USA

Vegas Baby!

10. Februar 2014
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Frühmorgens geht es mit dem Taxi von meinem Hotel, das an der Grenze zu Los Angeles berüchtigtem Obdachlosenviertel Skid Row liegt zum Greyhound Terminal, der mitten innerhalb dieses Viertels liegt. Der Taxiruf war absolut easy. Hörer abheben, Kurzcode sagen, Taxi ist fünf Minuten später da. Ich erkläre dem Fahrer, dass ich weiß, dass es kein langer Weg ist, dass ich aber nicht mit meinen Backpacks durch die Straßen laufen wollte. Er sagt „warum denn nicht, ist doch alles easy“… doch als wir dann an Bergen von Einkaufswagen und Menschen mit Flaschen in Papiertüten und einigen Tonnen, allerdings ohne Feuer drin, vorbei fahren, sagt er, dass dies hier der Fleck sei, bei dem es empfohlen wird, eben nicht zu Fuß durchzugehen. Ich kann das verstehen, auch wenn alles ganz friedlich wirkt.

Am Terminal geht alles glatt. Ich war Boarding Nummer 3, habe ja schon sehr frühzeitig dieses Busticket gebucht. Dementsprechend durfte ich als dritte an Bord und hatte fast freie Platzwahl. Kurze Zeit später ging es überpünktlich los, während ich realisiere, dass zwei Mädels hinter mir deutsch sprechen. Sie werden gefragt woher sie kommen und sie antworten mit Deutschland. Ich frage daraufhin auf deutsch „woher genau“ und es stellt sich heraus, dass sie aus dem benachbarten Ansbach sind. Das reicht dann aber auch wieder mit Nachbarschaftskonversation, zumal sich die Beiden die halbe Fahrt anzicken, wer denn nun am Fenster sitzen dürfe und wer auf der letzten Busfahrt wie lange wo saß.

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Nach einiger Zeit machen wir einen Stop in Barstow, bis dorthin habe ich schon einiges an Natur gesehen. Die Gebirsgketten beginnen direkt am Stadtrand von Los Angeles und das gleiche gilt für die Mojave. Die ersten schönen Blicke hab es natürlich auf der anderen Seite des Busses, war ja klar. In Barstow am Imbiss habe ich den besten Donut meines Lebens gegessen und dann ging es auch schon weiter nach Las Vegas.

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Der Busterminal in Las Vegas liegt relativ weit außerhalb und wir fahren zunächst einmal an all den Hotels vorbei. Ich glaube trotzdem, dass man das zu Fuß erledigen kann, schließlich ist doch der Las Vegas Boulevard bereits nach wenigen Metern erreicht. Hier zeigen sich mal wieder die amerikanischen Dimensionen, denn mein Hotel ist viele Meilen weiter südlich. Ich erkenne das an einer Bushaltestelle des Deuce. Der Deuce ist ein Entertainment-Verbindungs-Bus. Er steuert den Strip rauf und runter. Ein Ticket für die Dauer von zwei Stunden kostet 6 Dollar, ein 24-Stunden-Ticket kostet 8 Dollar. Das bin ich nicht bereit zu zahlen und überlege, als mich der Busfahrer anspricht, ob mit mir alles okay sei. Ich erkläre ihm mein Dilemma und er fragt, ob ich nur zu meinem Hotel wolle…. ich bejahe das und er sagt, ich solle einfach einsteigen. Ich fahre so also kostenlos und bin happy. An meiner Haltestelle kommt eine Durchsage „für die junge Dame, die zum Flamingo wollte: dies ist dein Stop!“. Das hatte ich schon selber realisiert, doch die Geste des Busfahrers ist unbezahlbar! Übrigens war ich froh, nicht gelaufen zu sein, denn es handelte sich um eine Distanz von 16 Bushaltestellen.

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Ich steige also an der Haltestelle am Flamingo aus, denn nebenan ist mein Hotel. Es handelt sich um das Casino & Resort The Quad. Dies war mit das günstigste Hotel, das ich bei meinen Recherchen gefunden habe, und es bietet eine perfekte Lage mitten am Strip. Neben dem Flamingo, gegenüber des Caesars Palace. Besser kann man es gar nicht haben, rein örtlich gesehen. The Quad wird gerade noch etwas renoviert, aber die Umbauarbeiten sind im März abgeschlossen und bis auf ein paar Absperrungen ist nichts davon zu sehen, hören oder spüren.  Bis ich an der Lobby ankomme, dauert es noch eine Weile, denn ich muss erst mal an einer Armada einarmiger Banditen vorbei und an einer Bar, an der mir Clubsounds entgegen dröhnen. Ab 16 Uhr kann man einchecken und gegen Gebühr geht es auch früher. Es ist halb Vier und ich frage, wie hoch denn die Gebühr so ist. Da man um die Uhrzeit keine Gebühr mehr für einen early Checkin verlangt, bekomme ich meine Zimmerkarten ausgehändigt. Ich muss in Tower 3 (von 5) in den 11. Stock, dort ist auch alles ausgeschildert. Aha. Das Zimmer zu finden ist trotz riesengroßer Anlage dank hervorragender Beschilderung kein Problem und nachdem ich es betreten habe frage ich mich, warum es so günstig war. Bis zum Ende meines Aufenthalts finde ich keinen Grund dafür und kann The Quad daher uneingeschränkt empfehlen.

