Urlaub aus der Flasche: Meine zweite Heimat

11. April 2015
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Was für eine Idee…. Wein weckt Erinnerungen…. Urlaubserinnerungen…. bei der Aktion „Urlaub aus der Flasche“ erhielt ich sechs Flaschen Wein und sollte damit inspiriert werden. Ich sollte mich erinnern an besondere Momente auf Reisen, einen speziellen Urlaub… irgendetwas, was es wert ist, aufgeschrieben und veröffentlicht zu werden. Ich muss sagen, ich brauchte ganz schön lange, bis mir der richtige Gedanke kam, und er kam abseits vom Wein auf einer Wanderung. Wie ein Geistesblitz war plötzlich völlig klar, worüber ich schreibe. Zuerst hatte ich den französischen Chardonnay probiert, der wirklich hervorragend mundete. Ich dachte, er würde mich ein Jahr zurück versetzen nach Nordfrankreich. Doch darüber hatte ich doch schon so viel geschrieben, was sollte denn da noch neu oder interessant sein? Dann den kalifornischen Chardonnay. Doch als ich letztes Jahr in den USA war, habe ich gar keinen Wein getrunken, was mir erst jetzt auffiel. Warum denn eigentlich, wo mein liebster Wein doch ein kalifornischer ist? Worüber könnte ich denn schreiben?

Urlaub aus der Flasche

Dann war ich diese Woche auf dem Jakobsweg und beim Laufen denke ich ja immer über alles Mögliche nach und sortiere alle Gedanken – selbst die, die bereits sortiert waren. Und auf ein mal kam mir: Jim und Ilse! Logisch! Wein und Urlaub, worüber sonst sollte ich dabei schreiben als über Jim und Ilse.

Um das Ganze verständlich zu machen, muss ich nun ein bisschen auspacken und einen Einblick in meine Teenieseele geben. Meine Jugendjahre waren geprägt von heimlichem Verliebtsein und unausgesprochenen Vorwürfen und dem verzweifelten Versuch, doch so zu sein wie alle Anderen. Aber ich war es nicht. Nach und nach habe ich es hinbekommen, mein Umfeld einzuweihen. Ich Mädchen liebe Mädchen. Zum ersten Mal bemerkt habe ich das bereits in der Grundschule. Zum ersten Mal gesagt habe ich es mit 14 mit irre Herzklopfen. Da habe ich mich einer Klassenkameradin offenbart. An ein offenes Dazustehen war damals noch nicht zu denken. Immer wieder pochte mein Herz bis zum Hals, als es wieder eine neue Person von mir erfuhr. Eigentlich tragisch, dass das Ganze so laufen musste. Jedes Mal hatte ich Angst vor der Reaktion. Heute sehe ich das anders: wer mich so nicht akzeptiert, ist meine Gesellschaft nicht wert und den brauche ich auch nicht. Damals war ich noch nicht so weit. Besonders verstecken musste ich mich in meinem doch recht konservativen und sehr religiösen Zuhause, so glaubte ich. Das führte zwangsläufig dazu, dass ich mich nicht besonders wohl fühlte und immer das Gefühl hatte, irgendwie verkehrt zu sein. Mit diesem Gefühl fuhr ich auch 1998 in den Urlaub, gemeinsam mit meinem Bruder (der es wusste) und meiner besten Freundin Julia sowie einer guten Freundin von ihr. Wir kamen an unserem Zielort an und ich hab es ja nicht so mit Fremden. Doch dort war alles anders. Wir wurden begrüßt wie alte gute Freunde und vom ersten Augenblick an habe ich mich dort wohler gefühlt als zuhause.

1998 führte mich mein Weg zum ersten mal dorthin. Dort, das ist Südengland, genauer: Eversley neben Camberley, eine Dreiviertelstunde mit dem Auto westlich von London. Eversley selbst hat nichts zu bieten. Bis auf den tollen Wald neben dem Haus hatte es das auch damals nicht. Aber darum ging es gar nicht. Heute ist leider auch der schöne Wald mit mannshohen Farnen verschwunden, er wurde einfach abgeholzt für die Industrie. Aber es ging gar nicht um was Eversley zu bieten hat, es ging um das Gefühl dort. Das Gefühl zuhause zu sein. Seit meinem ersten Besuch dort zog es mich über viele Jahre immer wieder nach England und auch immer wieder in dieses Haus zu diesen hervorragenden Gastgebern.

