Usedom – Start mit Hindernissen

29. Januar 2014
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Das Packen für die Sommerfreizeit 2013 verteile ich auf eine ganze Woche. Meinen Backpack voll mit Klamotten (zwei Wochen Freizeit an der Ostsee mit den Jungs heißt: Stadtklamotten in lang und kurz, Laufsachen, Fußballsachen, Badezeug,…) und Hygienezeug bringe ich bereits zu meinem letzten 24-Stunden-Dienst mit zur Arbeit und deponiere ihn dort. Dann packe ich im Laufe der nächsten Tage Handtücher, Bettzeug und allerlei Equipment wie UV-Lampen und die Gopro mit Zubehör. Einen Tag vor Abfahrt spreche ich mit dem Kollegen noch ab, dass wir Beamer und PS3 mitnehmen. Okay, ich habe noch mehr Gepäck. Da ich den Backpack schon auf dem Roller transportiert habe und das bereits unangenehm genug war, ist der Kollege so lieb, mich am Montag morgen abzuholen.

Um halb Acht will er da sein. Um 7 denke ich mir, dass ich nun alles Andere erledigt habe und noch schnell in die Dusche springen kann. Kaum stehe ich drunter kommt mir der Gedanke, dass der Kollege ja (wie wir alle) immer früher dran ist und ich mich sputen sollte. Gedacht, getan; und kaum bin ich raus, bekomme ich eine Nachricht „Guten Morgen Kollegin, ich bin da“. Aaaaaaaaah, ich bin noch nass und im Handtuch und so weiter. Ich brauche noch fünf Minuten, und die reichen mir tatsächlich. Fünf Minuten später stehe ich mit Sack und Pack unten und wir fahren los zur Arbeit. Dort sind beide Busse bereits gepackt (vielen Dank an den anderen Kollegen) und die Jungs sind fit, Brote werden gerade geschmiert und es gibt Kaffee. Ein Traum, nur eigentlich viel zu früh am Morgen. Eine Stunde später sind wir abfahrbereit und los gehts.

Nach einer weiteren Stunde halten wir bereits zum ersten Mal, der Kaffee treibt. Eine weitere Stunde später halten wir zum zweiten Mal, der Kaffee treibt. Dann gehts ne ganze Weile, kurz nach Berlin tanken wir dann. Ich weiß nicht, wie man in der Verwaltung auf die Idee kommen konnte, den einzigen Benziner der Flotte denjenigen zu geben, die am weitesten weg fahren. Wir haben ihn jedenfalls, respektive ich, und als wir beide feststellen, dass unsere Tanks halb leer sind lacht der Kollege und sagt „ich komm weiter als du“. Dann fahren wir weiter und wollen einfach nur noch ankommen, obwohl die Fahrt gar nicht so unangenehm ist. Die meiste Zeit sind die Autobahnen absolut frei, auch durch die Baustellen kommen wir gut durch. Haarscharf ist es allerdings ein mal, als ich beim Überholen bereits halb neben einem Sprinter bin und der Sprinterfahrer kurz anblinkt und einfach rüber zieht. Das Hupen half und der Blick in den Spiegel sagte, dass ich notfalls ausweichen hätte können. Doch der Fahrer realisiert, dass Jemand neben ihm ist und bleibt auf seiner Spur bzw fährt zurück. Als wir an ihm vorbei sind rechne ich vielleicht einer entschuldigenden Geste, doch der Honk schimpft wie ein Rohrspatz. Da auf diese Weise mein Totalschaden entstanden ist, habe ich dann erst mal ein ganzes Stück Herzklopfen.

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 Dann fahren wir nochmal raus, ich rechne mit vielleicht noch ner Dreiviertelstunde Fahrtzeit. Doch der Kollege (mit dem Navi) sagt, es wird noch 1:40 dauern. Bitte was? 1:40? Oh my god…. ich will doch endlich nur noch ankommen. Die Musik auf dem Ipod hören wir schon zum zweiten Mal (und ich hatte leichte Itunes-Probleme und konnte den Müll nicht aussortieren) und wir haben keine Lust mehr auf Fahren. Die errechnete Ankunftszeit kommt ungefähr hin und wir landen endlich auf dem Platz. Alle Jungs schimpfen erst mal fürchterlich, aber was Anderes haben wir auch nicht erwartet. Das ist schließlich jedes Jahr so. Wir beziehen unsere Blockhütten und ich meinen Container und dann gibts erst mal Abendessen. Im Anschluss entscheiden sich fast alle, zum Einkaufen zu fahren. Nur einer der Jungs und ich bleiben übrig… was nun? Wir haben Lust auf Strand und Wasser und machen uns auf den Weg.