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Vegas mit seinen Lichtern und Schildern hat mich von Anfang an. Bei meiner Ankunft ist es noch hell, es ist schließlich mittags. Dennoch bin ich sofort fasziniert und im Fieber. Ich mache mich sofort wieder auf den Weg und erkunde die nähere Umgebung. Ich schieße hunderte von Bildern und laufe den Strip entlang. Alle Hotels und Casinos sind für Jedermann betretbar, auch mit meiner Jeans und der Sweatjacke habe ich keinerlei Probleme, selbst in die nobleren Läden zu kommen. In der Shopping Mall des Bellagio gibt es keinen Laden unterhalb von Versace und Gucci, und ein bisschen deplatziert komme ich mir da dann doch vor, aber es ist trotzdem mal interessant, so viel Luxus auf einem Haufen zu sehen. Zufällig komme ich pünktlich zur Wassershow wieder aus dem Casino des Bellagio, und die Show ist überwältigend.

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So langsam wird es gegen 18 Uhr dann doch mal Zeit für ein Mittagessen, aber mein Zeitgefühl habe ich hier völlig verloren. Man sagt, dass das der Fall ist, weil bei all den Automaten und Spieltischen keine Uhren hängen, man soll ganz bewusst die Zeit vergessen. Das Ding ist, dass ich gar nicht gespielt habe und auch nur durch die Gegend gelaufen bin, nirgends lange zugesehen habe. Und dennoch habe ich kein Gefühl mehr für die Zeit. Ich nehme also mein abendliches Mittagessen ein, in der Rockbar. Auch hier gibt es mein heißersehntes Michelob nicht, so muss ich mal wieder auf eine andere Marke zurück greifen. Ich bestelle einen Turkey Burger mit frischen Champignons und Avocado. Unheimlich lecker, wenn auch ein Burger mit Toastbroat eher ungewöhnlich ist. Nach dem Essen fühle ich mich schon ziemlich platt. Ich bin von Las Vegas im wahrsten Sinn des Wortes geflasht. Es ist beeindruckend und gleichzeitig sehr anstrengend, überfordert die Sinne, lässt keinen Moment Ruhe zu. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen etwas zu pokern, mich dann aber doch dagegen entschieden. Die Lichter und das Shoppen und das Spektakel waren wichtiger.

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Am nächsten Morgen mache ich mich dank Gutschein in das Café des benachbarten Casinos auf und es dauert eine halbe Stunde, bis man mal zum Platz geführt wird, so lange sind die Schlangen. Es gibt den von einer Freundin empfohlenen Blaubeerpfannkuchen, der mich allerdings nicht so ganz überzeugt, obwohl ich Blaubeeren liebe.

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Mein Plan für heute sieht das Neon Museum vor. Hierfür kaufe ich nun tatsächlich ein Ticket für den Deuce, denn das Museum ist weit nördlich, noch nördlicher als mein Einstieg in den Deuce am vorigen Tag. Ich steige an der letztmöglichen Station aus (am Fremont Experience, auch nett, aber was will man hier, wenn man doch den Strip direkt vor der Nase hat?) und laufe den Rest des Weges, der sich ganz schön zieht. Das Museum darf man nur mit Führung betreten, ich muss also 25 Minuten auf eine Gruppentour warten. Das ist ein wenig ärgerlich, weil ich ja nur Fotos schießen will. Aber mir wird zugesichert, dass ich genug Zeit zum Fotografieren habe, während der Guide seine Geschichten erzählt. Und dem war im Großen und Ganzen tatsächlich so! Für mich als Fan alter Schilder und Beleuchtungen und Ähnlichem hat sich das Museum absolut gelohnt und ich gehe auch davon aus, dass einige der aufgenommenen Bilder demnächst zuhause meine Wände schmücken werden. Und zwischendurch habe ich sogar dem Guide zugehört, denn seine Ausführungen waren wirklich informativ.

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Auf dem Rückweg stieg ich an einigen Haltestellen aus dem Bus, um die Hotels und Casinos und Shoppingmalls zu begutachten, die ich bisher noch nicht betreten hatte. Im Stratosphere dachte ich eine Weile über den Skyjump nach, am Ende siegte dann jedoch meine Angst und ich habe es bleiben lassen.

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Das Wynn, das Venetian, das Encore, das Palazzo, das Mirage, alles wird besucht und abgelichtet. Im Venetian finde ich dann überraschenderweise das Rockhouse, das meiner Meinung nach absolut nicht in dieses feine Hotel passt. Für mich passt es aber ganz gut, und da mir zwischendurch schon etwas komisch ist und mein Kreislauf recht im Keller ist entschließe ich mich zu einem erneuten späten Mittagessen, wenn auch nicht ganz so spät wie am Vortag.