Jim und Ilse, das war ein sehr liebes älteres Ehepaar. Jim ist inzwischen vor einigen Jahren gestorben. Mein letzter Besuch in England bei Ilse ist auch schon wieder viel zu viele Jahre her und so überlege ich ernsthaft, ob es nicht mal wieder an der Zeit ist, so lange es noch möglich ist. Die Zeit dort war immer geprägt von einer Herzlichkeit, die man nicht oft findet.

Nun habe ich mich an viele Situationen zurück erinnert, und ich habe mein Fotoalbum durchstöbert. Ja, das war noch die Zeit, in der digitale Fotografie für mich undenkbar war, weil viel zu teuer. Meine erste Digicam kauft ich mir ungefähr vier Jahre später, und sie hat mich ein ganzes Monatsgehalt gekostet. Wir haben auf jeden Fall noch nicht digital fotografiert, und so habe ich heute ein paar Fotos für diesen Bericht eingescannt. Auch war es noch die Zeit, in der nicht alles online gebucht wurde. Ich kann mich noch erinnern, wie ich mit Julia beim ADAC saß und wir unsere Tickets für die Überfahrt nach England gekauft haben, einmal per Hovercraft und einmal per Seacat. Ich bin ein Hovercraft-Fan und mag Seacat nicht so besonders.

Auf den Abfahrtstag hin übernachteten wir alle drei bei Julia, so dass wir am nächsten Morgen bereits fertig bepackt früh los konnten. So frühzeitig wäre gar nicht nötig gewesen, denn unsere Fähre ging ja erst am Abend. Wir waren viel zu früh kurz vor Calais und entschieden uns dann für einen Stop in Ostende, wo wir ein bisschen Sonne tankten am Strand und unsere Kräfte beim Ringen im Sand maßen. Um 23.15 Uhr fuhr dann unser Boot, was ich ehrlich gesagt nur so genau weiß, weil ich auf den Papieren nachgesehen habe. Die hab ich nämlich noch, sie kleben ebenfalls in meinem Fotoalbum.

Hovercraft

In Calais war dann für mich alles total spannend. Ich kannte das ja noch nicht, auf eine Fähre zu fahren. Die Wartespuren, das genaue Einparken auf dem Schiff, und wie das dann überhaupt abläuft. Überhaupt war das eine meiner ersten Trips ohne meine Eltern. Ich war zuvor mal ne Woche Zelten am Brombachsee und in Tunesien war ich auch für eine Woche mit einer Freundin. Doch das hier wird etwas Anderes, das wusste ich. Zwei Wochen blieben wir bei Jim und Ilse und die letzte Woche machten wir dann einen Roadtrip durch Südengland. Mein erster Roadtrip! Und was für einer. Die Straßen waren mehr Wegchen, grade mal breit genug für ein Auto und manchmal kratzte man auch dabei an den Gebüschen an der Seite. Wenn ein Fahrzeug entgegen kam, blieb oft keine andere Möglichkeit, als so lange rückwärts zu fahren, bis man an der nächsten Ausweichstelle ankam.

Die ersten Tage aber galten dem Entspannen und dem Entdecken von London sowie dem näheren Umfeld unserer Unterkunft. So machten wir an den meisten Tagen einen Tagesausflug und am Abend saßen wir alle zusammen – bei einem Glas Wein oder zwei oder drei. Das hatte hier so Tradition, und jetzt ist auch klar, warum ich bei Wein und Urlaub eigentlich nur von diesen Trips schreiben kann. Einmal, da packte Jim sogar seinen heißgeliebten und sehr wertvollen Portwein aus. Aus der Flasche saugte er danach wieder die Luft ab und versteckte sie, so heilig war sie ihm. Und wir durften ihn probieren. Standardsatz war „Der ist gut, der Wein“ und zu meinem Bruder immer wieder „mit dir trink ich am gernsten“.

Bei unseren Trips nach London erstanden wir auch das eine oder andere spezielle Gimmick. In meinem Fall war es eine Plastikbrille, mit der man ziemlich behämmert aussah, mit sehr großen Glubschaugen. Wir setzten sie im Auto immer wieder auf (als Beifahrer natürlich) und blickten demonstrativ in andere Autos und verzogen dabei das Gesicht. Und in einer Weinlaune wurde die Brille auch am Abend einmal ausgepackt. Kombiniert wurde sie dann noch mit Jims hervorragender Erfindung, mit der er bei Dunkelheit noch lesen konnte, ohne dass das Licht seine Frau störte.