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Das Wasser soll 22 Grad haben, doch es fühlt sich eher an wie 15 Grad. Ich will aber unbedingt rein. Also keine Gnade und zügig rein. Ich bin froh über meine schönen Wasserschuhe, denn die vielen Steine sind unangenehm und noch dazu scharfkantig und mit noch scharfkantigeren Muscheln bewachsen. Irgendwie wird das Wasser nicht tiefer als ich reingehe, aber das ist auch gut so, denn es ist kalt. Nach einigen Metern geht es mir bis zur Hüfte und dann spiele ich „Augen zu und durch“ und werfe mich rein. Wenn man erst mal drin ist, ist es gar nicht mehr so schlimm, nur die erste Überwindung ist hart. Ich bin also ab sofort bis zum Hals drin. Der Jugendliche, der mit mir am Strand ist traut sich immerhin, sein Shirt auszuziehen, die Hose und die Schuhe lässt er aber an, es ist schließlich kalt. Irgendwann steht er dann unter ständigem „aaah, kalt“-Geschrei auch bis zur Hüfte drin und kann sich dann sogar überwinden und springt ebenfalls rein. Doch direkt danach gehen wir schon wieder raus, ihm ist nämlich kalt. Ich gebe zu, dass ich es schon auch frisch finde, aber ein bisschen hätte ich noch ausgehalten.

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Wieder oben ziehen wir uns um. Nachdem die Einkäufer zurück sind, sitzen wir eine Weile zusammen, doch das Jungvolk verabschiedet sich dann in Richtung Strand. Der Kollege und ich schauen auch mal runter, natürlich an ein bisschen einer anderen Stelle. Die Jungs kommen absolut pünktlich zurück. Bis kurz nach 2 Uhr sitzen wir dann noch beisammen, bis sich nach und nach die Jungs ins Bett verabschieden und dann ist es wirklich auch für uns Zeit fürs Bett.

Mein Wecker am nächsten Tag klingelt um 8 Uhr. Der des Kollegen hatte um 7 Uhr geklingelt, damit man joggen gehen kann. Doch weiter schlafen war wohl ein bisschen gemütlicher. Nach dem Frühstück holen wir uns aber doch unsere Ration Sport. Wir spielen Fußball, 4 gegen 3. Ich bin im Dreierteam und das ist auch gut so. Heue läuft so gut wie alles. Obwohl der Platz eine Katastrophe ist funktioniert fast alles, was ich versuche. All meine Gegner wurden mindestens ein Mal getunnelt, und bis auf drei Direktabnahmen die weit oben im Baum landeten war auch so gut wie jeder Schuss drin. Es hat unglaublich Spaß gemacht und ich wurde immer übermütiger, war euphorisiert. Dann wurde Pause gemacht und getrunken und ein paar Jungs und ich legten uns den Ball zum Lattenschießen hin, eine Disziplin in der ich gut bin. Vor meinem vierten Schuss will ich ein bisschen tricksen. Das Loch im Boden trifft den Ball, der Ball verändert dadurch sein Verhalten, ich steige auf den Ball, rutsche ab, lande auf der Fußspitze und knicke unter voller Belastung (aus dem Sprung) komplett nach außen weg. Es kracht. Ich liege am Boden und schreie. Ich kann gar nicht aufhören zu schreien. Arthur kippt kaltes Wasser drauf und irgendeiner der Jungs rennt und holt ein Coolpack. Alle sind besorgt, ich auch. Ich bin nicht sicher ob der Knöchel durch ist oder die Bänder. Ich sehe die ganze Freizeit dahin rauschen und meine Urlaub gleich hinterher, sehe mich mit Gipsbein im Krankenhaus liegen und so weiter. Irgendwann kann ich wieder eingermaßen auftreten. Der Tag ist dann wohl gelaufen. Ich bin fertig, down. Grade war alles noch so geil und nun? Nach einer knappen Stunde setzt dann mein Galgenhumor wieder ein und mein Wille. Ich zieh das hier durch! Komme was da wolle ;-) Nach einer Dusche sieht die Welt auch wieder etwas besser aus. Zumindest sauberer.

Danach stelle ich fest, dass sich eigentlich direkt vor der Haustür bzw auf dem Weg zum Strand ein Geocache befindet. Das Objekt, in dem er versteckt ist, habe ich bereits begutachtet und mir noch gedacht, dass das ein wunderbarer Platz für einen Cache wäre. Es handelt sich um ein leerstehendes Haus, vielmehr um eine Ruine. Ein Lost Place Cache. Mein erster Lost Place. Schade, dass es nur ein Tradi ist, man hätte dort tatsächlich mehrere Stationen unterbringen können. Wir untersuchen aber so und so das ganze Objekt. Auf Grund meiner Verletzung kann ich leider nicht in den Raum, in dem der Cache tatsächlich ist, aber ich hab ja zwei kletternde Jungs dabei, die das Ding dann für mich bergen.

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Danach geht es wieder an den Strand.  Genau aus die Jungs endlich im (nach wie vor kalten) Wasser sind, zieht das Gewitter auf und es beginnt sehr schnell sehr stark zu regnen und zu hageln. Bis ich vom Strand zurück an meinem Container bin, bin ich nass bis auf die Haut. Juhu. Also Umziehen und dann gibts Abendessen. Nach dem Essen machen wir Kinoabend. Wir kucken zwei Filme mit der PS3 und dem Beamer, auf einer hellen Decke, die wir quer über Wand, Fenster und Tür hängen. Herrlich. Zwischen den Filmen hab ich so krasse Schmerzen, dass ich über Krankenhaus nachdenke. Doch dann schauen wir erst mal den zweiten Film und danach kann ich plötzlich normal aufstehen; also verhältnismäßig normal. Hatte mein Bein diesmal anders gelagert. Ich kann relativ schmerzfrei auftreten, kann aber nicht abwinkeln. So ist es aber erträglich und ich beschließe, mal die Nacht abzuwarten.