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Nach dem Trip brauche ich mal eine Stunde Pause und ziehe mich auf mein Zimmer zurück, bevor ich auf dem Strip auch noch weiter südlich will, denn auch dort fehlt mir noch Einiges. Außerdem habe ich noch Shoppingpläne. Eigentlich wollte ich bis ganz zum Ende des Strips fahren, doch dann hielt es mich irgendwann nicht mehr im Bus. Ich habe mir also noch ein bisschen Strip für meinen nächsten Trip nach Vegas aufgehoben, den es definitiv geben wird.

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Statt weiter durch Casinos zu schlendern gehe ich ins Hardrock Café. Die Bar ist bunt und flippig, aber etwas Anderes habe ich weder von Hardrock noch von Las Vegas erwartet. Es gibt einige Memorabilien hier, die doch von höherem kulturellem Wert sind. Während alle das Outfit von Britney Spears so toll finden, interessiert mich eher das von Elvis, auch wenn ich selbigen nicht gerade mag. Das Outfit ist aber super. Auch diverse Gitarren und Plegs und Drumsticks und dergleichen sind zu sehen. Ich setze mich an die Bar und bestelle einen Strawberry Mojito und die Dame will meinen Ausweis sehen. Ich kann es kaum glauben. Ich weiß, dass ich oft für jünger gehalten werde als ich bin, aber wie unter 21 sehe ich nun beim besten Willen nicht mehr aus. Ich muss lachen und drücke ihr meinen Führerschein in die Hand. Sie fragt mich, ob ich den Mojito im Glas will. Ich denke „wie denn sonst?“ und sage ja. Dann liefert sie meinen Mojito in einem großen Glas und erklärt mir, dass ich dann wenn ich mein Glas ausgetrunken habe nicht das dreckige mitnehmen muss sondern unten im Shop gegen die Quittung ein neues ausgehändigt bekomme. Wie jetzt, Glas ausgehändigt? Ich wollte doch kein Glas kaufen? Ich frage nochmal nach, doch ich habe mich nicht verhört. Ich erkläre, dass ich mein Getränk natürlich aus einem Glas will, wie denn sonst, aber an kaufen dachte ich nicht, und das hat auch kein Mensch erwähnt. Sie sieht nach, was sie für mich tun kann sagt sie, denn im Glas ist deutlich mehr drin als in dem Plastikbecher, den es normalerweise gibt. Wie stillos ist das denn, ein Plastikbecher an einer Bar? Ich bin schockiert! Ich erkläre auch noch, dass ich mit dem Rucksack unterwegs bin und ein Glas darin wahrlich schlecht untergebracht ist. Diese Konversation hört ein Schotte zwei Plätze weiter, und so kommen wir miteinander ins Gespräch und quatschen dann erst mal ne Stunde. Bis eben mein Mojito leer ist und mir erklärt wird, dass der Preis ohne Glas auf Grund von zwei Shots Rum nur wenige Cent unter dem Preis inklusive Glas liegen würde. Nun gut, dann nehm ich das Glas eben mit und stopfe es irgendwo mitten in den Rucksack, Platz hab ich ja noch. Ich zahle, gehe nach unten in den Shop, besorge noch ein Mitbringsel und eben das Glas. Ich hatte auf weitere Charitybänder gehofft, von denen ich in L.A. eines gekauft hatte und fragte an der Kasse nach. Die Dame war genial und sah im Lager nach und fand noch welche. Sie schenkte mir alle drei Farben, so dass ich über den versehentlichen Kauf des Glases nicht mehr verstimmt war. Versöhnt mit dem Hardrock Café.

Dann beschließe ich, dass ich nun keine Wassershows mehr vor dem Bellagio begutachte und mir das für einen besonderen Moment aufhebe. Pokern möchte ich heute ebenfalls nicht mehr, ich bin einfach zu müde und kann mich nicht mehr vernünftig konzentrieren.

Am nächsten Morgen heißt es schon wieder abreisen. Während ich in Los Angeles das Gefühl hatte, mit der Stadt fertig zu sein, habe ich heute das Gefühl, dass ich noch einiges an Zeit gebraucht hätte, um mit Las Vegas fertig zu werden. Ein Grund mehr, wieder zu kommen.

Mit Monorail (einer Hochbahn) fahre ich zur letzten Station und von dort aus will ich zu Alamo am Flughafen laufen, wo mein Mietwagen auf mich wartet. Ich bin irgendwann nicht ganz sicher, wo ich lang muss und frage im dortigen Motel nach. Gleichzeitig kommt ein Taxifahrer zur Tür rein, der von einem Paar gerufen wurde, das nun nicht mehr da ist. Man erklärt mir, dass es ungefähr 6 Meilen bis zur Mietwagenstation sind und wünscht viel Spaß beim Laufen. Erneut diese amerikanischen Dimensionen. Ich habe das auf Google Maps gecheckt. Es sah sehr nah aus. Aber glücklicherweise war der Taxifahrer ja da, ich nahm ihn dann in Anspruch und 16 Dollar weiter war ich dann am richtigen Ort.

Von Las Vegas aus ging es dann in Richtung Norden zum Death Valley, doch davon erzähle ich an andere Stelle.

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