag Morgen, eigentlich noch mitten in der Nacht, gegen 5 Uhr klingelt der Wecker. Raus aus den Federn, rein in die Küche, Proviant für den ganzen Tag herrichten. Badesachen packen, Logbuch nicht vergessen und los gehts. Logbuch? Reise ich heute mit dem Raumschiff? Die Enterprise? Nein, ich gehe tauchen, und jeder Tauchgang wird in einem Buch festgehalten und von den Mittauchern (Buddys) unterzeichnet.
Da ich kein motorisiertes Fahrzeig besitze, will ich erst das Fahrrad nehmen, aber mein Licht ist auch kaputt, und es ist noch stockdunkel draußen. Da der Weg doch recht weit ist, entscheide ich mich für die U-Bahn. Vom derzeitigen Streik ist die Ubahn ja mal so gar nicht betroffen, behauptet die Verkehrsgesellschaft, weswegen glatt mein Zug einfach nicht kommt. Mit der nächsten Bahn hätte ich den Anschlussbus nie im Leben geschafft, wenn es den denn überhaupt gibt, zumal die nächste Ubahn dann auch noch 6 Minuten Verspätung hatte. Ich düse also von der Haltestelle nochmal zurück nachhause, das sind nur ein paar Meter, und hole doch noch das Fahrrad. Mit dem Bike steige ich dann in die Ubahn und an der nähesten Haltestelle trete ich dann wie verrückt in die Pedale. Grad noch so halbwegs rechtzeitig komme ich dann am Treffpunkt bei der Tauchschule tauchausflug.eu an, und so ist mir erst mal richtig warm. Ich treffe mich dort mit zwei unbekannten Männern, der Kontakt wurde über meinen Tauchlehrer hergestellt. Ab ins Auto und los gehts. Meine Ausrüstung ist zu dem Zeitpunkt schon in Österreich, so dass ich immerhin nichts schleppen musste.
Gemächlich gehts dann Richtung Österreich, die Autobahn ist recht frei, auch durch München kommen wir gut durch und die Kollegen stellen sich als recht nette Kerle heraus. Dann tauchen die ersten Berge auf. Leider ist es sehr bewölkt, so dass man die schneebedeckten Gipfel nur sehr selten sieht. Dies gilt auch für die Zugspitze, von der nur ein Teil sichtbar war.
Meinen Tauchlehrer Jochen treffen wir in Lermoos im Café Ducatisti. Von dort aus hat man bei schönem Wetter perfekte Sicht auf die Zugspitze, im Hotel gegenüber des Cafés sogar von einer Panoramasauna aus. Das will ich unbedingt mal machen, allerdings sind die Zimmer echt teuer. Im Café eilen alle nochmal auf die Toilette, da es am See nichts dergleichen gibt. Die Flaschen sind voll und werden verladen und weiter gehts. Am See erst mal ein Blick von oben und ein kurzes Briefing, bevor wir uns an das Ausrüstung zusammen bauen machen. Dabei hab ich meinen Spaß! Ich tauche noch nicht lange, aber ich weiß, wie ich meine Ausrüstung zusammen bauen muss und was ich wie anziehen muss. Einige andere Taucher bekommen das nicht richtig auf die Reihe. Das kann ja heiter werden.
Noch mehr Spaß gibt es dann im Wasser, und nach anfänglichen Schwierigkeiten (die Tarierung) klappt es recht gut. Wir tauchen ab auf 17 Meter, dann quer durch den See, an einem kleinen untergegangenen Boot vorbei und rein in den Wald, der vom Berg nebenan in den See gestürzt ist. Genial! Wir sehen Zander und Forellen, aber das Beste ist mit Abstand der versunkene Wald. Wie auf dem Bild zu erkennen ist, fehlt oben auf dem Felsen ein Stück Wald. Mit einem Erdrutsch ist dieses Stück in den See versunken und liegt dort wie Mikadostäbchen quer verteilt.
Als wir aus dem Wasser wieder raus sind, ist es schweinekalt. Die Lufttemperatur war 7 Grad, und wenn man dann das Neopren ausgezogen hat und nass im Badeanzug da steht, wirds echt böse frisch. Also schnell trocknen, in den Jogginganzug springen und rein ins Auto. Dort wurde es dann wieder angenehm, aber dann…. hieß es nach zwei Stunden Oberflächenpause (in denen die Flaschen wieder mit Luft gefüllt wurden): zurück in die nassen kalten Neoprenanzüge. Abartig! Das tat teilweise richtig weh, wurde erst wieder gut als man dann komplett drin war. Doch der zweite Tauchgang entschädigte für diese Qualen.Wir tauchten den Wald tiefer an und ich durfte mit einem erfahrenen Taucher als Duo on tour gehen, so dass ich es richtig genießen konnte. Wir kamen näher an die Fische ran, tauchten unter Stämmen durch, durch Wurzel- und Astgebilde und zwischen Ästen durch. Herrlich! Am liebsten wäre ich länger geblieben, aber irgendwann is eben die Luft alle.
Also wieder nass frieren, und dann nachhause fahren. Diesmal wurde ich das Frieren leider nicht los, es begleitete mich den ganzen Weg nachhause bis in die Badewanne.
Fazit: Der Blindsee ist saugeil und ich werde wieder kommen! Und irgendwann steige ich auch in einen Trockentauchanzug!