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Am nächsten Morgen bin ich todmüde und auch wegen des Fußes graut es mir vor dem Aufstehen. Dann gebe ich mir einen Ruck und trete auf. Aber was ist das denn? Wo ist der Schmerz? Im Normalfall tun solche Verletzungen nach Ruhe immer unglaublich weh. Ich kann aber völlig schmerzfrei auftreten. So lange ich den Fuß nicht abrolle oder seitlich bewege oder schräg aufsetze ist alles gut. Dann also doch kein Krankenhaus sondern gemütlich frühstücken. Das Frühstück hier ist übrigens echt empfehlenswert, insbesondere für einen Campingplatz.

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Nach dem Frühstück stellt sich heraus, dass die Jungs alle noch müder sind als der Kollege und ich. Bis auf zwei Hartgesottene verziehen sich alle wieder in die Betten. Die Beiden und der Kollege bringen mir dann Durak bei. Das Wetter zeigt sich heute nicht von seiner besten Seite, wir haben im Zehn-Minuten-Wechsel Sonne/warm und Regen/Böen. Es gibt auch zwei Unwetterwarnungen für den Bereich hier und tatsächlich stürmt es mittags. Die Jugendlichen bekommen das kaum mit. Wir wollen sie immer wieder wecken, um zum Strand zu gehen. Doch jedes Mal wenn die Sonne ein paar Minuten geschienen hat und wir der Meinung waren, sie könnte sich nun halten, wurde es plötzlich wieder dunkelgrau und nass. So verbrachten wir viel Zeit mit Gesprächen und Spielen, bis wir dann nach dem Abendessen nach Zinnowitz fuhren. Dort ging es gemeinsam zur Promenade und zur Seebrücke. Da am Abend ein deutsches Länderspiel im Fernsehen übertragen wurde, machten wir eine Uhrzeit aus, zu der wir uns an einem markanten Punkt wieder treffen sollten. Wer wollte, konnte mit dem Kollegen und mir Fußball kucken gehen. Nach kurzem Suchen wurde in der Kartoffelburg ein Fernseher aufgetan, und Platz war auch noch genug. Das Spiel war ja relativ desaströs, was unserer Stimmung keinen Abbruch tat. Ein paar Jungs hatten Mädels aufgetan, so dass die Bitte um einen morgigen erneuten Tag in Zinnowitz kam (was sowieso unser Plan war).

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Am nächsten Morgen ging es direkt nach dem Frühstück los. Dank sms-Parken mussten wir den endlosen Weg vom Parkplatz zum Strand und zurück nicht mehrfach gehen sondern konnten einfach vom Strand neu aufladen. Wunderbar.
Ich besuchte zunächst eine Apotheke und besorgte mir eine Bandage für meinen Fuß. Damit geht es deutlich besser.

Das Wetter spielte ähnliche Spielchen wie am Vortag, ließ aber immerhin den Regen aus. Ich ging relativ zu Beginn ins Wasser und musste danach bis zur Abfahrt sechs Stunden später frieren. Bis zum Ende war die Sonne weder in der Lage mich zu wärmen, noch mich zu trocknen. Folge: eine wunderbare Erkältung. Ich hasse Schnupfen!

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Die Zeit am Strand wurde mit Schwimmen, Catchen, Löcher bauen und Jungs drin vergraben, Volleyball (ich nicht!), Frisbee, Spaziergänge und Durak verbracht. Als die Jungs langsam unruhig wurden, brachen wir unseren Strandbesuch ein bisschen früher ab als geplant und waren pünktlich zum Abendessen wieder in der Anlage. Das Essen schmeckte „killer!“, und was machen wir danach? Ein Teil spielte Tischtennis (ja, ich auch! – auf einem Bein) und nebenan ist Disco und tatsächlich stylen sich ein paar Jungs und machen sich auf in die Zeltplatzzeltdisco. Die Musik ist immerhin gar nicht so schlecht. Auf einem Zeltplatz gibt es ja aber Ruhezeiten, und die sind recht früh. Demnach war bald Schluss mit Disco und Start zu einem erneuten PS3-Beamer-Wolldeckenleinwand-Kinoabend mit Django Unchained.

Der folgende Tag brachte dann endlich Sonne – wenn auch vorhergesagt wurde, dass es ab 15 Uhr regnen sollte. Es ist jetzt 12.45 Uhr und ich bin gespannt und hoffe auf das Beste. Mir brachte der Tag ein weiteres Spiel in meinem Repertoire. Ich kann jetzt Wikingerschach! Den Vormittag über spielen wir Durak und Wikingerschach und gegen Mittag gehen wir wieder zum Sport über, es wird Volleyball gespielt. Allerdings ohne mich.

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