DerisgutderWein

London mochte ich übrigens von Anfang an. Die Stadt hatte für mich eine unheimliche Energie, und auch heute empfinde ich das noch so. Egal wie es mir geht, wenn ich in London aus dem Flieger steige ist alles gut. Hier in London stört mich kein Lärm, stören mich keine Menschen. Wir besuchten alle Must Sees und zum Shoppen waren wir auch noch unterwegs. Mein Bruder zum Beispiel kleidete sich komplett ein mit zwei Anzugsets. Auch ich war gut eingedeckt mit neuen Sachen, und manche davon habe ich heute noch! Wir sahen Buckingham und die Tower Bridge, den Hyde Park und den St James’s Park, Big Ben und die St. Paul’s Cathedral, den Tower und eine Abteilung von Madame Tussauds (Rock Circus), wir waren am Covent Garden und in der Carnaby Street und in diversen Museen. Die Tate Gallery war mein Favorit, doch auch das Design Museum war nicht schlecht.

Designweg

Besonders mochte ich den Leicester Square, und diesen wiederum besonders am Abend. Dort war so viel Leben und gleichzeitig so viel Zeit. Wir aßen chinesisches Buffet ums Eck bei Mr Wu und ließen uns dann am Platz nieder, lauschten den Musikern und beobachteten die Straßenkünstler. Brian Bruno hatte es uns so angetan, dass wir uns sogar eine Kassette (!) kauften. Für unseren Roadtrip brauchten wir schließlich noch Musik. Auch Covent Garden gefiel mir auf Anhieb sehr. Beide Plätze besuche ich auch heute so gut wie jedes Mal, wenn ich in London bin.

TowerBridge

Vier Tage verbrachten wir in London, und sie waren wirklich vollgestopft mit Action. Danach brannten die Füße und wir waren absolut müde. Eigentlich hatten wir bei Jim und Ilse Halbpension gebucht. Wenn wir dann spätabends nachhause kamen, hatte Ilse das Essen für uns im Ofen aufbewahrt und tischte es uns warm auf. Und wenn wir nicht den ganzen Tag unterwegs waren, dann gab es eigentlich Vollpension plus Tee mit Keks. Wir genossen eine absolute Rundum-Versorgung.

Wald2

Einige Zeit verbrachten wir auch im bereits erwähnten nicht mehr vorhandenen Waldstück. Unsere Unterkunft lag außerhalb des kleinen Ortskerns und war umgeben von Wald. Man musste nur die Straße überqueren und stand in einem herrlichen Waldstück, was wir sehr genossen. Über die Jahre wurde das Gebiet immer kleiner und als ich einige Jahre später mit meinen Eltern wieder hier war, erkannte ich die Straße gar nicht mehr wieder, weil der Wald fehlte.

Wald

Auch den großen Garten nutzten wir gerne. Es gab einen Pool und noch viel toller: es gab eine Seilbahn quer durch den Garten, so wie wir sie von vielen Kinderspielplätzen kannten. Da wurde Jeder wieder zum Kind. Während eines Barbecues bin ich doch schon ordentlich angetrunken einhändig an der Bahn durch den Garten gefahren. In der anderen Hand musste ich ja meine Michelob-Flasche halten. Bis heute ist das übrigens eines meiner liebsten Biere. Und auch den Cider habe ich in England entdeckt, ebenso wie Ginger Ale.

Im Garten benutzten wir auch den Pool und wir lernten Crocket. Wie das manchmal interpretiert wurde, wird hier natürlich auch deutlich. Der Grund für einen Besuch im doch kalten Pool war übrigens, dass Jim uns angekündigt hatte, dass es ein gutes Getränk gibt, wenn wir es wagen.

Crocket Poolparty

Abends gab es hier nicht viel zu erleben. Zwar gab es im Umfeld vier Pubs, und wir besuchten auch alle vier ein mal, doch dann musste ja immer einer Auto fahren. Außerdem war es bei Jim und Ilse doch viel geselliger und es gab guten Wein. So blieben wir abends gerne zuhause und verbrachten die Zeit gemeinschaftlich am Esstisch mit der so unsagbar hässlichen Wachstischdecke in der wahnsinnig alten und altmodischen Küche. Ein Kühlschrank aus den 60ern, ein Herd an dem man noch mit Feuer kochte. Unglaublich heutzutage. Aber auch das hatte seinen eigenen Charme und machte es zu etwas Besonderem.

Tagesausflüge machten wir einige, zum Beispiel an den Beachy Head, Englands höchsten Kreidefelsen, dadurch tragischerweise auch beliebtesten Punkt für den Suizid. Als ich zum ersten mal dort war, konnte man unten ein Auto liegen sehen, auf dessen Dach „going down“ gesprayt war. Ein tragischer Gedanke. Ein Stück vor dem Abgrund steht ein Schild mit der Aufschrift „God is always greater than all of your problems“. Auch zum Durdle Door fuhren wir. Hierzu musste man Militärgebiet durchqueren, dass zeitweise auch gesperrt ist. Wir hatten aber immer Glück. Nicht jedes Jahr war es warm genug, aber ein mal konnte man auch bequem schwimmen. Ein weiteres Mal sprangen wenigstens meine beiden Mitfahrerinnen ins Wasser, inklusive ihrer Klamotten. Könnte ja wärmer sein als ohne. Im Sommer 1998 war es jedenfalls nicht warm genug, es war eher ziemlich windig und ungemütlich, wenn auch bei Sonnenschein.

Durdle Door

Zwei für mich besondere Orte gab es noch in den ersten Wochen, obwohl wir noch viel mehr sahen. Doch beispielsweise Reading fand ich nicht sehenswert und Guildford zwar ganz nett, aber auch nicht besonders. Da gab es aber einen ganz kleinen Ort, den ich wunderbar fand. In Tudeley findet man eine kleine Kirche, wenn man sehr aufmerksam ist, die Old Tudeley Church. Sie ist sehr unscheinbar und von außen würde man gar nicht auf die Idee kommen, dass hier etwas besonders zu sehen ist. Die Fenster der Kirche allerdings sind von Marc Chagall bemalt und daher unheimlich farbintensiv mit leuchtenden Blautönen. Ich liebe diese Fenster! Und dann gab es da noch das Wilton House mit den umliegenden Wilton Gardens. Der Eintritt ins Haus war uns einfach zu teuer, schließlich waren wir alle noch Schüler. Aber die Gardens sollten es dann schon auf jeden Fall sein. Und die haben sich absolut gelohnt. Wie kommen wir aber auf die Idee, so ein ganz normales Haus eines Earls zu besichtigen? Nun, das Wilton House ist ein berühmter Drehort, unter Anderem aus dem Film „Sinn & Sinnlichkeit“. Hier habe ich also meinen Grundstein gelegt, der erste Filmdrehort.

WiltonGardens2

WiltonHouse

Wenn ich ein mal wieder in der Nähe bin, sehe ich mir sicher auch das Innere an, doch auch das Äußere war bereits herrlich. Der Garten war wunderschön angelegt. Ich bin kein Botaniker, aber dass hier wirklich Energie investiert wurde, das war auch für mein Auge sichtbar. Heutzutage hätte ich vermutlich über 100 Bilder alleine in diesem Garten geschossen. Zur damaligen Analogbilderzeit wäre das leider einfach zu teuer gewesen.

WiltonGardens

Nach zwei Wochen voller Tagesausflüge startete dann unser Road Trip. Wir fuhren gen Südwesten und besuchten zuerst Corfe Castle. Später mit meinen Eltern erledigte ich das einmal in einem Tagesausflug, doch das war wirklich anstrengend. Corfe Castle ist eine alte Burgruine, die wirklich nur noch rudimentär vorhanden ist. In der Nähe schlugen wir zum ersten Mal unser Zelt auf. Auch hier hilft mir ein Blick in mein Fotoalbum, denn genau hätte ich das Ganze sonst nicht mehr angeben können.

zeltplatz

Wichtig zu erwähnen ist dabei auch noch, dass wir nicht gerade gut ausgestattet waren. Immerhin hatte jeder von uns einen Schlafsack und eine Isomatte oder Luftmatratze. Meine Luftmatratze war aber leider defekt, so dass das Fußteil über Nacht immer komplett die Luft verlor. Ich war heilfroh, dass es nur die Kammern unter meinen Unterschenkeln und Füßen waren und nicht die oberen oder mittleren. Manchmal hielten wir es so, dass zwei von uns im Auto schliefen und zwei im Zelt. Unser Zelt war nämlich nur auf drei Leute ausgelegt, und wir waren zu viert. Unser Gepäck ließen wir dabei natürlich schon im Auto, das eigentlich auch nicht auf vier Leute für drei Wochen inklusive Roadtrip ausgelegt war. Aber auf Bequemlichkeit kam es nicht an, wir wollten erleben! Und das taten wir.

Ein weiteres Must See in England – so dachten wir- ist Stonehenge. Heute würde ich sagen, dass man es getrost weg lassen kann. Es ist irre überlaufen und man kommt sowieso nicht hin, weil das Teil eingezäunt ist. Wir waren dort, aber wir fanden keinen Parkplatz. Auf dem Parkplatz bei der Suche jedoch sahen wir einen Bekannten, der uns dann am Autofenster fragte „was macht ihr denn hier“. Mein Bruder konnte nicht anders als zu sagen „Urlaub. Und du?“. Wir sahen Stonehenge, so gut das eben geht im Vorbeifahren und bei all den Menschenmassen.

Wir ließen viele Kilometer hinter uns und erreichten schnell Cornwall. Dort sollte es so unheimlich schön und ruhig sein und dann machten wir den Fehler und fuhren zuerst nach St. Ives. Ich sehnte mich nach etwas Ruhe und Idylle und dann landete ich an einem Strand, den man auch an der Adria hätte haben können. Handtuchkante an Handtuchkante. Schrecklich. Ich war daher erst mal ziemlich enttäuscht von Cornwall. Doch das legte sich schnell.

Merlin

In Cornwall besuchten wir die Tintagle Castle. Der Sage nach wurde hier König Arthus geboren und Merlin hatte hier seine Höhle weit unten an der Meeresbrandung. Auf dem Foto kann man sie rechts unten erkennen. Die Burg war keine Burg mehr, es standen nur noch die Grundmauern halbwegs und die erinnerten so gar nicht an eine Burg. Doch viel wichtiger waren für mich auch die Klippen, die Brandung und die Meeresluft. Ich liebe das Meer, und ich könnte stundenlang zusehen, wie die Brandung auf die Klippen trifft.

Weiter südlich besichtigten wir das Minack Theatre. Dieses Teil ist gigantisch! Es handelt sich um eine Art Amphitheater mit Blick aufs Meer. Eine Frau hatte das Gelände in den 20er Jahren gekauft und das Theater eigenhändig mit Hilfe von Freunden und freiwilligen Helfern in die Felsen geschlagen. Heute ist das Ding ziemlich groß und gut bespielt. Als wir dort waren, wurde gerade die Kulisse für Stomp aufgebaut. Es muss wirklich herrlich sein, dort ein Stück zu sehen mit dem Meer im Hintergrund. Wobei ich mich kenne und denke, dass ich vom Stück nicht viel mitbekommen würde, wenn ich im Hintergrund das Meer beobachten kann. Der Ausblick jedenfalls ist ein Traum!

Minack Theatre

Natürlich waren wir auch am Land’s End, wo wir im einzigen Pub und somit der einzigen Möglichkeit zu einer warmen Mahlzeit feststellen mussten, dass dort wirklich alles mit Pommes serviert wird. Sogar Lasagne.

Übrigens entdeckten wir in Cornwall auch noch sehr kleine und schöne Buchten, zum Beispiel ein kleines Fleckchen weißen Sandstrand in Porthgwarra. Wenn die Flut kommt, ist der Strand allerdings weg, also muss man zur richtigen Zeit dort sein.

Während der Woche waren wir so sparsam, dass wir am Ende beschlossen, für die letzte Nacht ein Hotel zu buchen. Wir hatten den Ort Sennen Cove empfohlen bekommen, und die Empfehlung war eine gute! Sennen Cove hat weißen Sandstrand und viele Wellen und Adrian und Julia probierten das Wellenreiten. Man muss allerdings hinzufügen, dass sie kaum eine Chance hatten bei dem Wetter. Kurz nachdem sie ins Wasser gingen, wurden alle Leute aus dem Wasser geholt, weil der Wind zu extrem war. Wir fanden Unterkunft in einem Hotel mit drei Sternen, was für uns damals schon eine ganze Menge war. Lediglich mein etwas größer gewachsener Bruder war mit der Sterneverteilung nicht einverstanden, denn er hatte Platzprobleme im Bett. Er war sich sicher, dass das Hotelmanagement sich von Zwergen hat bewerten lassen. An jenem Morgen verliebte ich mich in das English Breakfast. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich es zuhause nachgekocht habe. Nur dass es diese Würstchen bei uns leider nicht gibt.

Sennen Cove

An einige Begebenheiten während des Urlaubs erinnere ich mich noch, als wäre es gestern gewesen. Andere wurden durch die Bilder wieder hervorgerufen. Ich erlebte hier drei völlig unbeschwerte Wochen, was zu dieser Zeit ein unglaubliches Glückgefühl war. Und so wurde dieses kleine Fleckchen Erde zu meinem zweiten Zuhause.

All dies kam nun durch „Urlaub aus der Flasche“ wieder zum Vorschein, und ich bin froh darüber und dankbar dafür! Noch habe ich nicht alle Weine vertilgt, dafür hat mir die Zeit gefehlt. Wein will ich nicht einfach so kippen, ich brauche die Zeit zum Genießen dabei. Die beiden, die ich bereits genießen durfte waren sehr gut. Vielen Dank für diese Möglichkeit an das Team und an Netto, die den Versand möglich gemacht haben.

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